Titel: Die Mutter Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Sie lebt auf dem Hume, einer Verbindungsstraße zwischen Sydney und Melbourne. Wie sie heißt, weiß sie nicht mehr, wie lange sie wirklich unterwegs ist auch nicht. Sie weiß nur eins: ihr Ziel ist es, den Mörder ihrer Tochter zu finden. Deshalb trampt sie. Und sie ist bereit, alles auf sich zu nehmen, denn Mann mit dem “Stirb, Mutter”-Tattoo zu finden. Wirklich alles.
Kritik:
Nachdem “Das Motel” von McBean mich ja doch ziemlich begeistert hat, kam mit “Die Bestien” dann ein kleiner Absturz. Nun hatte ich also noch “Die Mutter”, die an vielen Stellen im Internet als der bislang beste Roman des Autoren gilt vor mir und ich war sehr gespannt, ob das Buch diesem Ruf gerecht wird.
Zunächst einmal muss man sagen, dass “Die Mutter” zwar schon eine durchgehende Handlung bietet, sich alles in allem aber mehr wie eine Art Episoden-Roman liest. Alles ist irgendwie miteinander verwoben und doch steht jedes Kapitel für sich alleine. Das mag zu Beginn noch etwas gewöhnungsbedürftig sein, funktioniert aber sehr schnell schließlich doch sehr gut. Brett McBean setzt hierbei auf seine bekannten Stärken, er versteht sich darauf, einen Spannungsbogen zu erschaffen, der, nachdem er den Leser erstmal gepackt hat, ihn auch nicht mehr loslässt. Und die Kurve geht steil nach oben, man will unbedingt wissen, wie die Geschichte um die Mutter weiter geht und ob der nächste Fahrer, der sie mitnimmt vielleicht ein fehlendes Puzzle-Teil auf der Suche nach dem Mörder ist. Die Atmosphäre schwankt hierbei zwischen beklemmend, erschreckend, grausam und mitunter auch recht emotional, was eindeutig auch auf die Episoden-Erzählweise zurückzuführen ist. Das hat natürlich den Vorteil, dass man in “Die Mutter” sehr gut sehen kann, dass der Autor mehr kann als eben nur harten Psychothrill.
Die Figuren sind dabei natürlich großteils “Kanonenfutter”, wenn auch nicht immer im herkömmlichen Sinn. Die meisten von ihnen treten nur in einer einzelnen Episode auf, als Leser erfährt man dementsprechend nur das notwendigste über sie. Trotzdem wirken sie grundsätzlich nachvollziehbar und nicht eindimensional. Die Mutter selbst lernt man im Verlauf des Romans immer besser kennen, hier muss ich sagen, dass McBean einen echt tollen, wenn auch natürlich unglaublich düsteren, Charakter geschaffen hat. Die Verbindungen untereinander kommen ebenfalls erst mit voranschreitender Geschichte richtig zur Geltung, sind dabei oftmals ziemlich überraschend.
Stilistisch bietet der Autor hier das, was er offensichtlich am besten kann: harten und streckenweise sehr explizit geschilderten Psycho-Thrill. Brett McBean schreibt rasant und direkt auf den Punkt, nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um brutale Folter oder detailierte bis pornografische Schilderungen von Sexualität (oder auch gerne genommen: die Kombination aus Sex und Gewalt – was in “Die Mutter” wohl als Regelfall bezeichnet werden darf) geht. Er wurde schon einmal als Richard Laymons bester Schüler bezeichnet und nach allem, was ich bislang zu diesem Thema sagen kann, liegt der Vergleich offenbar wirklich recht nahe. Trotzdem kann man sagen, dass er nicht einfach nur einen Stil kopiert, sondern durchaus eigenständig zu Werke geht.
Fazit:
“Die Mutter” wird seinem oftmals beschworenen Ruf als bester Roman von Brett McBean durchaus gerecht. Sehr spannend und detailliert geschildert ist die Geschichte um den “Racheengel” etwas, was Freunden von harter Horrorliteratur und gepflegtem Psycho-Thrill absolut ans Herz gelegt werden kann. Mich hat dieses “geile, dreckige Stück” (Zitat meiner Facebook-Bekanntschaft Jim Aal) jedenfalls schnell in seinen Bann gezogen.
9/10 Punkten