Titel: Die Verwandlung (Anthologie) Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wolfgang Jeschke wurde 1936 geboren, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie an der Universität München. Im Jahr 1973 wurde er Mitherausgeber, vier Jahre später alleiniger Herausgeber und Lektor der Taschenbuchreihe Heyne Science Fiction. Für seine Romane und seine Verdienste um die Förderung der deutschsprachigen Science Fiction erhielt er mehrmals den Kurt Laßwitz Preis. 1987 wurde er World SF mit dem Harrison Award für seine Verdienste um die internationale Science Fiction geehrt. Wolfgang Jeschke ist Herausgeber zahlreicher Anthologien und Autor mehrerer Bücher.
Die Verwandlung von Franz Kafka
Mit deutschen Autoren tut man sich meist recht schwer. Um so erfreuter bin ich immer wieder, wenn Wolfgang Jeschke eine Geschichte aus Deutschland veröffentlicht. Hinzu kommt in diesem Fall, daß Franz Kafka ein überaus erfolgreicher und angesehener Autor ist. Mir persönlich war diese Geschichte von ihm nicht bekannt.
Die Erzählung handelt von dem Reisenden Gregor Samsa, der eines morgens plötzlich aufwacht und feststellt, ein Insekt zu sein. Daraus ergeben sich natürlich einige komplizierte Dinge. So z.B. wo er leben wird, wie die Eltern reagieren...
Molluskenträume von Nancy Etchemendy
Eine weiter Geschichte mit dem unheimlichen Effekt, verwandelt zu werden. Die Story kommt diesmal aus den USA und ist von einer Frau geschrieben. Im Vergleich zu Kafka den ich vorher las, wurde die Geschichte wesentlich später geschrieben. Dadurch ergeben sich ganz andere Gesichtspunkte, andere Handlungsweisen und zum Ende ein ganz anderes Geschichtenende. Die beiden Geschichten lassen sich schwer vergleichen, doch sehe ich mir Kafka an, fällt mir eine Wahl nicht schwer.
Die Protagonistin von Nancy Etchemendy ist eine Frau, Mutter zweier Kinder, 8 und 10 Jahre alt. Sie ist belastet mit den täglichen Ärger einer Hausfrau und Mutter, gestraft mit einer sadistischen Tochter, die Insekten die füße herausreißt und einem kleinen quängeligen und petzenden Sohn. Viel Hilfe von ihrem Ehemann erhält sie auch nicht. Und eines Tages geschieht das Unglaubliche...
Virulente Wirklichkeit von Achim Stößer
verbindet die Vernetzung im Cyberpunk mit den Märchen von Großeltern und Urgroßeltern. Wo hat man denn schon mal gesehen, daß eine Fee auf der Datenautobahn einfach so drei Wünsche verteilt. Alyssa wird im Netz zu Gwendolyn und genau ihr passiert so etwas. Und irgendwie verliert sich Gwendolyn in der Virtuellen Realität, wird zu ihrer eigenen Gefangenen.
Und die Moral von der Geschicht' glaub an die eignen Märchen nicht.
Das unlösbare Problem von Václav Kajdo`s
ist ein Problem aus Tschechien. Das Land aus dem die schönsten Märchenfilme kommen, geht wesentlich freier und ungezwungener mit der Phantastik um. Während Deutschland sich den Zwängen bürokratischer Science Fiction hingibt und die amerikanische Phantastik in Kleinstädten spielt, ist die Phantasie der Tschechenier wesentlich freier.
Und in dieser Geschichte erkennt man alles. Die Erde ist keine Scheibe, der Kosmos nicht unendlich. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Das All, seine unendlichen Weiten, zusammengepfercht in einem Würfel.