![]() | Serie: Die Feuerreiter seiner Majestät, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Krieg zwischen den Briten und den Franzosen tobt. Die Armeen des französischen Imperators eroberten inzwischen fast den kompletten europäischen Kontinent, Nordafrika und vor allem Ägypten. Lediglich England kann sich dank seiner Insellage und seiner hervorragenden Flotte unter Admiral Nelson halten. Die Flotte bewacht extrem wachsam die Grenzen der Inselwelt, und so kommt es, dass immer wieder französische Schiffe durch die englische Wachflotte aufgebracht werden. Eines dieser englischen Schiffe ist die `Reliant’ unter dem Kommando von Kapitän Will Laurence. Die französische Fregatte `Amitié’ fällt den Engländern nach kurzem, aber heftigem Kampf in die Hände. Niemand glaubt, dass der französische Kapitän mit seiner verminderten Crew verständlich handelte. Erst als man das Schiff gründlich untersucht, wird klar, warum das Schiff so vehement verteidigt wurde. Es findet sich an Bord der Fregatte in einer großen Kiste ein Drachenei, kurz vor dem Schlupf.
Für die britische Admiralität ist dieser Fund sagenhaft günstig. Drachen sind in der Welt nichts Besonderes, aber die Engländer benötigen dringend eigene Drachen, um sich gegen die Franzosen schützen zu können. Sobald der Drache schlüpft, hat er die Angewohnheit, sich einen Menschen als Reiter zu suchen. In diesem Fall trifft es ausgerechnet Kapitän Will Laurence, der allerdings erst auf sich aufmerksam machen musste. Damit ist sein zukünftiges Leben, wie er es sich ausmalte, nicht mehr wichtig. Keine wildromantischen Segelabenteuer, keine heldenhaften Seeschlachten und keine Familie. Von nun an gehört sein Leben dem Drachen, und er wird zu einem der Feuerreiter seiner Majestät. Und er kann natürlich nicht mehr der Flotte dienen. Daher reicht er seinen Abschied ein. Die englischen Drachenreiter schützen die Inseln vor einem Angriff der französischen Drachen. Der auf den Namen Temeraire getaufte Drache ist ein chinesischer Drache, eigentlich ein Geschenk des Kaisers des Himmels an Bonaparte anlässlich dessen Krönung zum französischen Kaiser. Und Temeraire kann von Beginn an sprechen. Englisch und Französisch. Will und Temeraire werden nach Schottland geschickt, damit sie dort mit anderen Drachen im Verbund lernen, gemeinsam zu fliegen und zu kämpfen. Gleichzeitig sollen Mensch und Drache sich besser kennen lernen, und vor allem lernen, sich auf den anderen blind zu verlassen. Drachen sind sehr intelligent und damit den Menschen zum Teil überlegen. Es verwundert daher auch nicht, wenn die Grenzen von Untergebenem und Befehlendem sich verwischen oder gar umkehren. Nach einer längeren Zeit des Voneinanderlernens und -verstehens ruft der Krieg, für den die ganze Ausbildung durchgeführt wurde.
Drachenbücher gibt es genug, Bücher mit intelligenten Drachen schon etwas weniger, und so ist es für mich nicht ungewöhnlich, an Die Drachenreiter von Pern von Anne McCaffrey erinnert zu werden oder an Machtfeuer von Markus Heitz. Naomi Novik stellt eine ungewöhnliche Trilogie vor, deren erster Band nun auf Deutsch vorliegt. Gleich zweimal. Ehrlich gesagt, mir als erwachsener Mensch gefällt das Titelbild der Jugendbuchausgabe des cbt Verlages besser als die etwas biedere und nicht so ansprechende Ausgabe von Blanvalet. Beide Bücher tragen das gleiche Titelbild: Drachen, Orden und Schiffe. Da der Inhalt bis auf das Verlagsdeckblatt gleich ist, sind das aber nur Äußerlichkeiten. Die Autorin führt uns in das viktorianische England, in dem sie es so darstellt, wie sie glaubt, dass es war. So lange sie die Erzählung, den Hintergrund und die handelnden Personen in sich stimmig beschreibt, ist es mir egal, ob sich dabei einige logische oder historische Fehler eingeschlichen haben. Sie berichtet aber auch ungeschönt über Krieg und Gewalt, die Auswirkungen des Krieges und die sich daraus ergebenden Folgen. Ein Buch, unterhaltsam und nachdenklich, für Erwachsene und Jugendliche.