Serie: Star Wars Classics, Band 5 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Der erste Star-Wars-Classics-Sammelband, DOOMSWORLD, war schon deshalb ein Must Have weil er den Original-Comic zu Episode IV. Eine neue Hoffnung enthielt. Nummer fünf der Sonderreihe Star Wars Classics enthält nun mit der Comicadaption von Episode V. Das Imperium schlägt zurück ein weiteres Highlight, auf das man als Sammler keinesfalls verzichten sollte.
Zwar gibt es den Episode-V-Comic derzeit auch auf der offiziellen Star-Wars-Homepage zu bestaunen, doch natürlich dort nur auf Englisch. Die deutsche Übersetzung hat Panini exklusiv im fünften Classics-Sammelband neu aufgelegt. Eine einmalige Gelegenheit also, Franchisegeschichte zu schnuppern. Zusätzlich bietet Classics 5: DIE WIEDERGEBURT DES BÖSEN noch drei Marvel-Comics (45-47), die direkt im Anschluss an Das Imperium schlägt zurück angesiedelt sind, während der Comic zum Film den Marvel Comics 39-44 entspricht. Preiswerter ginge es natürlich auch, denn der derzeit mit der exklusiven Star-Wars-Comics-Lizenz ausgestattete US-Comic-Verlag Dark Horse legt in seiner Reihe "Star Wars Omnibus" derzeit auch diese klassischen Marvel-Comics wieder auf, freilich nur auf Englisch. Genau genommen basiert DIE WIEDERGEBURT DES BÖSEN auf einem schon vor einigen Jahren ebenfalls von Dark Horse veröffentlichten Sammelband der "A long time ago..."-Serie, welche damals den Anfang machte, die alten Star-Wars-Marvel-Comics neu aufzulegen, dieser Sammelband namens Resurrection of Evil (sofern er heute noch erhältlich ist) umfasste allerdings für etwas geringere Mehrkosten die Marvel Comics 39-53, also den gesamten Classics 5 + sechs weitere Comics, die erst in Classics 6 enthalten sein werden.
Das Imperium schlägt zurück (Marvel Comics Nr. 39-44)
Der Comic-Sechsteiler beginnt, wie zu erwarten, genau wie der Film in der Einöde Hoths. Wesentliche Unterschiede zur Filmhandlung hat er nicht aufzuweisen, auch wenn er eingangs zeigt, wie der imperiale Probot einen kleinen Rebellen-Außenposten auf Hoth auslöscht, und in der Rebellenbasis später Maßnahmen zur Bekämpfung des Wampa-Problems zu sehen sind. Wer sich noch an Shadows of the Empire erinnern kann oder die Hoth-Bonusmission aus The Force Unleashed gespielt hat, weiß, dass die Wampas durchaus ein Problem für die Rebellen darstellten. Von der Erzählung her hat man das Gefühl, dass es Archie Goodwin sehr gut gelungen ist, das Drehbuch zu adaptieren, und nicht zuviel komprimiert werden musste. Im Unterschied zum Film werden allerdings sowohl der Imperator wie auch Vaders Hinterkopf nur als dunkle Schemen dargestellt. Die wohl dramatischste Szene des Films, wenn Luke seine Hand verliert, ist sogar insoweit zensiert, als Lukes Armstumpf hinter einer Säule verborgen bleibt (ebenso in einer Erinnerungsszene während Marvel Comic Nr. 45 Die Todessonde) und die verlorene Hand nirgendwo zu sehen ist. Dass er tatsächlich eine Hand verloren hat, wird auf den folgenden Zeichnungen bis zum Ende sogar halbwegs verschleiert, eher wirkt es so, als wäre Luke nur an seiner Hand verletzt worden und man würde diese deshalb nicht zu sehen bekommen.
