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Titel: Die verborgene Königin Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt eine junge Frau vor gras- und blattgrünen Hintergrund. Eine Frau, zwischen deren Händen sich grüner Rauch zu winden scheint, vermutlich ein Zeichen ihrer Gabe, dem zweiten Gesicht. Und auch wenn die Darstellung auf dem Cover nicht wirklich gut zu der Geschichte passt, finde ich sie dennoch ansprechend – und das Cover würde mich neugierig genug machen, das Buch in die Hand zu nehmen.
Nach dem Tod des Königs von Roisinan in der Schlacht gegen die Rashin scheint der Sieg verloren – bis der uneheliche Sohn des Königs, Sif Kir Hama, das Kommando übernimmt und das Heer zum Sieg führt. Ein Sieg, für den er seinen Preis fordert: Die Krone von Roisinan.
Die Tochter des Königs und rechtmäßige Erbin des Throns von Roisinan, Anghara, muss fliehen. Und diese Flucht ist es, die Anghara ihre wahre Stärke entdecken lässt.
Der Großteil der Geschichte wird aus Angharas Sicht erzählt (nicht verwunderlich, sie ist schließlich die Hauptperson), es gibt allerdings auch ein paar Kapitel, bei denen andere Figuren aus Angharas oder auch Sifs Umfeld zu Wort kommen – und damit das Bild, das man sich von den beiden macht, gekonnt ergänzen. Damit schafft es Alma Alexander auch, den auf den ersten Blick recht klischeehaft wirkenden Figuren eine gewisse Tiefe zu verleihen – was Sid auf den Leser zwar nicht sympathischer wirken lässt, aber seine Handlungen zu einen gewissen Grad nachvollziehbar macht. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt jedoch auf Anghara und ihrer Entwicklung, der Vertiefung ihrer Gabe, des zweiten Gesichtes, und auch ansatzweise auf der Enthüllung ihres Schicksals. Die Entwicklung der jungen Anghara von einer behüteten Prinzessin zu einer Königin, die ihr Reich zurückfordert, geht allerdings nicht ohne Verluste und Schmerz vonstatten. Anghara Flucht ist zu Beginn zwar noch ruhig, Anghara selbst noch behütet, im weiteren Verlauf der Geschichte ist sie allerdings größtenteils auf sich allein gestellt, auch wenn sie es nahezu überall schafft, neue Freunde, Reisegefährten oder gar Lehrmeister zu finden. Diese Figuren, die Anghara umgeben, gewinnt man als Leser zwar ebenfalls schnell lieb, kann sich aber eigentlich nicht sicher sein, ob sie im weiteren Verlauf von Angharas Geschichte je wieder auftauchen werden – so muss man als Leser gemeinsam mit Anghara immer wieder loslassen.
Richtig viele “spannende” oder kriegerische Szenen gibt es im Buch allerdings nicht, wenn nicht der Tod Anghara ständig begleiten würde, könnte man die Geschichtew fast eine Reiseerzählung nennen. Auf Angharas Flucht lernt man nämlich einiges über Land, Leute und die Götter – und zu einem gewissen Grad auch über die Magie (auch wenn sie im Buch nicht so bezeichnet wird). Wissen, das sich nicht auf Angharas Heimatland Roisinan beschränkt – und im weiteren Verlauf von Angharas Geschichte sicherlich noch von Bedeutung sein wird.
Mir hat dieser Ausflug in eine fremde (wenn auch manchmal doch bekannt wirkende) Welt gut gefallen, genauso gut wie die Hauptperson, an deren Seite ich diesen Ausflug unternehmen konnte. Einzig das Ende war mir zu abrupt, auch wenn die Szenerie der in den Morgen segelnden Anghara durchaus passend für das Ende dieses Romans ist. Mich hat es damit allerdings ein klein wenig geärgert, ich will schließlich wissen, was Anghara am Ende der Schiffsreise erwartet. Damit hat “Die verborgene Königin” allerdings wohl genau das geschafft, was es erreichen sollte: Die Heldin der Geschichte langsam heranreifen und den Leser ans Herz wachsen zu lassen, um dem Leser schlussendlich keine andere Wahl zu lassen, als sich die Fortsetzung, “Die Rückkehr der Königin”, zu besorgen.
“Die verborgene Königin” ist ein Buch, das Lust auf mehr macht. Nachdem man als Leser auf mehreren hundert Seiten die spannende Entwicklung einer jungen Frau “miterleben” konnte, werden sicherlich die wenigsten mit dem Ende des Buches die Geschichte bei Seite legen können. Glorreiche Schlachten, spannende Zweikämpfe oder knifflige Verstrickungen sucht man hier allerdings vergeblich; wem der Sinn nach Derartigem steht, der sollte zu einem anderen Buch greifen – ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass den Leser in der Fortsetzung einiges mehr an Action erwarten wird, zumindest hat Alma Alexander bei mir erfolgreich diese Erwartung geweckt.