Titel: Drachengold Eine Besprechung / Rezension von Alexander Haas |
Zwar wurden Will Laurence und sein Drache Temeraire wegen Verrats nach Australien ins Exil verbannt, doch bald bedarf das englische Empire ihrer Dienste.
Wieder im Rang und Armeedienst, machen sie sich mit einer kleinen Truppe auf nach Brasilien, weil Napoleon gerade dabei ist, seine Finger nach Südamerika auszustrecken. Schnell wird klar, dass es kein einfacher Trip werden wird, denn ihr erstes Reiseerlebnis ist auch gleich ein Schiffbruch und ihre vermeintlichen Retter ausgerechnet Franzosen.
Nach vielen Strapazen und Verlusten gelangen sie endlich nach Südamerika und treffen mit den Inkas eine Ihnen vollkommen fremde Gesellschaft und selbstverständlich sind die Franzosen auch schon da …
Ich muss gestehen, dass ich der “Feuerreiter-Saga” doch sehr zerrissen gegenüber stehe.
Gerade dieser Roman hier ist doch irgendwie nicht besonders gut. Es handelt sich um eine Reiseerzählung ohne großen roten Faden und mit stark episodenhaftem Charakter. Die Handlung ist zwar “dramatisch” aber nicht sonderlich spannend, die Charaktere sind alles in allem doch sehr eindimensional, das kann man dann auch nicht mehr mit gesellschaftlichen Normen schön reden. Captain Will Laurence ist der perfekte englische Offizier und Gentleman und kennt nichts anders außer seinem Pflichtbewußtsein, der Gesandte Hammond nur sein Ziel; und die “Mannschaftsdienstgerade” sind einfältig und bekommen nichts auf die Reihe, wenn sie nicht ein paar strenge Offiziere neben sich haben. Allein die Drachen bringen ein wenig Abwechslung hinein. Temeraire hat deutlich mehr Tiefe als “sein” Reiter, der weibliche Drache Iskierka ist die “drachische Definition” einer Zicke mit einem unglaublichen Nerv-Potential, aber sie bringt immerhin ein wenig Abwechslung ins Spiel. Damit bekommt der dann doch unspektakuläre “Reise-Roman” den ein oder anderen fast kitschigen Moment. Da es sich um Drachen handelt, bleibt es gleichzeitig nicht aus, dass der ein oder andere Mensch darunter leiden muss.
Schriftstellerisch ist “Drachengold” keine Offenbarung, aber auch kein Offenbarungseid. Wer die bisherigen Romane gelesen hat, der wird jetzt nicht aufhören und wer mit Drachengold einzusteigen gedenkt, dem sei dann doch eher Band eins empfohlen.
Dennoch, bei aller Kritik, die man an dem Roman üben kann, man muss immer eines im bedenken: Wir haben hier “unsere” Welt zu Zeiten Napoleons, die voll mit intelligenten sprechenden Drachen ist. Dabei handelt es sich nicht um tumbe Fressmaschienen, sondern um intelligente Fressmaschinen, die mal sympathisch, mal fies rüber kommen können.
Es handelt sich also um eines der abgefahrensten Settings, die ich in den letzten Jahren lesen durfte. Was die Drachen alleine anbelangt, so gehört für mich das Konzept Naomi Novik zum Besten, dass ich jeh auf dem Gebiet gelesen hab. Das macht eine Menge wett und wird die Leser auch wieder zum nächsten Band greifen lassen.