Die Todessonde (Marvel Comic Nr. 45)
Kurze Zeit nach seinem Duell mit Vader ist Luke auf dem Weg der Besserung und versieht bereits wieder Dienst als X-Wing-Pilot. Stellten die Marvel-Comics vor Episode V Lukes Jedi-Potential immer wieder gerne ins Rampenlicht, besitzt der junge Skywalker nun eine handfeste Jedi-Ausbildung, von der ausgehend er nun seinen Weg zur Jedi-Ritterschaft gehen muss. Um in Rückkehr der Jedi Ritter ein würdigerer Gegner für Darth Vader zu sein, muss Luke noch einiges lernen, vor allem, wie er das Wissen, das Yoda ihm vermittelt hat, konkret anwenden kann. In Die Todessonde wagt Luke nun seine ersten Schritte als Jedi in Ausbildung.
Eine erste Prüfung seiner neuen Fähigkeiten bietet sich für Luke, als ein beschädigter Rebellenkreuzer auf dem Rückweg zur Flotte von einer imperialen Drohne abgefangen wird. Ohne Langstreckensensoren bemerken die Rebellen ihren Feind erst, als er die Schiffshülle schon durchschlagen hat und beginnt die Crew niederzumetzeln. Doch der von Admiral Krell manipulierte Probot hat eine spezielle Mission. Er soll den gekaperten Kreuzer zurück zur Rebellenflotte bringen und dort in die Luft jagen. Doch Pech für den Probot, dass er sich mit der Zerstörung eines patrouillierenden X-Wings einen ungebetenen Gast und seinen treuen R2 eingefangen hat ...
Kennt man die Marvel-Comics 1-38, merkt man, dass dieser neue Luke durchaus eine Spur reifer ist und schon mehr an den Jedi-Ritter erinnert, der sich in kaum einem Jahr, nur mit einem Lichtschwert bewaffnet, dem Imperator und seiner rechten Hand stellen wird. Dass man für den ersten Nach-"Empire"-Comic gerade einen Probot als ultimative Bedrohung verwendet hat, ist nicht verwunderlich. Natürlich ist dieser Probot ein verbessertes Modell, aber schon im Episode-V-Comic hat ein Standardmodell einen kleinen Rebellenaußenposten auf Hoth ausgelöscht. Die Probots sind die ideale Waffe, um der Rebellion Herr zu werden, durch sie kann das Imperium nämlich die Guerillataktiken der Rebellen gegen diese selbst wenden. Die imperiale Strategie hat sich gewandelt, von der sofortigen Mobilisierung massiver Truppenaufgebote und Auslöschung ganzer Planeten zur Infiltration und Auskundschaftung. Die Todessonde zeigt, wie überlegen Probots zudem auf engem Raum sein können, was ihren Ruf als die "Terminatoren des Star-Wars-Universums" durchaus rechtfertigt, denn wie diese sollen sie Rebellenzellen infiltrieren, auskundschaften und, sofern möglich, auslöschen. Sollten sie dennoch scheitern, werden alle gesammelten Informationen an die nächst gelegenen imperialen Truppen übermittelt. Dass Probots durchaus Furcht erregende Waffen sein können, mit denen nicht zu spaßen ist, wurde auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder bestätigt, etwa dem Empire-Comic Nr. 13 "What Sin Loyality" (dt. Star Wars Comic 45 Verrat auf dem Todesstern) oder in The Clone Wars Season 2 Folge 13 Voyage of Temptation (dt. Reise der Versuchung).
Die Träume von Cody Sunn-Childe (Marvel Nr. 46)
Dass die Marvel Comics nun wirklich in der Zeit nach Episode V angekommen sind, beweist Nr. 46 schon sehr eindringlich. Lando Calrissian und Chewbacca sind mit dem Millenium Falcon auf der Suche nach Boba Fett, der ihnen auf Bespin mit Han Solos eingefrorenem Körper ja entkommen ist. Nun zwingt sie allerdings ein Ausfall des Hyperraumantriebs zu einer Notlandung. Schnell müssen die beiden jedoch feststellen, dass es sie nicht auf einen abgelegenen Planeten, sondern gleich in eine andere Dimension verschlagen hat, wo sie dem ehemaligen Helden der Rebellion, Cody Sunn-Childe, begegnen, der sich mit einer antiken Macht verbündet hat, um diese Welt vor dem Imperium zu verstecken. Doch auch wenn die lokalen imperialen Streitkräfte nicht zur Elite gehören und als Hinterwäldler bezeichnet werden können, sie sind dessen ungeachtet durchaus ambitioniert und auf der Spur einer ungewöhnlichen Raumanomalie ...
