| Hörbuch: 6 Audio-CDs CD - 440 Minuten Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das Leben ist karg an der Küste Skandinaviens. Nicht nur, dass das Land wenig ertragreich ist, auch Piraten aus Turonland suchen das kleine Küstendorf Elasund heim. Die Folge ist ein Hungerwinter und die Erkenntnis, dass ein Neuanfang in einem anderen Land besser ist als das Elend in der Heimat. So brechen die Menschen auf und lassen ihre wenige Habe zurück.
Nach einer langen entbehrungsreichen Fahrt mit vielen Gefahren, einmal sind sie fast von einem Volk auf Schottland überwältigt worden und schwere Stürme haben die Schiffsbesatzung dezimiert, erreicht die kleine Flotte die sagenhafte Insel Catan. Aus ihren Sagen wussten die Siedler, dass nur dies die Insel sein konnte, die Odin einst für seine Geliebte Tanuri erschuf.
Zunächst ist das Leben einfach und sorglos, doch bald ist die wachsende Gemeinschaft mit zwei Problemen konfrontiert: Olaf, einst der wohlhabendste Elasunder wird zur Bedrohung, doch bevor die Dorfgemeinschaft ihn richten kann, gelingt ihm die Flucht mit seinem Clan. Er und seine Räuber werden zur Plage des Dorfes. Doch auch der innere Frieden wird bedroht, als die wachsende Christengemeinde im Dorf von den Traditionalisten angefeindet wird.
Hauptpersonen sind die Ziehbrüder und Freunde Kandamir und Osmund. Kandamir wird mehr und mehr zum Christen, als sein Sklave Austin über das Christentum und die christliche Lebensweise erklärt. Er hinterfragt die teilweise sehr harten Gesetze der Götter und macht sich damit nicht nur Freunde. Am Ende stehen sich er und Osmund als Feinde gegenüber.
Was als Buch zu Catan angepriesen wird, ist eine Mogelpackung. Tatsächlich ist es ein Historienroman, wie ihn die Autorin Rebecca Gablé schon mehrfach verfasst hat. Zumindest besagt dies die Bibliographie.
Catan kommt lediglich als Name der Insel vor und einmal wird kurz erwähnt, dass die wichtigsten Handelsgüter Wolle und Getreide sind. Das war es aber dann schon. Die Frage, die sich mir stellt: ob Rebecca Gablé den Roman auf Catan angepasst hat oder ob der Verlag die vorliegenden Manuskripte durchsah und in dem der Autorin das geeignetste erkannte. Auf jeden Fall kann davon ausgegangen werden, dass man sich nur wenig Gedanken darüber gemacht hat, eine Geschichte speziell zu Catan aufs Papier zu bringen.
Das Buch an sich ist interessant und fesselnd geschrieben. Die Geschichte weist einige überraschende Wendungen auf und einiges ist vorhersehbar.
Die Beschreibungen von Land und Leuten sind gelungen und auch die Protagonisten sind nicht unsympathisch. Zu Beginn musste ich mich erst an Rebecca Gablés Stil gewöhnen. Die Sprache ist eher einfach und längere Sätze sind eher die Seltenheit.
Es kommt in der Inhaltsbeschreibung nur bedingt heraus, aber die Bekehrung der Elasunder zu Christen ist ein wichtiges Thema, das die Autorin von Beginn an vorantreibt. Wenn man solch ein Thema nicht mag, ist man mit diesem Buch falsch beraten. Ich gebe dem Werk an sich 7 von 10 Punkten.
Das Hörbuch an sich ist eine gelungene Produktion. Das Buch ist gekürzt, aber ich kann nicht sagen, wo. Wahrscheinlich ist die gesamte Geschichte durchgehend etwas gestrafft worden. Aber die Kürzungen fallen an keiner Stelle auf und die Handlung wirkt auch keinesfalls gehetzt. Man muss sich vor Augen führen, dass ein Audiobook ein anderes Medium als ein Buch ist und dies auch eine andere Art der Realisierung erfordert.
Martin May hat eine angenehme Stimme und durch Modulation schafft er es, die Dialoge lebendig zu gestalten. Behutsam wurde das Hörbuch vereinzelt mit Musik oder Geräuschen unterlegt. Dies ist eine gelungene Ergänzung und lässt die Produktion keineswegs zu einem Hörspiel abdriften. So und nicht anders sollte ein Hörbuch sein.
9 von 10 Punkten.