| Titel: „Die Stadt“ aka „Der steile Horizont“ Eine Besprechung / Rezension von RealS |
Die Besprechung beruht auf der englischen Originalfassung.
Inhalt:
Helward Mann ist ein Lehrling der Zukunftsvermesser (engl. „Future Surveyor“), einer der Gilden der Stadt, in der er aufgewachsen und die er – wie der Großteil ihrer Bewohner – noch nie verlassen hat. Langsam wird er im Rahmen seiner Ausbildung in das Funktionieren der Stadt eingeweiht und ihr Geheimnis, das von den Herrschern der Stadt streng gehütet wird: Die Stadt bewegt sich! Sie wird auf Schienen gezogen, die jeweils vor der Stadt ausgelegt und dann hinter ihr wieder abgebaut werden. Hierdurch schafft sie eine Geschwindigkeit von einer Meile in zehn Tagen – besser gesagt, sollte sie schaffen; denn mit dieser Geschwindigkeit bewegt sich das „Optimum“, dessen Position die Stadt möglichst einnehmen sollte, denn wenn sie zu weit zurück fällt, droht ihr der Untergang. Auf ihrem Weg aber muss die Stadt nicht nur gegen natürliche Hindernisse wie Hügel oder Flüsse kämpfen, sondern auch gegen die Einheimischen, deren Land sie durchquert.
Bewertung:
Inverted World krankt daran, dass von den verschiedenen Möglichkeiten, die die Geschichte bietet, um sie spannend zu gestalten, nicht eine konsequent ausgeschöpft wird. So könnte der Roman davon handeln, wie Helward das Geheimnis der Stadt entdeckt, aber dieses wird ihm schon – wenn auch scheibchenweise – von seiner Gilde im Rahmen seiner Ausbildung offenbart – und ist dem Leser sowieso schon von Anfang an klar; und bei Lichte betrachtet ist auch überhaupt nicht einsichtig, warum es überhaupt als ein Geheimnis behandelt wird.
Dann könnte es ein Roman über eine Rebellion gegen dieses System sein, aber die anfänglichen Andeutungen, dass Helward sich evtl. gegen das strikte Gildenwesen auflehnen könnte, bewahrheiten sich nicht.
Denkbar wäre auch eine Beschreibung der Reise der Stadt, bei der diese evtl. an einem Ziel ankommt oder eine Bestimmung findet. Dieser Variante kommt der Roman noch am nächsten, allerdings fehlt es insoweit an wirklicher Spannung. Zwar wird beschrieben, wie ein Fluss überquert und Feinde zurückgeschlagen werden, doch sind die Beschreibungen zu wenig intensiv und auch zu kurz, als dass wirklich Spannung aufkommen könnte. Zumal keine der handelnden Personen dem Leser besonders nahe geht, sodass er auch kein Problem damit hätte, wenn die ganze Stadt in die Schlucht stürzen oder von Einheimischen abgebrannt würde.
Soweit es um die Frage geht, warum die Stadt überhaupt fortbewegt werden muss, so bleibt der Roman bis zum Schlusskapitel zu oberflächlich. Die dann gegebene Erklärung für die Probleme der Stadt und ihrer Bewohner vermag nicht zu überzeugen und auch die zuvor geschilderten Besonderheiten nicht ausreichend zu erklären.
Fazit:
Der Roman ist mehr Idee als Geschichte, was nicht unbedingt schlecht sein muss(s. z.B. Asimov, bei dem Charakterzeichnung und lebendiges Beschreiben auch eher unterentwickelt sind), allerdings ist die Idee von Inverted World nicht stark genug, um einen ganzen Roman zu tragen. Hätte es sich um eine Kurzgeschichte gehandelt, wäre es bestimmt ein befriedigendes Leseerlebnis gewesen, so aber kann der Roman angesichts der Vielzahl und z.T. auch Qualität an Science Fiction nicht wirklich empfohlen werden.