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Die Geschichte des Romans ist bekannt, sei aber nochmals schnell zusammengefasst: Ende des 19. Jahrhunderts erlebt eine ehrenwerte Herrenrunde, wie eines ihrer geschätzen Mitglieder eine wahrhaft unglaubliche Geschichte erzählt: Er hat eine Zeitmaschine erfunden. Mit beeindruckenden Worten beschreibt er die Reise in eine Zukunft 800 000 Jahre von heute. Die Menschheit hat ihren Zenit überschritten und die Nachfahren der Menschen, die zerbrechlich wirkenden Eloy haben den Intellekt eines Kindes.
Der Zeitreisende steht vor einem Rätsel, denn ihm ist klar, dass diese Rasse auf keinen Fall für sich selbst sorgen kann. Das Rätsel löst sich, als er die unter der Erde lebenden Morlocks entdeckt. Diese Waschbär großen Wesen kümmern sich um die Eloy, doch es dauert noch, bis der Zeitreisende die ganze, schreckliche Wahrheit erkennt. Die Morlocks züchten die Eloi um sie zu essen.

Auf den ersten Blick denkt man: eine nette SF Geschichte, doch H. G. Wells hat mehr verfasst. Dies ist eine Dystopie, die den Menschen als Warnung dienen soll. Der Autor schreibt seine Zukunftsängste in diesem Werk nieder und versteht sich als Mahner. Vieles, was er angedeutet hat, hat heute noch Gültigkeit. Da ist z. B. die Spaltung der Gesellschaft in Herrscher- und Arbeiterkaste. Beide Gruppen bekommen durch die Eloi und die Morlocks einen Spiegel vorgehalten. Das Bild ist verzerrt und zeigt den Kern des Übels.
Darüberhinaus läßt Wells keinen Zweifel daran, dass in seinen Augen die Menschheit nur ein kurzes Intermezzo auf der Erde haben wird. Schon damals schrieb Wells, dass die technische Entwicklung der Menschheit schneller fortschreitet als die ethische. Hätte man damals auf ihn gehört oder würde man zumindest heute auf diese Worte hören. Aber damals wie heute schreitet die technische Entwicklung unaufhaltsam voran.

Das Hörbuch vom Verlag für Hörbuchproduktionen zeigt wieder die durchgehend hohe Qualität. Kein zweitklassiger Sprecher, keine schäbige Platikhülle, keine willkürlichen Kürzungen. Dieses Hörbuch ist genau so wie ein Hörbuch sein soll.
Martin H. Schwarz zeigt eine hervorragende Vortragsweise. Weder aufdringlich noch emotionslos. Optimal eben. Warum kann nicht jedes Hörbuch so sein.

Ich muss eingestehen, dass ich dieses Buch vor zwei Jahren gelesen haben und es mir damals nicht sonderlich gut gefallen hat. Es war damals eher ein Nachlesen, um festzustellen, inwieweit die Filme sich am Original orientiert haben. Jetzt, da ich das Hörbuch gehört habe, muss ich sagen, dass dieses Werk einfach zeitlos ist und nichts von seiner Gesellschaftskritik eingebüßt hat. Überdies machen die Erzählungen des Zeitreisenden den Roman zu einer gelungenen Unterhaltung. Sowohl Buch als auch Hörbuch kann man jeden vorbehaltslos ans Herz legen.

Buch: 9 von 10 Punkten, Hörbuch: 10 von 10 Punkten.

Die Zeitmaschine - Rezensionsübersicht