| Reihe: Die Feuerreiter seiner Majestät, 4. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die britische Luftwaffe hat ein großes Problem. Eine tödliche Seuche sucht die Drachen der Feuerreiter seiner Majestät heim. William Laurence und sein kaiserlicher Himmelsdrache Temeraire stehen vor den Überresten einer ehemals stolzen Drachenarmada und sind selbst nicht betroffen. Das mag daran liegen, dass Temeraire an einer ähnlichen Krankheit litt, als er nach China unterwegs war, und in Afrika geheilt wurde. Um noch etwas Gutes aus der Situation zu machen, soll sich Temeraire mit einem Gelben Schnitter namens Felicitas paaren. Daraus entspinnt sich natürlich erst einmal ein Streitgespräch über das Warum. Die todbringende Seuche des Drachenbestandes nährt natürlich die Befürchtung, dass der Inselstaat von den Franzosen angegriffen wird. Napoleon baut seine Macht auf dem Festland immer mehr aus und stellt somit für die Briten eine immer größer werdende Bedrohung dar. Den Briten ist nichts zu abwegig, einen Angriff und die damit einhergehende Invasion Napoleons zu vereiteln, während zur gleichen Zeit Kapitän Laurence und sein Drache in Afrika unterwegs sind. Auf der Suche nach dem Heilmittel für die Drachen sind sie wieder auf dem Weg zum Tafelberg in Südafrika. Dort wuchs ein fürchterlich stinkender Pilz, der aber dem Drachen als Zwischenmahlzeit diente. Der Pilz scheint der Grund für die gestärkte Widerstandskraft des chinesischen Drachen zu sein. Auf der Reise dorthin geraten Will und Temeraire in die Gefangenschaft von Afrikanern und ihren Drachen. Mit der Beschreibung dieser neuen Welt entsteht eine farbenprächtige Kulisse, die mich an alte Tarzan-Filme erinnert. Kurz darauf wollen die Afrikaner die Kolonialeuropäer aus dem Land werfen. Eine völlig fremde und farbenfrohe Kultur wird beschrieben, ausdrucksstarke Menschen und deren Gewohnheiten werden präsentiert. Eine Kultur, die mehr Zivilisation darstellt als das komplette Groß-Britannien. Natürlich rebelliert das Volk dagegen, als Ware behandelt zu werden. Mit dem Aufstand der Sklaven schneidet die Autorin ein sozialkritisches Thema an, ohne zu einer wirklichen Aussage zu gelangen. Ich erwarte natürlich nicht, in einem Jugendbuch die Probleme der Welt gelöst zu sehen. Egal, ob es sich um eine Einzelperson oder um Gruppen von Menschen oder Drachen handelt. Doch in diesem Fall wird mir zu flüchtig damit umgegangen. Und die Flucht bezieht sich dabei auch auf Naomi Novik, die zwar das Thema anspricht, aber vor einer Auseinandersetzung flüchtet.
Letztlich bleibt ein Jugendbuch, das mir von der Thematik her gefällt. Ein Parallelweltroman, in dem es intelligente Drachen gibt, die sich mit der Rolle als Reittier zufrieden geben, ist nicht unbedingt logisch. Doch vielleicht kommt er noch, der weltweite Aufschrei der Drachen und der Aufstand und die Gleichsetzung als intelligente Rasse. Die Verlagerung der Handlung nach Cape Town war sicherlich ein wichtiger Schritt, um auf die Buren und deren Sklavenhaltermentalität einzugehen. Doch es bleiben nur Ansatzpunkte.
Der vorliegende Roman ist im direkten Vergleich zu den ersten beiden Bänden schwächer geworden. In der Ausführung wie auch in der Handlung. Es scheint, als hätte Naomi etwas an Schwung verloren. Naomi Novik wurde 1973 in New York geboren und wuchs mit polnischen Märchen auf. Sie studierte an der Brown-Univeristät englische Literatur und graduierte an der Columbia-Universität im Hauptfach Informatik. Bevor sie zum Schreiben kam, war sie im kanadischen Edmonton an der Entwicklung des Computerspiels Neverwinter Night beteiligt.
Drachenglanz - die Rezension von Rupert Schwarz