Serie / Zyklus: Perry Rhodan: PAN-THAU-RA - Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Hauptperson in diesem Band ist der Loower Karn-Terg, der sich nach einem im Drogenrausch verübten Mord in der Hierachie seiner post-Entelechischen Gesellschaft im freien Fall nach unten befindet und sich in der alleruntersten Ebene wiederfindet - als Kinderhüter. Andreas Brandhorst schildert die anfänglichen Probleme, die Karn-Terg mit den sehr aufmüpfigen Kindern und Jugendlichen hat, und schafft es, einerseits die völlig andersartige Denkweise der Loower einzigartig zu vermitteln und andererseits dem Leser immer genügend Anker zu bieten, dass er sich nachvollziehbar an der Lebens-und Denkweise der Loower entlanghangeln kann. Im Laufe der Jahrzehnte, die Karn-Terg auf seinem Kinderhort auf dem Planeten Alkyra II arbeitet, schließen sich immer mehr "heimkehrende" Raumschiffe der Trümmersphäre an - einer suborbitalen Stadt, die sich aus den Resten der einstigen Raumschiffe bildet und die neue Heimat der Loower darstellt. Alkyra II hingegen vereist zusehends, nachdem immer weniger Licht die Oberfläche des Planeten erreicht. Für die Führer der Loower ist das jedoch kein Grund, den Kinderhort Karn-Tergs aufzulösen, im Gegenteil: Dessen Zulauf wird immer größer. Der Exilant erkennt die wahre Chance in seinem Schicksal - wenn er es schafft, dass die Jugendlichen nach der Verwandlung zu Erwachsenen nicht wie üblich ihr Gedächtnis verlieren, kann er über die Jahre hinweg Einfluss nehmen auf die Gesellschaft, die über ihm die Vergangenheit der Loower negiert und verdammt. Nachdem die einstigen Kosmokratenhelfer ihr sogenanntes Tiefenbewusstsein, eine Art paralleles Bewusstsein im eigenen Körper, verloren haben, steuern sie nach Karn-Tergs Meinung unaufhaltsam auf eine Degeneration und schlussendlich auf ein Aussterben zu. Dieses Bewusstsein und die Erinnerungen an glorreiche frühere Zeiten, als die Loower noch ganze Schwärme bauten, gibt er seinen Schützlingen mit - bis eines Tages in den Brüdern Kilan-Gerp und Hisk-Mekang zwei Führungspersönlichkeiten heranwachsen, deren Meinung und Auffassung der Lehren Karn-Tergs nicht unterschiedlicher sein könnte. Während Hisk-Mekang die derzeitige Linie befürwortet und die Spährenstadt weiter gestalten möchte, fordert Kilan-Gerp die Rückkehr zu alten Tugenden und einen Rachefeldzug zu den Kosmokraten.
Auf Alkyra II werden die Monaden entdeckt, Bewohner eines anderen Universums, die sich in unser Standarduniversum herüberretten konnten und nun von Kilan-Gerp gezwungen werden, den für ihn für richtig empfundenen Weg mitzugehen. Beide Brüder beginnen einen regelrechten Krieg, als die Erhöhung der Hyperimpedanz durch die Kosmokraten Kilan-Gerp einen Grund gibt, den Feldzug gegen die Hohen Mächte zu beginnen.
Währenddessen lernt Gucky die rätselhafte Sirken kennen, die sich als Jünger der von Kilan-Gerp mithilfe der Monaden ermöglichten Neo-Entelechischen Gesellschaft zu erkennen gibt und dem Mausbiber mitteilt, sie wisse, wo sich Perry Rhodan aufhält. Dieser wird seit der Raumschlacht vor Snowflake vermisst. Beide brechen sie auf, um den unsterblichen Terraner zu finden.
Reginald Bull hingegen kann sich in seiner Rolle als derzeitige Vertretung Rhodans und terranischer Verteidigungsminister mit all den Problemen herumschlagen, die er nicht einmal in den Alpträumen seiner Feinde sehen wollte. Zwei verfeindete Loowerflotten - Bull sind die Hintergründe hierfür nicht bekannt - bekämpfen sich vor allem auf dem Gebiet der LFT und bedrohen das Leben und die Gesundheit von Bürgern auf unzähligen Planeten. Wer sich den Flotten in den Weg stellt, wird gnadenlos aus dem Weg geräumt - diese Erfahrung hat die oxtornische Heimatflotte beispielsweise machen müssen. Wie soll sich Bull nun entscheiden? Soll er die LFT in den Krieg schicken, um ihre Planeten zu beschützen, oder ist es klüger, diese zu evakuieren und den Kopf unten zu behalten? Andreas Brandhorst schildert einen Bull, dessen Handlungsweise ihm besser zu Gesichte steht als die eines tollpatschigen Cholerikers, wie man ihn oft genug in anderen Romanen kennenlernt.
Was soll man noch sagen? Andreas Brandhorst liefert einen grandiosen PR-Roman ab, der sich fugenlos in die Trilogie "PAN-THAU-RA" einfügt, allerdings ohne Probleme auch für sich gelesen werden kann. Die Schilderungen aller Charaktere, mal von einem etwas enttäuschendem Perry Rhodan abgesehen - jedoch vermute ich in der Degradierung in der Wertigkeit Absicht -, ist sehr gut gelungen. Die Handlungen sind nachvollziehbar, die Dialoge interessant, die geschilderten Szenen spannungsreich und atmosphärisch dicht. Genau so will ich Perry Rhodan lesen und genau so hat Brandhorst diesen Roman umgesetzt. Oben schon einmal erwähnt, aber ich will es nochmals sagen - besonders die Darstellung Karn-Tergs als der gescheitertem Loower, der sich dann jedoch als Gestalter einer neuen Zeitrechnung des kosmokratischen Hilfsvolkes herausstellt, ist besonders gelungen und macht beim Lesen einfach nur Spaß.