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Titel: Drachen, Gold und Gaunerehre - Miss Jemmys Abenteuer in London Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt wohl London bei Nacht: Im Schein der Laternen kann der Betrachter Big Ben und die Silhouette einer jungen Frau erkennen, vermutlich Miss Jemmy. Mir gefällt das Cover, auch wenn man dahinter nicht unbedingt eine Diebesgeschichte vermutet.
Ein im Klassenzimmer vergessener Aufsatz, besser gesagt die Abschrift eines selbigen, führt die Waise Carnela in der Mittagspause zu der verschlossenen Tür ihres Klassenzimmers. Damit droht ihr wohl endgültig ein Nachsitzen. Das ausgerechnet Miss Jemima, die Lehrerin für Literatur und Handarbeit, ihr behilflich sein könnte, hätte Carnela nie vermutet. Ebenso wenig hätte sie Miss Jemima allerdings eine derartig spannende Vergangenheit zugetraut – und so wird das Nachsitzen zum reinsten Vergnügen.
Carnela scheint eine völlig normale Schülerin zu sein – eine, mit der sich vermutlich jede junge Leseratte identifizieren kann. Die Ereignisse, die Carnela sich vor Miss Jemima fürchten lassen, sind für den Leser allerdings eher amüsant: Geballte Fäuste gegenüber eines Gärtners, der Unkraut jäten als Frauenarbeit bezeichnet hat, oder ein ausgestopfter Basilisk im Bett der Benimmlehrerin haben mich zumindest eher zum Schmunzeln als zum Fürchten veranlasst – und Miss Jemima gleich sympathisch werden lassen. Ihre unkonventionelle Unterstützung überrascht nicht nur Carnela, und Miss Jemimas Geschichten ziehen auch den Leser schnell in ihren Bann: Miss Jeminas Vergangenheit in der erfolgreichsten Bande von ganz London ist durchaus Seiten füllend.
Das London ist allerdings nicht so, wie es der Leser zu kennen glaubt. Schon der ausgestopfte Basilisk deutet an, dass es in Susanne Haberlands Welt einiges mehr als nur ein paar Diebe zu entdecken gilt: Eine Elfe mit einigem Diebesgeschick, Dracheneier – und auch Drachen, Meerjungfrauen, Trollbezwinger, einen Naga und noch weit mehr ungewöhnliche Gesellen bevölkern Miss Jemimas Geschichte. “Drachen, Gold und Gaunerehre” scheint allerdings eher für jüngere Leser geschrieben zu sein, wirklich angsteinflößend fand ich zumindest keinen der (Ein-)”Brüche”. Durch den Zusammenhalt der Bande kommt es jedes Mal zu einem (wenn auch manchmal nur einigermaßen) guten Ende. Und die sympathischen jungen “Helden” der Geschichte macht es jüngeren Lesern sicher leicht, sich mit Ihnen zu identifizieren. Die humorvolle Schilderung der “alten” Jemima stecken vielleicht auch dem ein oder anderen älteren Leser wieder Flausen in den Kopf, zumindest verleiten sie ihm zum Grinsen – spätestens mit dem Ende des Buches und der Begegnung zwischen Jemima, Carnela und dem vermeintlich Kinder fressenden Hausmeister Mister Malone.
Trotz der vermutlich eher jüngeren Zielgruppe habe ich “Drachen, Gold und Gaunerehre” wirklich genossen. Nach den zwei Diebesanthologien ist es damit eine weitere Diebesgeschichte aus dem Aeternica Verlag, die ich guten Gewissens weiterempfehlen kann – auch wenn die Anthologien mir (als “älterer” Leser) noch etwas besser gefallen haben.