Titel: Der Zombie Survival Guide: Dokumentierte Angriffe Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Seit Robert Kirkman im Jahre 2003 mit seiner grandiosen Reihe "The Walking Dead" (dt. bei CrossCult) auf dem amerikanischen Comic-Markt reüssierte, fand die Thematik in Leser- und schließlich auch Verlags-Kreisen immer mehr Zuspruch, so dass sich in den folgenden Jahren eine ständig steigende Zahl von Publikationen der wandelnden Toten annahm, wobei an erster Stelle hier sicherlich die Zombie-Storys des Marvel-Universums stehen oder DC's "Blackest Night"-Story-Run. Während Max Brooks' belletristischer "Zombie Survival Guide" (dt. bei Goldmann) im Original ebenfalls auf das Jahr 2003 datiert und der Autor hier insofern vom Vorwurf des Trittbrettfahrens freizusprechen ist, erschien die vorliegende Graphic Novel allerdings erst 2009 und dürfte damit durchaus dem allgemein Zombie-Boom geschuldet sein.
Brooks schlägt in mehreren Short-Storys einen weltgeschichtlichen Bogen, beginnend im Jahre 60.000 vor Christus in Afrika über das alte Ägypten, das Schottland um die Zeitenwende oder das feudalistische Japan bis hin in die 1960er Jahre in Russland oder das Jahr 1992 in den USA. In zwölf Episoden erzählt der Autor von Begegnungen zwischen Menschen und Zombies in diversen zeitgeschichtlichen Epochen, auf verschiedenen Kontinenten und vor unterschiedlichsten gesellschaftlichen Hintergründen, schildert beispielsweise den Kampf römischer Okkupatoren gegen caledonische Infizierte, die Begegnung der ersten Weltumsegler auf einer Pazifik-Insel mit den Verdammten, lässt uns an der Prüfung teilhaben, der sich in Edo die Krieger der Bruderschaft des Lebens stellen mussten, und weiht uns in unselige russische Militärexperimente mit den Wiedergängern ein, die in einer atomaren Katastrophe endeten.
Wie so viele Comics, die im Fahrwasser von "The Walking Dead" auf den Markt geschmissen wurden, bietet Max Brooks' Werk wenig Neues, auch wenn sein historischer Ansatz an sich auf den ersten Blick recht originell scheint. Bedauerlicherweise bleibt es schlussendlich beim lustigen Zombie-Metzeln, beim anspruchslosen Gore- und Splatter-Snack für zwischendurch und - mit Ausnahme der in Ägypten und Japan angesiedelten Geschichten - einer relativ monotonen Wiederholung bzw. leichten Variation des Grundthemas "Unwissende Menschen treffen auf Zombies mit der Folge der lokalen Ausbreitung der Seuche".
Rundum überzeugend ist hingegen Robersons hoch realistisches Artwork. In seinen stimmungsvollen, plastischen, drastischen und düsteren Schwarzweiß-Bildern spiegelt sich die Unterschiedlichkeit der einzelnen Handlungshintergründe in den Physiognomien, dem Ambiente und den Accessoires so perfekt wider, dass eine Koloration gerade auch der Splatter-Szenen schlichtweg überflüssig ist.
Fazit: storyseitig und trotz des originellen Grundkonzeptes Zombie-Horror von der Stange; künstlerisch hingegen ein Leckerbissen für jeden Freund verwesenden Fleisches.