Neben einem ersten Auftritt des Gespanns Lando und Chewie hat Die Träume von Cody Sunn-Childe eigentlich nichts wirklich Beeindruckendes zu bieten. Der Comic ist typisch für die Marvel-Ära und wartet mit einem typischen Paralleluniversum-Plot auf, wie man ihn aus Serien wie Star Trek oder Stargate in den letzten Jahren immer wieder einmal erleben konnte. Interessant sind noch Sunn-Childes Motive sich, von der Rebellion abzuwenden, denn an seinem Beispiel wird noch am ehesten deutlich, mit welchen Problemen die Militarisierung der Rebellen zu kämpfen hatte, in deren Folge sich nämlich viele Kanzler Palpatine einst feindlich gesinnte Pazifisten auch wieder von der Rebellen-Allianz abwandten. Kleines Detail am Rande ist die wohl erste weibliche imperiale Kommandeurin, Captain Plikk. Es verwundert allerdings nicht, dass sie auf einem eher bedeutungslosen Posten Dienst zu versehen hat, war das Imperium doch zu Palpatines Zeiten nicht dafür berühmt, Frauen oder Nichtmenschen exponiertere Positionen einzuräumen (selbst Thrawn und Admiralin Daala wurden möglichst von der Öffentlichkeit und dem politischen Parkett Coruscants ferngehalten).
Droidenwelt (Marvel Nr. 47)
Seit der Zerstörung des Todessterns und selbst der Schlacht um Hoth hat das Imperium seine Waffentechnologien massiv weiterentwickelt. Was mit den Probots seinen Anfang nahm, hat nun einen neuen Typ Kriegsdroiden hervorgebracht, die potentiell noch gefährlicher für die Rebellenbodentruppen sein könnten als die AT-ATs. Einen solchen Droiden konnten die Rebellen erst kürzlich sicherstellen. Beim Versuch, seine Baupläne und Konstruktionsdaten zu extrahieren, um eine Schwachstelle zu finden, wird das erbeutete Modell von R2-D2 jedoch schwer beschädigt. Nun sollen Luke, R2 und C-3PO die Trümmer zu Kligsons Mond bringen, der Droidenwelt, dessen Herr und Schöpfer, ein Cyborg (irgendwie typisch für Archie Goodwins Star-Wars-Comics), die wertvollen Daten für die Rebellen retten könnte. Doch als sie auf Kligsons Mond ankommen, wird der Herr der Droiden von einem seiner am weitesten entwickelten Modelle ermordet, passenderweise einem imperialen Modell. Und während die Kligson noch treu ergebenen Droiden den Aufstand gegen die Mörder ihres Schöpfers proben, sind R2 und 3PO längst zwischen die Fronten geraten ...
Droidenwelt gehört zu den wenigen Comics, die wirklich C-3PO und R2-D2 ins Rampenlicht stellen. Zugleich zeichnet sich der Comic dadurch aus, dass er den Leser gleich in die Handlung stürzt. Schon zu Beginn sind die beiden Droiden auf der Flucht und ihre Umgebung erinnert stark an ein Abbild der Roboterhölle aus Futurama. Wie und warum sie dorthin gekommen sind, klärt schließlich eine Rückblende. Für einen sogenannten Oneshot, also einen Einzelcomic, der nur für sich steht, durchaus spannend, weil dramaturgisch gut konstruiert.
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Abschließend bleibt nur zu sagen: Ein neuer Feind wie Baron Tagge oder Beilert Valance ist nicht in Sicht. Dafür sind die Marvel Comics endlich in der Ära von Shadows of the Empire, also jenem bewegten Jahr zwischen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter, angelangt.