![]() | Reihe: Der Clan der Otori, 5. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der junge Shigeru, von Geburt an durch seine Erziehung auf seine Rolle als Clanführer vorbereitet, erkennt schnell, dass dem Mittleren Land große Gefahr droht - durch Verrat innerhalb des Clans ebenso wie durch Iida Sadamu von den Tohan.
Shigeru muss die Gefahren des Krieges und der Liebe kennenlernen und muss sich bald allein auf seine Klugheit, seine Tapferkeit und sein gutes Herz verlassen. Diese bewahren ihn zwar nicht vor schrecklichen Verlusten und Niederlagen, aber sie helfen ihm doch, mit Anstand und Würde die Unbilden des Schicksals zu ertragen.
(Klappentext)
Sehr viel besser kann ich eine Zusammenfassung des Romans nicht abgeben, obwohl der Klappentext nur neugierig macht. Seit dem „Schwert in der Stille“ habe ich die Reihe leider nur sehr unregelmäßig verfolgt. So habe ich Buchausgaben und Taschenbuchausgaben, letztere aus dem Carlsen Verlag wie auch aus dem Ullstein Verlag. Im Regal sieht das für Sammler und Ästheten nicht so toll aus, aber der Inhalt ist das Wichtigste an einem Buch. Ich kenne das Original nicht, aber die Übersetzerin Irmela Brender lieferte eine sehr gute Arbeit ab. Das Buch ist sehr lesefreundlich und sprachlich gewandt geschrieben bzw. übersetzt. Wenn ich da einen einfachen Satz wie "Im Moment kam er sich vor wie das Otorisymbol, der Reiher, der in trübes Wasser schaut, und darauf wartet, dass sich darin etwas zum Aufspießen bewegt." (Seite 313) betrachte, dann wird mir mehr Atmosphäre und Denkweise von Lord Otori vermittelt als in manch langer Beschreibung. Die fremde Kultur Japans, gepaart mit dem historischen Hintergrund, der den europäischen Rittergeschichten entspricht, wurde gekonnt dem Leser nahe gebracht.
„Die Weite des Himmels“ ist zugleich das Ende wie auch der Anfang der Otori-Saga. Der Kreis schließt sich zu einer besonderen Geschichte. Im Mittelpunkt steht der junge Otori-Lord Shigeru. Sein Leben fasziniert den Leser, weil es das stetige Auf und Ab zeigt, in dem ein Mensch gefangen ist. Andererseits zeigt es auch die Schicksalsergebenheit der Japaner. Lord Shigeru erbte, wie es in den Adelskasten so üblich ist, nicht nur den Titel, sondern auch die Verantwortung gegenüber seinem Clan. Angefangen mit seiner Jugend, bis zum erwachsenen Alter erfährt Shigeru die Unbill des Lebens. Er sieht sich unvermittelt im Mittelpunkt gefährlicher Ränkespiele, erkennt gleichsam, dass jeder in seinem Umfeld eigene Pläne hat - mit oder ohne ihn. Shigeru erkennt in seiner Verwandtschaft Bestrebungen, ihn loszuwerden. Das Vertrauen, das er in sie setzte, ist auf schmerzhafte Weise zerbrochen. Nicht nur die Verwandtschaft setzt ihm zu, denn die Feindschaft des Clans der Tohan unter Führung von Iida Samahu macht ihm das Leben schwer. Und das alles nur, weil Shigeru dafür verantwortlich war, dass Lord Iida vom Pferd fiel. Die britische Autorin, die nun in Australien lebt und oftmals Japan bereiste, schuf eine fesselnde Erzählung, die vor allem durch die Lebendigkeit der handelnden Personen zur Geltung kommt. Die Handlungsträger verbinden alle Eigenschaften - hinterhältig, freundlich, gemein, grausam, hilfsbereit -, die jedem normalen Menschen eigen sind. Sie sind einfach überzeugend.