Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Briten besitzen seit jeher einen Spleen. Reiche Briten wie der Industrielle J. Cochran Darrow erst recht.
J. Cochran Darrow stieß bei seinen Untersuchungen auf einen ganz besonderen Umstand. Seine quantenphysikalischen Untersuchungen brachten zutage, dass es anscheinend einen Punkt gibt, an dem die verschiedensten Epochen oder Zeitlinien miteinander verbunden sind. Hier ist es durchaus möglich, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden und einen Übergang zu schaffen. Cochran geht es vor Allem darum, einen Vortrag des berühmtesten britischen Dichters zu besuchen. Samuel Taylor Coleridge hält einen Vortrag, den der reiche Industrielle besuchen möchte. Er bietet Professor Brendan Doyle an mitzureisen. Professor Doyle hat eine Abhandlung über den Dichter geschrieben und nimmt nur allzu gern das Angebot an. Wo und wie sonst wäre es ihm möglich, Samuel Taylor Coleridge zu hören oder gar persönlich zu sprechen? Sein eigentliches Spezialgebiet ist jedoch der Dichter William Ashless.
Aber da gibt es noch ganz andere Gründe, warum J. Cochran Darrow in die Vergangenheit reisen will. Im London von 1810 lebt angeblich ein Mensch, der seinen Körper mit anderen Menschen tauschen kann. Dieser Mann ist angeblich ein Magier, der unter dem Zeichen des ägyptischen Totengottes Anubis einen Weg gefunden hat, die Zeit zu überlisten.
Das eigentliche Ziel des todkranken Darrow ist jedoch, im Jahre 1810 zu leben. Leider läuft für ihn nicht alles so, wie es eigentlich sollte. Denn Doyle wird von einem Zigeuner entführt, und auch William Ashless ist nicht mehr aufzufinden. Außerdem sucht er einen kleinen Mann, der am ganzen Körper behaart ist. Dieser Mann ist sehr gebildet und spricht von alten ägyptischen Göttern, Unsterblichkeit und ähnlichem.
Brendan Doyle und sein Begleiter Brenner wollen jedoch irgendwie ins Jahr 1983 zurück. Dazu benötigen sie die Hilfe des Haarigen, weil Cochran anscheinend alle umbringen lässt, die mit ihm in die Vergangenheit reisten.
Der vorliegende Roman trägt durchaus zurecht den Serientitel "Meisterwerke der Fantasy". Er ist ein sehr kurzweiliger Lesestoff für Leser und Leserinnen mit Sinn für das Unwahrscheinliche und Magische.
Tim Powers' Erzählung ist eine vorteilhafte Mischung aus Fantasy und viktorianischer Alternativwelt. Diesen Roman kann man durchaus in die 'Schublade' Steampunk stecken. Steampunk ist eine Alternativwelt, meist zwischen 1800 und 1900, und ein sehr überzeugendes Rollenspiel. Hier funktioniert alles, wie es der Name bereits andeutet, alles auf Basis der dampfbetriebenen Motorkraft. Auch der Comic Ruse von Crossgen arbeitet auf dieser Basis. Hier gibt es seltsame Experimente, Fabelwesen, gewissenlose Professoren und Alchimisten.
Der Roman erhielt im Jahr 1983 den begehrten Philip K. Dick Award als bestes Erstlingswerk. Geschichtliche Tatsachen in Verbindung mit einer vergnüglichen Zeitreise bieten einen großen Lesespaß.
Dabei nimmt Tim Powers sich selbst und den herrschenden Literaturbetrieb nicht allzu ernst.
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