Titel: Die Kuppel Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Es ist vollbracht. Europa im Jahr 2035 ist einer Umweltkatastrophe erschreckenden Ausmasses erlegen. Umwelt und der Klimawandel haben den Kontinent und auch die übrige Welt stark verändert. Eine gigantische Ölkatastrophe hat Deutschlands Küsten und mit ihnen das ehemals blühende Leben zerstört. Das Öl als Grundlage der verschiedensten Techniken, vom Benzin bis zu den Medikamenten ist äusserst knapp und teuer. Das Verkehrswesen hat sich bis auf wenige Ausnahmen verabschiedet. Ein Rückfall wie ins Mittelalter, da wieder vieles nur mit Muskelkraft und alternativen Energien bewegt werden kann. Die Vereinigten Staaten von Europa mit ihrem Regierungssitz in Brüssel stehen vor dem Aus.
Vincent Höfler ist ein junger Militärpolizist. In dieser Eigenschaft soll er einen mysteriösen Todesfall untersuchen. Da trifft es sich gut, dass er als ehemaliger Einheimischer von Brüssel in seine alte Heimat Rostock geschickt wird. Vor Ort, einer militärischen Anlage wurde die Leiche eines alten Mannes in einem Stacheldrahtzaun entdeckt. Nun muss Unteroffizier Vincent Höfler feststellen, dass mehr hinter dem Todesfall steckt, als gemeinhin angenommen wurde, denn die Stichstelle im Rücken kann sich der Mann nicht selbst beigebracht haben. Vor allem, als sich beim Opfer herausstellt, dass der Mann ein alter Freund seines Vaters war. Umgehend werden von ihm eine Reihe von Indizien, einer genaueren Untersuchung herangezogen. Ihm zur Seite steht die attraktive Ärztin Anna Robacki. Sofort machen sich die beiden daran, den Spuren nachzugehen. Doch plötzlich wird Vincent wieder vom Fall abberufen. Auf eigene Faust ermittelt er weiter. Die Zusammenarbeit mit dem Militär und anderen örtlichen Behörden reduziert sich auf Null. Gleichzeitig werden immer mehr Aktionen ausgeführt, die darauf hindeuten, dass weitere Ermittlungen nicht nur unerwünscht sind, sondern ganz eingestellt werden sollen. Hartnäckig zeigt sich Vincent jedoch immer stärker interessiert. Die Aktivitäten deuten bis in die Spitzen der neuen Regierung. Im Hintergrund dreht sich alles um eine sogenannte Seniorenresidenz ein gigantischer Kuppelbau, der die Wellness-Anlage First Resort beinhaltet, in der Senioren ihren Lebensabend verbringen können. Die Kuppel ist mit einer eigenen Atmosphäre ausgestattet. Ein erster offizieller Besuch des unerfahrenen Ermittlers bringt nicht die gewünschten Resultate, so dass ein heimlicher zweiter Besuch ansteht. Einiges stimmt mit den Plänen nicht. Irgendein geheimnisvoller Mensch oder Gruppierung hat etwas ganz anderes im Sinn.
Markus Stromiedel, von dem ich noch nie etwas gelesen habe, legt einen schnellen, aufputschenden und atmosphärisch überzeugenden Zukunftsroman auf den Tisch, der durchaus als Thriller seine Berechtigung hat. Er führt einen ausgesprochen gut durchdachten Plot hin, der durchaus durch seinen aktuellen Bezug überzeugt. Ohne zu viel zu verraten, kann man sagen, dass der überraschende Ausblick in die Zukunft mit einem ebenso überraschenden Ende aufwarten kann. DIE KUPPEL ist ein düsterer Thriller, der die Überalterung der Gesellschaft thematisiert. Die ausgefeilte Geschichte bietet einen desillusionierend-spekulativen Blick in die nahe Zukunft. Markus Stromiedel greift unser technisches Wissen und die damit einhergehenden Errungenschaften auf. Drum herum spielt er mit sozialen Problemen und kommentiert diese recht zynisch. Ein interessanter und durchaus anspruchsvoller Unterhaltungsroman.