Titel: Die Pferdelords und die Schmieden von Rumak Eine Rezension von Christel Scheja |
Vermutlich ist es dem Autoren Michael H. Schenk zu verdanken, dass sein Herzensprojekt nach der Einstellung im Mira Verlag nicht in der Versenkung verschwunden ist, sondern einen neuen Verlag gefunden hat. Seit dem neunten Band erscheint die Saga daher schon bei Arcanum und sieht langsam ihrem Ende entgegen, denn „Die Pferdelords und die Schmieden von Rumak“ ist bereits der vorletzte Band der „Pferdelords“-Saga.
Die Pferdelords genießen eine Zeit des Friedens und der Ruhe unter ihrem Fürsten Nedeam und seiner elfischen Gemahlin Llaranya, die endlich auch Elternfreuden erleben durften. Ihre Tage werden nun von der munteren zweijährigen Tochter versüßt, die voller Neugier die Welt für sich entdeckt. Da erreichen beunruhigende Nachrichten Nedeams Hof. Im benachbarten und befreundeten Königreich Alnoa sind aus heiterem Himmel Feuerbälle niedergegangen und haben Tod und Zerstörung gebracht. Die Bevölkerung auf dem Land ist in Angst und Schrecken versetzt worden. Nedeam und seine treuen Gefährten ahnen, um was es sich handeln könnte. Deshalb brechen der Pferdefürst und eine Schar auserlesener Kämpfer in Verkleidung auf, um im Herzen des Schwarzen Reiches die Waffe zu zerstören, die dafür verantwortlich ist. Dabei entdecken sie auch noch andere unangenehme Entwicklungen... Im Feindesland müssen sie sehr umsichtig vorgehen, denn auch alte Gegenspieler sind aktiv und könnten brutal zuschlagen, wenn sie herausfinden, wer sich eigentlich in ihre Mitte gewagt hat.
„Die Pferdelords und die Schmieden von Rumak“ stellen die Ruhe vor dem Sturm dar. Das Abenteuer selbst ist zwar abwechslungsreich angelegt, aber auf der anderen Seite auch sehr einfach gestrickt und überschaubar. Viel wichtiger und spannender sind sicherlich die Fragen, die sich aus den Andeutungen ergeben, die gegen Ende hin von dunkler Seite aus ausgesprochen werden. So macht der Autor die Leser geschickt neugierig auf den letzten und abschließenden Band, denn irgendwie möchte man ja noch wissen, welche Schlüsselrolle Nedeam in dem ganzen Kampf zwischen Gut und Böse eigentlich zugedacht ist. Ansonsten präsentiert der Roman wieder die gewohnte Mischung aus Abenteuer und dem Alltag der Helden. Da nun keine weiteren Kulturen mehr vorgestellt werden müssen, kann der Autor mehr Raum auf die Figuren verwenden und deren Umfeld entsprechend ausbauen. Das nutzt er auch um eventuellen Neueinsteigern zu ermöglichen, in die Serie hineinfinden und nicht mit all zu großen Fragezeichen da zu stehen. Alles in allem bleibt er bei der Charakterzeichnung natürlich auch weiterhin oberflächlich, schafft es aber dennoch auch diesmal Sympathien beim Leser zu wecken, die dafür sorgen, dass man mit den Helden fiebert und leidet, vor allem als es dann innerhalb des dunklen Reiches hart auf hart kommt. Die anfänglichen Ähnlichkeiten zu Tolkien sind so gut wie verschwunden, der Hintergrund inzwischen hat längst eine eigene Dynamik entwickelt und spielt gekonnt mit den Versatzstücken der High Fantasy, die man aus dem „Herrn der Ringe“ und seinen Epigonen kennt. Das ein oder andere mag ein Lächeln auf das Gesicht des erfahrenen Lesers zaubern, ist aber nichts weiter als eine atmosphärische Hommage an das große Standardwerk des Genres.
Alles in allem liefert der Autor deshalb ein ausgewogenes Fantasy-Abenteuer ab, das zwar etwas braucht, um in die Gänge zu kommen, aber dann richtig loslegt und mit passender Action, aber auch atmosphärischen und ruhigen Momenten aufwartet, die vieles an der Geschichte noch lebendiger machen. So dürfte „Die Pferdelords und die Schmieden von Rumak“ wieder einmal besonders interessant für die Fans epischer High-Fantasy sein, die klassische Völker des Genres wie Elfen, Zwerge und Orks lieben, aber ihre Abenteuer lieber mit einer Schar wagemutiger Männer erleben wollen als in epischen Schlachten ohne direkte Identifikationsfiguren.