Serie/Zyklus: Blade Runner, Band 1 Autor: Philip K. Dick Time Warner (1994) - 180 Minuten Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Rick Deckards Leben ist ein Haufen Ruinen. Die Beziehung zu seiner Frau hat sich zu fast absoluter Teilnahmslosigkeit abgekühlt; um überhaupt noch etwas zu empfinden, generieren Deckard und seine Frau Irene wie fast alle Menschen Gefühle mittels einer Empathie-Box. Seine ganze Liebe richtet er auf sein künstliches Schaf, das er auf dem Dach seines entvölkerten Wohnhauses hält und hegt und pflegt.
Die Menschheit ist an Krieg und Umweltverschmutzung fast zu Grunde gegangen und nur langsam steigt die Population wieder. Der größte Besitz, den ein Mensch haben kann, ist ein echtes Tier, und je größer dieses ist, umso wertvoller ist es, denn durch Umweltverschmutzung sind fast alle Tiere ausgestorben. Doch die meisten Menschen wie Deckard müssen sich mit Replikationen zufrieden geben.
Nun erhält Deckard den Auftrag, die Androiden zu jagen. Er führt den Auftrag mit absoluter Gefühlskälte durch. Um einen Replikanten zu identifizieren, wird ein Empathie-Test gemacht, der misst, wie die Zielperson auf bestimmte Fragen reagiert, denn Replikanten reagieren auf bestimmte Fragen anders als Menschen. Doch dann zeigt sich, dass die Replikanten ihm einen Schritt voraus sind und bereits das Polizeirevier inflitriert haben. Deckard kann zwar bestehen und die Androiden ausschalten, doch für ihn beginnt eine spirituelle Reise mit der Frage nach dem Grund seiner Existenz.
Es stehen in dem Buch sehr stark die Gefühle von Mensch und Maschine im Mittelpunkt und es dreht sich nicht nur um die Frage, wann eine Maschine wie ein Mensch ist, sondern auch darum, wann eine Mensch wie eine Maschine ist und damit letztendlich auch darum, wann eine Maschine menschlicher als ein Mensch sein kann.
Do Androids Dream of Electric Sheep ist ein philosophisches Buch. Streckenweise wirkt das Buch aber unvollendet und verworren. Dick hat zuviel hineingepackt mit dem Fernsehprediger Buster Friendly, der allgegenwärtig in einer Art multimedialen Talkshow zu jedem Einzelnen spricht, oder Mercer, dem spirituellen Führer der Menschen. Gegen Ende versinkt das Buch in dem Meer der Selbstfindung. Dadurch rückt das philosophische Grundthema in den Hintergrund und alles scheint sehr richtigungslos. Dick hätte besser daran getan, die Abgrenzung zwischen Mensch und Maschine zu einem klaren Ende zu bringen.
In Ridley Scotts Blade Runner wurde dies gemacht, als Roy Batty am Ende - eine Taube streichelnd - mit Deckard über das Leben philosophiert. Hätte sich nur Dick auch für so ein Ende entschieden.
Dem Buch gebe ich 7 von 10 Punkten.
Das Hörbuch ist eine gelungene Produktion. Interessant, dass neben Matthew Modine die noch unbekannte Calista Flockhart die weiblichen Sprechstellen übernommen hatte. Zu Beginn war das ein wenig ungewohnt, doch man gewöhnt sich schnell daran und genießt die Dialoge.
Etwas zum Schmunzeln: Eine Person in dem Buch ist deutschstämmig. Deckard macht seinen Empathie-Test und stellte dieselbe Frage wie im Film "Auf ihre Hand setzt sich eine Wespe". Der Dialog lief dann so weiter: "What's a wasp?" - "An Insekt" - "Do you know the German word?". Und dann will Matthew Mordine "Wespe" sagen, sagt aber "Was-pe". Deutsch war das nicht und außerdem wird der Sinn enstellt, denn es klang so, als hätte man bei Wasp noch ein 'e' angehängt. Dann hätte die Person das Wort aber erkennen müssen, da dies so ähnlich klingt.
Insgesamt ist dies aber eine sehr gelungene Produktion und Matthew Modine versteht es, seinen Figuren Leben zu verleihen. 9 von 10 Punkten für die Hörbuchproduktion.
Blade Runner - Rezensionsübersicht
Besprechung im Literaturzirkel des SF-Netzwerk Forums - Teil 1 |
Besprechung im Literaturzirkel des SF-Netzwerk Forums - Teil 2 |