Titel: Die verschlossene Stadt Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Margar ist ein Angestellter des Barons, der in der verschlossenen Stadt lebt und eine Art Polizist darstellt. Vor einigen Jahren war er noch mit vielen Kollegen unterwegs, um eine Geheimgesellschaft namens Rotmäntel zu jagen und gefangen zu nehmen. Jetzt ist er in die Jahre gekommen, Rotmäntel gibt es keine mehr, und so wird er vom Baron entlassen. Und statt Anerkennung gezollt zu bekommen, muss er für sein Haus, das ehemals vier Fenster hatte und wegen der überwuchernden Bebauung nur noch eines besitzt, Steuern bezahlen. Selbst das eine Fenster ist gefährdet, da sein Nachbar anbauen will und damit das letzte Fenster zubauen würde. Die Dankbarkeit des Barons hält sich also in sehr engen Grenzen.
Der Rückzug aus dem Alltag als Jäger ins Privatleben ist nicht so einfach, wie es sich Margar vorstellte. Und als die Garde immer öfter grausam ermordete Städter findet, geht die Angst vor einem wilden Tier oder Dämon um, denn die Leichen waren angefressen. Die Angst wird größer, da aus der verschlossenen Stadt auch niemand hinauskommt. In der Folge wird Margar zum Prinzen gerufen und erhält einen neuen Auftrag. Zusammen mit zwei Menschen von außerhalb der Stadt, die heimlich eingeschleust wurden, und einer Tempelkriegerin beginnt er zu ermitteln. Sein Weg führt ihn quer durch die Stadt, bis er endlich Hinweise auf die salamanderähnlichen Monster in den Tiefen der Stadt findet. Alles deutet auf die Vergangenheit, als die verschlossene Stadt gebaut wurde. Die vier Menschen werden bald in seltsame Zufälle und Gefahren verwickelt, die sie ein ums andere Mal nur mit Mühe meistern.
Und noch während wir Margar innerhalb der Stadtmauern begleiten, steht die Truppe des Königs vor den Toren der Stadt. Der neue König hält sich nicht an die Abmachung des alten Königs und des alten Prinzen, die die Unabhängigkeit der Stadt gewährleistet.
Ein feiner Fantasy-Krimi wird uns hier vorgelegt. Ein alternder Ermittler, der mit seiner Familie versucht, in der Stadt sein Auskommen zu finden, erhält drei neue Leute an die Hand, um einen gefährlichen Auftrag durchzuführen. Kein strahlender junger Held, keine Gruppe, die als Einsatzteam durchgeht. Statt dessen ein Mann, dessen Familiengeschichte ihn einholt, Fremde, die sich erst in das Gefüge der Stadt Einblick verschaffen müssen, und eine geniale Handlung, die man als Leser gerne verfolgt. Im Vordergrund steht aber Margar, ein Mann, der sein Alter nur zu deutlich spürt. Mit Frau und Kind ist er ein treusorgender Ehemann und Vater, der nicht rücksichtslos in einen Einsatz geht. Michales Warwick Joy ist ein Autor, der sofort ohne Wenn und Aber überzeugt. Er handhabt die Erwartungshaltung des Lesers wie ein Instrument. Glaubt man zu wissen, welche Note folgen wird, zupft er an einer anderen Saite und wirft alle Spekulationen über den weiteren Handlungsverlauf über den Haufen. Die Übersetzungsarbeit von Dirk van den Boom, dessen Tentakelschatten demnächst erscheinen wird, ist ebenfalls überzeugend.