Reihe: Gaugamela-Trilogie, 3. Band Eine Besprechung / Rezension von Alfred Kruse |
"Commander Frank Norton und seine Gefährtin Jennifer Ash konnten sich zur Erde durchschlagen. Diese ist nach dem Iupiter-Transit schwer verwüstet. Sinesische Späher patrouillieren im Sonnensystem. Dennoch konnte in unterirdischen Bunkeranlagen und auf geheimen Werften eine neue Flotte geschaffen werden. Norton erhält den Oberbefehl. Jennifer arbeitet als Strategin einen Angriffsplan aus, der sich an der historischen Schlacht von Gaugamela orientiert. Nach Jahren der Demütigung durch die brutale Herrschaft der Sineser holt die Menschheit zum Gegenschlag aus. Es entbrennt eine nie dagewesene Schlacht um die Vorherrschaft in der Galaxis." (www.matthiasfalke.de)
Der dritte Band der Gaugamela-Trilogie, in der Matthias Falke zeigt, dass philosophische Erörterungen und Action sich keinesfalls gegenseitig ausschließen. Aber fangen wir am Anfang an, als Frank Norton und Jennifer Ash sich noch auf der Erde befinden. Hier lässt Matthias Falke das erste Mal sein Geschick bei der Schilderung politischer Ereignisse aufblitzen, das er in "Der Torus der Borq" (1. Band der Zthronmic-Trilogie) dann genüsslich ausleben wird. Ein weiteres Highlight ist die Darstellung der von der ›Event Horizon‹ gegründeten Kolonien, bei der man die Mühsal der Kolonisten fast körperlich spürt. Ebenfalls ganz besonders gelungen ist hier die Darstellung des genialen Wissenschaftlers Reynolds. Dem Autor gelingt der Spagat zwischen dem Archetypus und dem Handwerker: Zu einer innovativen neuen Entwicklung gehört ebensoviel Inspiration wie dröge Routinearbeit. In diesem Kontext zeigt Matthias Falke sehr schön die Genialität von Reynolds auf, das Quäntchen, das ihn von einem normalem Wissenschaftler unterscheidet. Ebenso wie der Wissenschaftler Reynolds hat auch der Stratege Rogers hier seinen großen Auftritt. In der Art und Weise, wie er die Kolonien vor den angreifenden Sinesen verteidigt, wird klar, warum er General ist und seine Mitmenschen ihn als "Sieger von Lombork" verehren.
Am besten gefallen haben mir aber die Abenteuer von Jill Lambert und Taylor, die sich auf Sina vor der Verfolgung durch die Sinesen bei den Borq verstecken. Hier schafft es der Autor, durch die Augen von Menschen eine Rasse von geklonten Fremdwesen als alien, außerirdisch, nicht-menschlich darzustellen. Etwas, das selten einem SF-Autor gelingt und auch in den aktuellen PR-Romanen (2500 ff.) ein gravierendes Manko darstellt.
Überhaupt nicht gefallen hat mir die Zerstörung des Planeten Sina und der Genozid an den Sinesen. Nicht, dass es schlecht geschrieben ist, aber ich frage mich, warum so etwas thematisiert werden muss. Und wenn, warum dann nicht ausführlicher. Matthias Falke hat es bereits in den vorhergehenden Romanen geschafft, die Sinesen aufgrund ihrer Philosophie und Lebensanschauung als das Böse an sich darzustellen. Sie unterdrücken jede Fremdrasse, der sie begegnen; wo es nicht möglich ist, versuchen die Sinesen, sie auszulöschen. Wie sie es ja auch bereits im ersten Band der Trilogie, "Die Planetenschleuder", mit der Erde versucht haben. Aber darf das, auch in Selbstverteidigung, zu einem Genozid führen? Hier bleibt der Autor die Antworten schuldig, geht zu leicht über diese Tatsache hinweg. Was schade ist, denn dadurch bleibt die Gaugamela-Trilogie eine nette Space Opera, der Sprung in den Bereich der bedeutenden SF-Romane gelingt ihr nicht.
Insgesamt hat mir die Gaugamela-Trilogie aber gut gefallen. Einmal etwas anderes neben dem SF-Mainstream, ein ganz anderer Stil, ein unverbrauchter Autor, dem es noch gelingt, den Sense of Wonder der SF in seinen Romanen einzufangen.