Titel: Die Zeit der Hexenmeister Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das Buch Die Zeit der Hexenmeister enthält zwei Kurzromane aus den Jahren 1940 bzw. 1942. Beide Bücher sind auch heute noch gut zu lesen und waren für die damalige Zeit wirklich innovativ.
Waldo
Waldo ist ein genialer Geist in einem schwachen Körper. Da sein Muskelwachstum sehr schwach war, zieht er es heute vor, auf einer Orbitalstation zu leben. Für teures Geld nimmt er Aufträge an, um seinen sehr teuren Lebensstil im Orbit zu finanzieren. Waldo macht die gesamte Menschheit für seine Situation verantwortlich, und so ist es nur logisch, dass ihm die vielen Milliarden Menschen auf der Erde herzlich egal sind. Dies ändert sich, als er mit großen Problemen bei der Energieversorgung konfrontiert wird. Er muss erkennen, dass ein Zusammenbrechen der Strukturen auf der Erde auch ein Ende der Versorgung seiner Raumstation bedeuten würde. Obwohl er weit weg vom Geschehen ist, wird ihn ein solches Ereignis auch treffen. Das Problem jedoch stellt sich als höchst schwierig heraus und Waldo muss ganz neue Wege gehen - fernab jeglicher herkömmlicher Wissenschaft.
Die Geschichte ist recht flüssig und unterhaltsam geschrieben. Die Beschreibungen von Waldos Orbitalstation waren für das Genre wegweisend. So erzählt Autor Robert A. Heinlein von Hunden, die in Schwerelosigkeit aufgewachsen sind, ja sogar von einem Vogel, der in Schwerelosigkeit geschlüpft war und eine ganz eigene Art des Fliegens gelernt hatte. Was für eine brillante Idee. Waldo ist also ein kurzweiliger Roman mit einigen wirklich sehr tollen Ideen.
7 von 10 Punkten.
Magie GmbH
Der Bauunternehmer Archie sieht sich mit einem Mafioso konfrontiert, der ihn ganz unverfänglich fragt, wie es denn bei ihm mit Magie aussehe und wie er sich gegen Schäden, die durch Magie entstanden sind, schütze. Er schmeit den Mann raus, doch schon am nächsten Tag ist sein Geschäft vernichtet: durch Magie. Nun ist Magie etwas vollkommen Normales in Archies Welt. Statt Taxis gibt es Fliegende Teppiche und so manche Errungenschaft der Technik wird auf magische Weise viel besser erledigt, sodass die Erfindung nie gemacht wurde. Doch Archie weiß: Alles, was mit Magie zerstört wurde, kann auch mit Magie wieder in Ordnung gebracht werden. Zusammen mit seinem Freund Jenson sucht er eine „Weiße Hexe“ auf. Bald läuft sein Geschäft wieder, aber ein Unternehmen namens Magie GmbH versucht das Monopol über die Magie zu erlangen. Er tritt gegen den übermächtigen Feind an.
Die zweite Geschichte ist noch interessanter. Heinlein, der nur ganz selten mit dem Fantasy-Genre liebäugelte, gelang hier eine wirklich außergewöhnliche Geschichte. Annähernd 50 Jahre bevor Urban-Fantasy-Romane die Buchregale der Buchhändler überschwemmten, gelang es dem Autor, auf ganzer Linie zu überzeugen und eine gelungene Urban-Fantasy-Erzählung zu verfassen. Schon alleine die Anfangsszene, in der der Häscher Schutzgeld erpressen will, ist höchst amüsant und genial, genau wie die Szene, mit der die Weiße Hexe das Haus in Ordnung bringt. Danach verfällt der Autor einem spannenden, aber nicht mehr ganz so innovativen Erzählstil. Aber gut, die Geschichte ist fast 70 Jahre, das Genre Fantasy steckte noch in den Kinderschuhen. So gesehen war die Geschichte schon sehr innovativ und dass man sie auch noch heute gut lesen kann, bezeugt, wie gut sie verfasst wurde.
7 von 10 Punkten
Fazit: Die beiden recht unbekannten Geschichten von Robert A. Heinlein sind durchaus lesenswert und bieten frische Ideen - auch fast 70 Jahre nach ihrem Erscheinen. Das liegt vor allem daran, dass Heinlein immer den Fokus auf seine Protagonisten und deren Welt richtete. Er schrieb nie einen Roman über eine wissenschaftliche These, sondern stets darüber, wie diese These den Menschen an sich beeinflusst.