Titel: Down Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Die Rockband “The Frequency Brothers” stürzt nach einem Konzert mit dem Flugzeug über einem unbewohnten Waldgebiet ab. Wie durch ein Wunder sterben bei dem Absturz nur die Piloten, die Passagiere hingegen überleben, wenn auch teilweise schwer verletzt. Die anfängliche Erleichterung über das vermeindliche Glück im Unglück beginnt jedoch schnell, einer nackten Panik und der dem Kampf ums Überleben zu weichen, als sie feststellen müssen, dass sie nicht alleine im Wald sind. Hier lebt noch etwas – und es macht Jagd auf die Rocker.
Kritik:
Southards Erstling “Red Sky” wurde von mir bereits im Februar zu einem meiner ersten Lesehighlights des Jahres gekürt. Umso größer war natürlich die Freude, als der Festa-Verlag mit “Down” einen zweiten Roman und mittlerweile mit “Eine Nacht in der Hölle” ein Novellen-Double Feature zusammen mit Wrath James Whites angekündigt hat. Nun ist ein großartiger Start aber immer auch eine Herausforderung. Schauen wir mal, ob der Neuling seinen Vorgänger tatsächlich ein- oder sogar überholen kann.
Gleich zu Beginn wird man feststellen, dass Southard sich, wie bekannt, wenig Zeit dafür nimmt, die Geschichte mit Geplänkel einzuläuten. Er nutzt den Prolog, um die Figuren einzuführen, was aber auch immer wieder von Ausflügen in die “Gegenwart” unterbrochen wird. Faktisch findet sich der Leser also wie gehabt mitten in der Action wieder. Geändert hat sich auch nichts daran, dass der Autor den Gaspedal bis ganz unten durchtritt und dabei vom Start weg einen Spannungsbogen aufbaut, der sich gewaschen hat und sich auch bis zum Ende der Story zieht. “Down” ist jedoch, anders als “Red Sky”, kein actiongeladener Roadtrip, sondern macht einen Schritt näher auf den klassischen Horror zu, wobei bei dieser Handlung natürlich vereinzelte Survival-Einflüsse unvermeidlich sind. Zwar kommt auch hier die Action nicht zu kurz, allerdings setzt Southard dieses Mal nicht so massiv auf dieses Element wie beim Vorgänger. Das macht den Roman aber keinesfalls schlechter. Äußerst gelungen fand ich zudem auch die sehr verstörende und äußerst dichte Atmosphäre, die zum Schluss hin durch den Einsatz von leichten Mystery-Elementen nur noch unheimlicher wird.
Die Figuren sind in “Down” interessant ausgefallen, auch wenn man hier das eine oder andere Klischee wieder findet, die für das Genre typisch sind. So ist Tourmanager Potter eindeutig als “der Macher” zu sehen, während Reporterin Sharon die gute Seele der Gruppe ist. Umso überraschender war für mich ihre Entwicklung im späteren Verlauf der Geschichte. Natürlich dürfen bei Rockern natürlich auch die dafür typischen Klischees nicht fehlen, wie zum Beispiel der heroinsüchtige Gitarrengott. Davon ab sind die Charaktere jedoch gut gezeichnet und auch in ihren Handlungsweisen zumeist nachvollziehbar. Zwar gibt es kleine Detailmängel (ich für meinen Teil kann mir nicht vorstellen, dass man mit einem unter Trümmerteilen eingeklemmten Arm Lust auf eine Knutscherei hat), die das Vergnügen am Buch aber nur sehr bedingt beinflussen. Herausgerissen wird das wieder durch die sehr interessante Dynamik und die… nennen wir es einmal “Verwebungen” innerhalb der Gruppe.
Man muss Southard im direkten Vergleich mit dem Vorgänger eines auf jeden Fall bescheinigen: er hat seinen Stil noch einmal merklich verfeinert, ohne dabei seine bekannte Handschrift zu verfälschen. “Down” liest sich etwas komplexer und auch anspruchsvoller als noch “Red Sky”, ohne dass der Autor seine Stärken wie das schnelle Schreiben auf den Punkt hin vernächlässigen würde. Eine schöne Entwicklung, die für zukünftige Veröffentlichungen gutes erahnen lässt! Leider muss ich mich an dieser Stelle jedoch etwas auf die Übersetzung – zumindest vermute ich, dass dieser Kritikpunkt darauf zurück zu führen ist – einschießen. Mitunter schien mir die Wortwahl doch etwas… ausgefallen und sorgte für ein unfreiwilliges Grinsen in der ansonsten bitterernsten und humorfreien Story. Beispiel gefällig? So ist zum Beispiel vom “Klau der Leiche” die Rede, oder auch davon einen Hügel “hinaufzukraxeln”. Letzteres hätte vielleicht in einen Regionalroman gepasst, wirkt auf mich hier aber einfach nicht stimmig.
Fazit:
“Down” reiht sich nahtlos hinter “Red Sky” ein und zeigt eindrucksvoll, dass Southard nicht nur auf eine Schiene festgelegt ist. Ein atmosphärisch unglaublich dichter und sehr spannender Roman, der in meinen Augen noch stärker ist als der Vorgänger. Kleine Detailmängel in den Handlungsweisen der Charaktere, vor allem aber die mitunter unpassend erscheinende Übersetzung verhindern die Höchstwertung.