Reihe: Thondras Kinder, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Vor fünf Jahrtausenden hat der Kriegsgott Thondra sieben Krieger (fünf Männer und zwei Frauen) geschaffen, die seitdem immer wiedergeboren werden, wenn eine Schlacht gegen das Böse ansteht. Die dunklen Mächte konnten nie ganz besiegt werden und durch Intrigen wurde immer wieder einer der Sieben zum Verräter. Die letzten vier Schlachten endeten in einer Niederlage und nun steht die Welt am Abgrund. Die neue Wiederkehr steht von Beginn an unter einem schlechten Stern: Als der wilde Steppenjunge Ariac und das Bauernmädchen Rijana aufgelesen werden, um als mögliche Reinkarnation eines der Sieben einem intensiven Training unterzogen zu werden, überfällt der dunkle König Scurr die Gruppe. Rijana, die sich verstecken konnte, musste miterleben, wie die begleitenden Soldaten getötet und die Jungen verschleppt wurden. Während sie auf der Insel Camasann eine sehr gute Ausbildung erhält und für ihre bäuerlichen Verhältnisse in Luxus lebt, stehen Ariac Jahre der Entbehrung bevor. Als beide sich als Reinkarnationen der Sieben erweisen, finden sie sich als Gegner auf dem Schlachtfeld wieder. Sollte auch dieses mal die Wiederkehr der sieben Krieger durch Verrat in einer Niederlage enden?
Das Buch lässt mich zwiespältig zurück. Zum einen ist doch alles recht klischeehaft und dem Leser ist von Beginn an klar, dass Rijana und Ariac die beiden wiedergeborenen Helden sind, die im Prolog auf dem Schlachtfeld zusammen starben, wodurch ihre Liebe ein jähes Ende fand. Der ganze Roman ist sehr geradlinig geschrieben und polarisiert zu Beginn sehr stark: Auf Camasann ist alles wunderbar und schön, während in König Scurrs Burg Hunger und Schmerzen das Leben der Jungen prägen. Erst gegen Ende hin, als es eigentlich schon zu spät ist, durchbricht die Autorin dieses Schema. Ein weiterer Kritikpunkt ist der recht karge Stil. Die Figuren bekommen keine Gelegenheit, sich zu entwickeln. Hier und da wäre es schön gewesen, wenn die Autorin sich eine Szene herausgepickt hätte, um ihre Protagonisten (und das sind beleibe nicht nur Ariac und Rijana) weiterzuentwickeln. Erst im letzten Drittel gibt sie ihren Figuren mehr Raum, was der ganzen Geschichte deutlich mehr Leben verleiht.
Auf der anderen Seite liest sich das 600 Seiten starke Buch recht flüssig. Man wird in diesem Buch keine Längen finden, was gut ist. Ich hatte zunächst die Befürchtung, das Leiden des Jungen auf Scurrs Burg werde sich über mehrere hundert Seiten stecken. Manch Autor wäre vielleicht auf die Idee verfallen, aus den zwei geplanten Büchern eine Trilogie zu machen, und dann hätte wohl die Entwicklung von Rijana und Ariac im Mittelpunkt gestanden, doch so ist das alles recht bald abgeschlossen und die beiden dürfen sich bereits zu Mitte des Romans wieder begegnen. Der Preis hierfür war dann vielleicht auch der etwas karge Stil, weil die Autorin mehrere Jahre (der Roman deckt einen Zeitraum von ca. 10 Jahren ab) im Schnelldurchlauf abhandelte. Wie auch immer: Es war auf jeden Fall der bessere Weg, denn 600 Seiten „potterliche“ Schulzeit oder „die Leiden des junge Ariac“ hätte ich wohl nicht bis zum Ende durchgestanden.
Positiv zu erwähnen ist der Weltentwurf. Die Idee der immer wiederkehrenden Krieger, die geboren werden, um eine entscheidende Schlacht zu kämpfen, und die deswegen Ziel von Beeinflussungen und Intrigen werden, hat was. Sie ist zwar nicht sehr innovativ (das ist in der Fantasy sowieso recht schwierig) dafür aber recht gut mit Details ausgestattet. Allerdings hätte die Autorin auf Elfen und Zwerge verzichten können. Die müssen in einem Fantasy-Buch nicht unbedingt vorkommen und hätten wohl auch durch Menschen ersetzt werden können. Das Ganze wirkte aufgesetzt, um die übliche 08/15-Fantasy-Leserschaft zufrieden zu stellen.
Fazit: Die Zeit der Sieben ist ein Roman, der sich vor allem an jüngere Leser richtet. Die werden an dieser flott erzählten, geradlinigen Geschichte viel Freude finden. Hier gibt es keine Experimente und keine komplexen Handlungsverläufe, sondern Fantasy, wie sie dieser Leserkreis lesen möchte. Routinierte Leser jedoch werden mit diesem Buch wahrscheinlich nicht froh werden, denn die Geschichte wird sie nicht überraschen und auch nichts wirklich Neues offenbaren.
Ein Wort der Kritik noch in Richtung des Lektorats beim Goldmann Verlag: Selbst mir sind grobe Schnitzer aufgefallen (und ich bin - ich gebe es zu - ein recht flüchtiger Leser), die der Lektor hätte ausmerzen müssen. Jeder Autor ist auf ein Lektorat angewiesen und es ist eine Schande, einen Autoren so in der Luft hängen zu lassen. Von einem so traditionsreichen Verlag wie Goldmann hätte ich mehr erwartet. Ich kann so etwas nur als Missachtung der Leserschaft und des Autors interpretieren. Ich für meinen Teil werde es mir zweimal überlegen, ob ich näherer Zukunft noch einmal ein Buch aus dem Goldmann Verlag kaufen werde. Im Management hat man uns offenbar zu Konsumenten degradiert und glaubt, uns Texte in Rohfassungen vorsetzen zu können. Meine Herren: So dumm ist eure Leserschaft auch nicht.