Titel: Die Kinder des Saturn Eine Rezension von Martin Wagner |
Charles Stross, der sein Buch „Die Kinder des Saturn“, den beiden Ausnahmeautoren widmet, hat seinen Roman in direktem Bezug zu den drei asimovschen Gesetzen geschrieben und doch etwas komplett neues kreiert. Der Wilhelm Heyne Verlag, bei dem schon viele Science Fiction-Romane erschienen sind, hat dem aufstrebenden Autoren Stross in Deutschland eine Bühne gegeben und das Stück, das auf der Bühne gespielt wird, hat es in sich. Die ersten beiden asimovschen Gesetze haben in seinem Roman nur noch Erinnerungswert, denn die Menschheit ist ausgestorben und nur noch die von ihnen geschaffenen Roboter und Androide setzen das Werk der Menschen im All fort. Sie sind nicht unbedingt bessere „Menschen“, denn ihre Gesellschaft ist geprägt von Sklaverei und dem Streben nach Macht.
Die Protagonistin des Buches ist die Androidin Freya Nakamachi-47, eine der wenigen Freien Androiden des Sonnensystems. Dass sie es geschafft hat frei zu bleiben, verdankt sie zum Einen ihrem starken Willen zur Freiheit und zum Anderen ihren Schwestern. Ihre Schwestern, dass sind anderen Androidinnen, die von den Menschen für Liebesdienste geschaffen wurden. Es ist nicht schwer darauf zu kommen, wieso Freya und ihre Schwestern für einander da sein müssen, da ihr einziger Daseinszweck schließlich nur das Befriedigen männlicher Bedürfnisse war. Menschliche Männer gibt es aber bereits seit mehr als einhundert Jahren nicht mehr und Freya hatte nie die Chance ihre einzig wahre einprogrammierte Liebe kennenzulernen. Aber irgendwann werden auch Androide von Selbstzweifel geplagt und der Lebenswille schwindet. Da kommt ihr eine provozierende Aristo, Androidinnen mit großer Macht in der Gesellschaft, gerade recht. Freya lässt sich nämlich selten etwas gefallen und das zerstören eines Sklaven der Aristo, ist dann der Auslöser für Freyas größtes Abenteuer, das sie von der Venus zum Merkur, auf den Mars und auf einen Zwergplaneten am Rande unseres Sonnensystems führt. Während ihrer Reise nimmt sie mehrere Rollen an, arbeitet als Agentin und wir schließlich selbst irgendwie zur Aristo, und das alles nur, um sowohl ihre eigene Zukunft zu sichern als auch um einige Geheimnisse ihrer Familie und der Menschen zu lüften.
Charles Stross ist wirklich ein Ausnahmeautor. Seine Figuren, sowohl Protagonisten und Antagonisten als auch Nebenfiguren so lebendig erscheinen zu lassen, dass man mit allen mitfühlen kann. Trotz der deutlichen Unterschiede zu Menschen, sind die Figuren sehr menschlich in ihrem Verhalten, was sich im Lauf des Buches erklärt und auch absolut nachvollziehbar ist. Noch besser als die Figuren sind aber der Hintergrund und die Geschichte. Der Hintergrund ist SciFi auf höchstem Niveau mit vielen wissenschaftlichen Impulsen und Aspekten. Die Geschichte ist spannend, durchdacht und durchgehend unterhaltsam, wenn auch manchmal etwas zu sexlastig, was aber bei einer Protagonistin, die nur dafür geschaffen wurde, nicht so verwunderlich ist. Es gibt so viele positive Aspekte in der Geschichte, das Aufzählen würde den Rahmen der Rezension sprengen. Eines sei aber noch gesagt, Stross schafft es, trotz vieler Persönlichkeitsänderungen, was übrigens dazu führt, dass Freya der vermutlich rundeste Charakter der Literatur ist, niemals den Faden zu verlieren beziehungsweise den Leser den Faden verlieren zu lassen. Ein großes Lob verdient aber auch die Übersetzerin, die es bei diesem Buch nicht leicht hatte und einige Wortspiele nicht so übernehmen konnte, wie diese im Original vorkamen. Sie hat gute Arbeit geleistet und man wünscht sich mehr von Charles Stross, übersetzt von Usch Kiausch.
Fazit: „Die Kinder des Saturn“ von Charles Stross machen deutlich was für ein guter Autor Stross ist. Eine Geschichte ohne Menschen, bei denen das, was von Menschen geblieben ist, Abenteuer erleben, die so noch nie vorkamen. Die Protagonistin der bis zum Ende spannenden Geschichte entwickelt sich stetig fort und ist etwas wirklich neues, was heutzutage nicht unbedingt einfach ist. Wer SciFi mag wird Stross lieben.