Reihe: Cassia & Ky, Band 2 Eine Rezension von Sandy Härtling |
Die Autorin:
Ally Condie stammt aus dem südlichen Utah, USA, einer wunderschönen Gegend, die der Landschaft in ›Die Flucht‹ als Vorlage diente. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Salt Lake City. Nach ihrem Studium unterrichtete sie mehrere Jahre lang Englische Literatur in New York, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Romane um ›Cassia & Ky‹ werden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und sind große internationale Bestseller.
“..Doch selbst wenn er nicht dort ist, werde ich ihn finden. Ich werde wieder und wieder die Berge erklimmen,
bis ich endlich dort bin, wo er ist.” ~ Cassia, S. 182
Buchinhalt:
Cassia Reyes und Ky Markham. Sie beide könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Cassia bisher vor der Gesellschaft als Bürgerin angesehen wurde, ist und bleibt Ky eine Abberation. Doch ihre nicht gesellschaftsfähige Liebe hat Cassia und Ky entzweit. Ky wurde fortgeschafft. Und Cassia sah sich nach seinem Verschwinden dazu gezwungen, Oria den Rücken zu kehren. Seither arbeitet sie in einem Arbeitslager der äußeren Provinzen. Doch hat sie Ky in keinem Moment vergessen können. Ihr Plan aus dem Lager zu fliehen um nach Ky zu suchen, geht durch ein Täuschungsmanöver auf. So macht sie sich auf den gefährlichen Weg durch die Canyons. Auch Ky hat in der Zwischenzeit einen Ausweg aus seinem täglichen Kampf um Leben und Tod gefunden. Er begibt sich in einer ebenso waghalsigen Flucht durch die Canyons auf die Suche nach seiner Cassia. Werden sie einander finden? Und wenn ja, kann es überhaupt eine Zukunft für sie geben?
“…eine Nacht
diese Nacht
als die Welt nur noch aus dir
und mir bestand
Sie drehte sich unter uns
grün und blau und rot
die Musik brach ab
aber wir
sangen weiter” ~ Ky, S. 269
Persönliche Meinung:
In der Fortsetzung um Cassia & Ky schickt die Autorin Ally Condie ihre Protagonisten auf eine gefährliche Reise. Vor allem für die junge Cassia ist ihr Leben nicht mehr wie es einmal war. Sie gab ihr wohlbehütetes Leben als Bürgerin in Oria auf um unter falscher Identität nach ihrem Liebsten zu suchen. Denn Ky ist eine Abberation, fortgeschafft von der Gesellschaft. Täglich schuftet Cassia seither in einem Arbeitslager weit weg von ihrer Familie, in der Hoffnung durch eine Flucht Ky wieder zu finden. Währenddessen kämpft Ky in den Dörfern der äußeren Provinzen ums nackte Überleben. Doch die Sehnsucht nacheinander läßt Cassia und Ky alles riskieren. Sie fliehen aus ihren ganz eigenen Gefängnissen mit dem Traum im Kopf nicht nur einander wieder zu finden sondern auch eine Welt, in der beide so leben dürfen wie sie es sich ersehnen.
Während Ally Condie ihre Protagonistin Cassia im ersten Band – ”Cassia und Ky 1 – Die Auswahl” - noch allein ihre Erlebnisse schildern ließ, erwartet den Leser in der Fortsetzung ein Schreibstil im Perspektivenwechsel von Cassia UND Ky. Eine hervorragende Idee der Autorin, denn so lernen wir auch den jungen Ky näher kennen. Dies blieb uns im ersten Band nämlich noch verwehrt. So konnte man nur durch Cassias Sichtweise Vermutungen über Ky stellen. Doch in “Die Flucht” gewährt er uns Einblicke in seine Gefühlswelt, wir erfahren wie er lebte bevor es ihn als kleiner Junge nach Oria verschlug.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir einfach und ich versank in die fast lyrischen Gedanken Kys und Erzählungen von Cassia. Jedoch können wir nicht darauf bauen eine Zusammenfassung der vorherigen Geschehnisse in wenigen Kapiteln zu erhalten. Durch Rückblenden verteilt über die gesamte Buchlänge bekommen wir von den Protagonisten kleine ‘Flashbacks’. Dies empfand ich als nützlich, denn so wurde ich nicht mit Informationen erschlagen.
Cassia und Ky haben sich verändert. Die Geschehnisse in Oria haben sie reifen lassen. Insbesondere Cassia scheint durch ihre Gefühle zu Ky das Leben in der Gesellschaft fremd geworden zu sein und der Gedanke dorthin zurück zu kehren läßt sie, trotz der Sehnsucht nach ihrer Familie, frösteln. Ihre ganze Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Ky läßt sie schwierige Zeiten im Lager durchstehen.
Obwohl der Leser durch die fortwährenden Rückblenden eine Auffrischung der Erinnerungen aus dem ersten Buch erhält, wird hier mit großen Erklärungen gespart. Die Motive der Gesellschaft sind aufgedeckt und das es außerhalb dieser auch eine Zivilisation gibt, keine Überraschung mehr. Doch wie lebt es sich in diesen anderen Provinzen? Wie sind die Menschen dort? Neue Nebencharaktere geben sowohl Cassia und Ky als auch dem Leser ein Bild von diesen Gemeinschaften. So lernen beide, was es bedeutet Vertrauen in jemanden anderen zu schenken, und wie viel Überwindung dies kosten kann.
Während einige Leserstimmen sagen, dass ihnen der Folgeband zu ‘leise’ erschien, habe ich das Buch mit Begeisterung gelesen. “Die Flucht” ist anders. Die heile Welt von Cassia ist den gefährlichen Canyons gewichen. Das naive Mädchen ist nachdenklich und vorsichtig geworden. Die Liebe zwischen Cassia und Ky hat mich berührt. Tiefer, intensiver ist sie trotz der Trennung geworden. So werden Fans der beiden Protagonisten sicher auf ihre Kosten kommen.
Das Cover gibt die Message des zweiten Buches perfekt wieder. Es ist der Ausbruch aus der gesicherten Welt, der Traumblase. Auch die Farben sind intensiver und bringen so für mich die Veränderung gekonnt wieder.
“Liebe verändert das Wahrscheinliche und macht Unwahrscheinliches möglich.”
~ Cassia, S. 400
Fazit:
Der zweite Band der Cassia & Ky-Trilogie hat mich absolut überzeugt. Der Schreibstil Condies ist wundervoll flüssig, die Reise der Protagonisten durch schöne bildliche Schilderungen wiedergegeben. So spürte ich die Hitze, die Kälte, die Stürme. Mir persönlich hat es noch mehr Freude bereitet, die Fortsetzung zu lesen und ich bin durch das Ende noch gespannter auf das Finale als wie vorher.