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Reihe: Diebesgeflüster, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Mit “Diebesgeflüster 4″ ist nun der vierte Band aus der fantastischen Anthologie-Reihe über Diebe, Gauner und Ganoven vom Aeternica Verlag erschienen.
Auch über das Cover des vierten Bandes schleicht – wie schon auf den Covern der vorangegangenen Bände – eine dunkle Gestalt. Der Hintergrund ist diesmal jedoch deutlich heller und die Gegend, durch die er schleicht, hat etwas Magisches: Von Sternenlicht erhelltes Gras und eine Ranke, die gen Himmel wächst. Ein Cover, das wirklich gut zu den im Buch enthaltenen Geschichten passt.
Wie auch in den vorangegangen Bänden erwarten den Leser hier vier Geschichten aus der Welt der Diebe:
“Eine Locke vom Haar der Königin-unter-dem-Hügel” von Barbara Schinko
Eine Locke vom Haar der Königin-unter-dem Hügel soll Lucas Meisterstück sein. Denn dass er ein Meisterdieb ist, davon ist er überzeugt. Einzig die Locke fehlt noch, um seine Liebste davon zu überzeugen.
“Ein Finger breit Magie” von Serena Hirano
Mara ist eine junge Träumerin. Die vielfältigen Abenteuer, die sie erlebt, verdankt sie allein ihrer Vorstellungskraft. Bis zu dem Tag, als sie in der Dämmerung auf einen alten Mann mit einer verloschen Lampe trifft. Eine Lampe, die sie allein zum Leuchten bringen soll.
“Seelendieb” von Angelika Diem
Mit einem riesigen Haufen Schulden bei der Diebesgilde hat Kalim keine andere Wahl, als das Angebot der Magierin anzunehmen und damit seinen bisherigen Coups die Krone aufzusetzen: Er soll die Seele eines Magiers aus den Fängen eines Dämons stehlen.
“Herz aus Gold” von Isabelle Wallat
Mit jedem goldenen Stück, das Nilim dem tatsächlichen Besitzer entwendet steigt der Preis, der auf ihren Kopf ausgesetzt ist. Und irgendwann kommt es, wie es kommen muss: Sie wird gefangen. In Ketten wartet sie auf ihr weiteres Schicksal: Die Versteigerung auf einem Sklavenmarkt.
Diesmal ist die Auswahl tatsächlich rundum gelungen. Jede einzelne der Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Aber auch diesmal gab es natürlich ein Highlight: “Herz aus Gold” von Isabelle Wallat. Die Autorin hat mich mit dem Ende ihre Geschichte wirklich völlig überrascht und aus dem so trübseligen Anfang heraus etwas ganz Wundervolles geschaffen. Die Diebin, Nilim, die Hauptperson der Geschichte, hat tatsächlich ein “Herz aus Gold”, auch wenn sie dem Gold in anderen Formen nicht abgeneigt ist. Eine diebische Heldin, die man einfach gern haben muss – spätestens mit dem überraschenden Ende der Geschichte.
Angelika Diems Geschichte beschert dem Leser von “Diebesgeflüster 1” ein freudiges Wiedersehen mit Kalim aus “Das Grauen im Spiegel”. Eine Geschichte, die vor allem natürlich Leser der selbigen genießen werden. Aber auch Neueinsteiger werden ihre Freude an Kalims neusten Abenteuer haben – werden doch alle notwendigen Informationen gleich zu Beginn der Geschichte geliefert: Seine Schulden, die Verbindung zur Magierin und der Wolfszauber, der seit seinem letztem Abenteuer auf ihm liegt. Die Verzweiflung, die Kalim auf die graue Ebene (der Welt des Dämonen) und zu einem doch recht ungewöhnlichen Diebstahl führt, beschert dem Leser ein spannendes Abenteuer – auch wenn es bis kurz vor Schluss (da wird es ziemlich brenzlig) ziemlich glatt läuft – Kalim ist nun mal ein Meisterdieb.
Als Meisterdieb bezeichnet sich auch der Held aus Barbara Schinkos Geschichte. Auch wenn dieser Dieb eher verzweifelt als geschickt ist – und die Liebe seiner Liebsten wohl das kostbarste, das er je gestohlen hat. Vom Diebstahl der Locke der Königin-unter-dem-Hügel ist er jedoch nicht abzubringen – warum, erfährt der Leser im weiteren Verlauf der Geschichte. Eine Geschichte, die vor allem eines ist: sehr romantisch. Es ist eine Geschichte, in der sich zeigt, dass es weit Schlimmeres gibt als einen Dieb – und das die größte Macht von allen noch immer die Liebe ist. Und genau diese Macht ist es, die schlussendlich zu einer wunderschönen Liebeserklärung führt – und zum erhofften Happy End.
Die Heldin aus “Ein Finger breit Magie” von Serena Hirano ist die Ungewöhnlichste in dieser Sammlung, sie ist tatsächlich ziemlich normal – und weiter von einer Diebin entfernt, als man sich vorstellen kann. Etwas, das man von ihrer Begegnung im Wald nicht gerade sagen kann. Ihre gemeinsame Flucht vor den letzten Besitzern der Lampe, die er bei sich trägt, und der Hauch von Abenteuer, den er mit seinen Geschichten verbreitet sind es, die der Geschichte ihren Flair verleihen – und nicht nur Mara langsam in die faszinierende Welt der Diebe ziehen.
Wie auch das Cover ist diese Sammlung von Diebesgeschichten ziemlich magisch (Isabelle Wallats Geschichte bildet da die Ausnahme). Und wie auch in den anderen Bänden ist die Auswahl wirklich gelungen – für mich sogar besser als die in letzten zwei Bänden, denn die hier fehlende düstere Schlussgeschichte habe ich definitiv nicht vermisst. Und damit gibt es wieder einmal eine volle Leseempfehlung.