Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
So hatte Dr. Zebadiah John Carter sich die ungezwungene Party bei seiner Bekannten Hilda nicht vorgestellt: Nach ein paar wundervollen Tänzen mit der ebenso jungen wie brillanten Dejah Thoris Burroughs gibt ein Wort das andere und vollkommen irrational beschließen beide zu heiraten. Jack Burroghs, der Vater von Dejah nimmt dies zum Anlass, seine Angebetete Hilda ebenfalls zu ehelichen. Doch noch ehe das Quartett aufbrechen kann, entgeht Jack Burroughs nur knapp einem Attentat. Zunächst macht das alles keinen Sinn, doch dann wird klar, dass die Attentäter nicht menschlich sind und diese den Wissenschaftler aus dem Weg räumen wollen, weil er ein Gerät entwickelt hat, mit dem man sich nicht nur durch Zeit und Raum, sondern auch durch Paralleluniversen bewegen kann. Genauer gesagt stehen 6 hoch 6 hoch 6 Universen (überflüssiger Hinweis: 666 ist die Zahl des Tiers = die Zahl des Teufels) offen. Zusammen mit Zebadiahs kompaktem Schiff Gay Deceiver beginnen die vier eine Flucht in unbekannte Universen, um ein Mittel gegen die außerirdischen Invasoren zu finden.
Die Geschichte wirkt auf den Leser wie ein Kammerspiel. Über weite Stecken führt die Konstellation aus vier sehr starken Charakteren dazu, dass diese ständig diskutieren und den Posten des Kommandanten weiterschieben, weil keiner recht den Job übernehmen will, die drei anderen Egomanen zu leiten. So vertrödelt - man muss es wohl so sagen - der Autor viele Seiten mit endlosen Diskussionen, die den Leser bald zu langweilen beginnen. Dies ist schade, weil das Grundkonzept des Romans durchaus interessant war. Doch darum kümmert sich Robert A. Heinlein wenig. Statt dessen stellt er seine streitbaren Protagonisten in den Mittelpunkt und lässt sie haarklein Details ausdiskutieren. Im weiteren Verlauf gibt er der Geschichte den Todesstoß, indem er seinen Protagonisten offenbart, dass alle Paralleluniversen nichts weiter als Geschichten des existierenden Universums sind und dass Jack Burroughs und seine Gefährten auch nichts weiter sind als eine Geschichte eines fremden Universums. Nach einem wohl unvermeidlichen Besuch im Lande Oz (gähn) und anderen typischen Geschichten der amerikanischen Literatur feiert sich der Autor selbst und das Ganze gipfelt darin, dass man auf Lazarus Long und seine beiden Zwillinge trifft. Es kommt unvermeidlich zu den üblichen sexuellen Exzessen und alle zusammen beschließen, Lazarus' Mutter Maureen aus dem 20. Jahrhundert zu retten. Diesen Teil kann man auch fast als neues Ende des Romans "Das Leben des Lazarus Long" werten und als einen der wenigen Höhepunkte des Romans bezeichnen. Dann jedoch setzt Heinlein dem Ganzen die Krone auf und lässt die Handlung in einem wahrhaft unsinnigen Höhepunkt enden, in dem sich die verschiedensten Protagonisten aus der Literatur auf einer großen Convention treffen. Aha.
Fazit: Nie wäre ein Editor wertvoller gewesen, doch wer schreibt einem Bestsellerautor schon vor, was und wie er zu schreiben hat, zumal die Käufer das Buch ohnehin kaufen und absolut kritiklos diesen vermurksten Roman in die Bestsellerlisten katapultieren. Man muss sagen, dass dies wahrscheinlich der schlechteste Roman von Robert A. Heinlein ist. Warum der Bastei Verlag dieses Werk unbedingt wiederauflegen musste, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Buch ist kein totaler Ausfall, es hat hier und da seine Momente, aber diese sind viel, viel zu selten und wirken wie Oasen in einer Wüste der Belanglosigkeiten.
4 von 10 Punkten
Die Zahl des Tiers - die Rezension von Christian Plötz