Titel: Die Vögel |
"Die Vögel" von Alfred Hitchcock ist einer derjenigen Klassiker, die jeder gesehen, jedoch niemand so richtig verstanden hat. Eine eindeutige Erklärung für die Vögel lieferte selbst der Meister nicht. So bleibt es letztendlich dem jeweiligen Zuschauer überlassen, wie er diesen Horrorklassiker interpretiert.
Neben den üblichen ökologischen Erklärungen, die in dem Auftreten der Vögel ein Zurückschlagen der Natur sehen, halten viele Filmanalysten Hitchcocks eigentliches Meisterwerk für einen Endzeitfilm. Die letzte Szene, in der Mitch Brenner zusammen mit seiner neuen Freundin Melanie in eine von Vögeln besetzte Welt hinausfährt, kommt dieser Meinung durchaus entgegen. Die Stunde der Menschheit ist vorbei. Nun haben die Vögel die Herrschaft über unseren Planeten übernommen. Man könnte dies auch als eine Art Rollentausch verstehen. Denn am Ende des Films sind die Menschen der Willkür der Vögel ausgeliefert.
Wie dem auch immer sei, sicher ist, dass "Die Vögel" neue Maßstäbe in Sachen Special-Effects (370 Trickaufnahmen bei einer Vorbereitungszeit von drei Jahren) setzte und auch in akustischer Hinsicht eine Erneuerung darstellte. In dem Film selbst gibt es keine musikalische Untermalung. Stattdessen beherrschen elektronisch verzerrte Töne die akustische Landschaft, welche die bedrohlichen und fremdartig wirkenden Laute der Vögel darstellen sollen. Richtige Vogelstimmen tauchen in dem Film rein gar nicht auf. Im Kino muss die Wirkung phänomenal gewesen sein.
Sicherlich gehört "Die Vögel" auch zu Hitchcocks drastischsten Filmen. So gibt es die Nahaufnahme eines Mannes mit ausgepickten Augen, ein anderer Mann verbrennt bei einem Tankstellenunglück bei lebendigem Leibe. Selbst die Andeutungen von Gewalt sind extrem in Szene gesetzt, wenn ein blutiger Arm in das Bild ragt oder Melanies Nebenbuhlerin wie ein wirkliches Mordopfer vor ihrem Haus liegt.
Mit "Die Vögel" ging Alfred Hitchcock einen großen Schritt weiter als in "Psycho". Der Schrecken ist intensiver, die Atmosphäre bedrohlicher, die Spannung ausgeklügelter. Der Meister des Suspense, der sich in zwei seiner Filme als Meister des Horrors entpuppte, gelangte dadurch zum Höhepunkt seines Schaffens. Danach sollte er nie wieder diese Genialität erreichen.