Reihe: Die zerrissenen Reiche, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Joanna Lenc |
"Garep Schmied hätte nie erwartet, im Zuge seiner Arbeit einmal eine Silberflöte aus dem Rücken eines Zwergs ragen zu sehen." - So beginnt Thomas Plischkes Fantasy-Roman "Die Zwerge von Amboss". Dieser erste Satz erklärt schon sehr viel, denn einer der Protagonisten ist Garep Schmied, seines Zeichens Sucher in der Stadt Amboss, der zu einem schaurigen Mordfall gerufen wurde, den es nun aufzulösen gilt. Ihm zur Seite steht sein Assistent Bugeg, der hinter diesem Vorfall eine Verschwörung der Menschen sieht. Garep ist sich jedoch sicher, dass hier ein Mord aus Leidenschaft vorliegt. Zumindest ist beiden klar, dass der Täter ein Mensch sein musste, um genau zu sein sogar ein Bediensteter des getöteten Komponisten. Bevor dieser jedoch gefasst und verhört werden kann, besiegelt er sein Schicksal selbst und bringt sich um. Nur eine weitere Verdächtige kann festgenommen werden, Arisascha von Wolfenfurt. Ihre Vernehmung bringt allerdings nicht viele Tatsachen ans Licht und bevor Garep ihr noch mehr Fragen stellen kann, erscheinen plötzlich gnomische Kommissare und übernehmen den Fall. Der Sucher weiß sofort, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, ihm sind jedoch die Hände gebunden.
Zeitgleich befindet sich Siris in den zerrissenen Reichen auf der Jagd. Er ist auf der Suche nach seiner Schwester, die sich irgendwo im Land der Zwerge aufhalten soll. Ein Zusammenstoß mit ihrem ehemaligen Geliebten lässt in ihm Sorge aufkommen, er bricht sofort auf und der Gedanke daran, dass sie vielleicht nicht mehr am Leben sein könnte lässt ihm keine Ruhe.
Er sammelt Informationen und wird auch recht schnell fündig; alle Spuren führen zu einem zwergischen Sucher, der sie als letztes gesehen hat. Ihr Zusammentreffen steht jedoch unter keinem guten Stern, denn Garep ist gerade dabei, sich vom Dach seines Hauses zu stürzen. Mit viel Mühe gelingt es Siris, ihn zu retten, doch dadurch kommt viel Verwirrung auf und es entstehen einige Rätsel, die es nun zu lösen gilt.
Thomas Plischke ist besonders in der Rollenspielszene keine unbekannte Person. Er hat mit seinem Co-Autor Ole Johan Christiansen mehrere Romane für das System "Engel" geschrieben. "Die Zwerge von Amboss" ist der erste Roman aus der Reihe der zerrissenen Reiche und gilt als erstes Buch aus der Feder des Autors, welches keinen direkten Bezug zu einem Rollenspiel hat.
Die Wurzeln des Autors sind an seinem Schreibstil leicht zu erkennen; tatsächlich wird in dem Buch viel Weltenbau betrieben, durch den der Leser die Welt genau kennen lernen kann. Dennoch wird es aber nicht langweilig, im Gegenteil, durch gut eingesetzte Personenwechsel bleibt die Spannung nicht nur erhalten, sondern regt auch an, weiterzulesen, ohne das Buch aus der Hand legen zu wollen. Zwischenzeitlich bleibt man zwar an einigen Begriffen hängen, die auf den ersten Blick nicht zum Schreibstil des Autors passen, wie dem Sucher oder Leiböffner, aber dies ist nicht weiter tragisch und nach einigen Seiten hat man sich auch daran gewöhnt.
Außergewöhnlich an diesem Werk ist auch das Szenario, denn "Die Zwerge von Amboss" spielen in keiner herkömmlichen Fantasy-Welt, sondern in einer besonderen, die unserem 19. Jahrhundert ähnelt. Die Zwerge haben die Dampfmaschine entwickelt, es gibt Schusswaffen, aber auch Züge. Natürlich trifft man aber auch auf zahlreiche phantastische Wesen: Zwerge bilden da keine Ausnahme, denn auch Bestien wie der Greif tauchen auf und in einer anderen Ecke der Welt sollen Elfen leben.
Demnächst erscheint auch schon der zweite Band "Die Ordenskrieger von Goldberg", in dem es noch spannender werden soll. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, denn dieser Auftakt in die Serie hat unheimlich neugierig gemacht und die Vorfreude ist groß, zu erfahren, wie es mit Arisascha, Garep, Siris und allen anderen weitergehen wird.
Thomas Plischke hat hier ein schönes Werk erschaffen, welches nicht nur neugierig auf mehr macht, sondern auch erfrischend anders ist. Er beweist, dass in der phantastischen Literatur noch viel Verborgenes steckt - es muss nur entdeckt werden. Ein toller Auftakt in eine bisher gut gelungene Serie. Wollen wir hoffen, dass dies auch in den weiteren Bänden so bleibt.