Serie: Die vierte Gabe, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Erzählung beginnt mit dem Epilog. Epilog, der, Schlussrede, Nachspiel, Nachwort. Gegenteil: Prolog. Man könnte also meinen, das Buch sei damit zu Ende, doch folgen weitere 450 Seiten. Wer das Buch lesen möchte, sei gewarnt, denn wer die ersten Bände nicht kennt, wird mit diesem Buch nichts anfangen können. In den ersten Kapiteln wird der Leser mit Namen und Begriffen überfordert, kann nicht entscheiden, was ist davon wichtig ist und was nicht, und wie es zusammengehört. Das Glossar am Ende des Buches ist dabei nur bedingt hilfreich, die Wissenslücken zu füllen. Was mir sehr gut gefällt ist der Stil, der angewendet wird, um die Erzählung voranzutreiben. Leider wird dieser Stil mit Fehlgriffen in der Sprache durch den Autor selbst torpediert. Auf Seite 64 etwa besonders deutlich dargestellt mit dem Satz:
"Durch Heirat zum Herzog aufgestiegen (...) Er saß vor einem rauchenden Scherbenhaufen." (Zitat Ende). Ich habe in meinem Leben bereits viele Scherben verursacht, selbst Polterabende mit grossen Scherbenhaufen, doch keiner davon hat geraucht. Leider ist dies nicht die einzige sprachliche Entgleisung.
Zum Inhalt selbst kann ich nicht viel sagen, da mir der zweite Band, also der Vorgänger, fehlt. Eine recht positive Bewertung erhielt der Autor im phantastischen Bücherbrief 544 für den ersten Band der Reihe, die demnächst mit einem vierten Band fortgeführt werden soll. Der vorliegende Band erzählt weiter die Geschichte eines Rollenspiels, das über Jahre geführt wurde. Zumindest ist dies mein Eindruck, da die typischen Elemente überwiegen. Es ist jedoch nicht nur dies, was mich immer wieder innehalten lässt, denn zu offensichtlich sind Versatzstücke von anderen Autoren vorhanden. Etwa Hal Foster und sein Prinz Eisenherz, als im Kapitel Unter Geiern den Angreifern eine nur zu bekannte Falle gestellt wird.
Nach dem Epilog versucht der Autor die Machtverhältnisse innerhalb der Erzählung darzustellen, die ich, ich gebe es zu, nur schwer verstand. Nur eine Seite weiter befinden wir uns an der Südfront und sind dann bereits nach wenigen Absätzen ein neues Kapitel weiter. Das ständige Wechseln der Örtlichkeiten sorgt zwar dafür, dass die Erzählung schnell vorgetragen wird, aber auch gleichzeitig, dass sich der Leser in der Vielzahl der Begrifflichkeiten verliert. Ein roter Faden, der sich auf der einen Seite um König Ludolf kümmert, auf der anderen Seite sich weiteren Personen annimmt, etwa Heralf, Gorm, Selina und andere, ist schwer zu finden. Hier wäre es sicherlich angebrachter gewesen, die Abschnitte länger zu halten und etwas mehr zu be- als zu umschreiben.