Reihe: Nevare 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Alles beginnt damit, dass Nevare Burvelle von seinem Vater mitgenommen wird zum Außenposten Franners Bogen. Hier lernt er eine Stadt kennen, deren Häuser zum Teil zerstört sind. Mit seinen Fragen löchert er seinem Vater den Bauch, und dieser beantwortet gewissenhaft, aber mit einem Unterton, dass diese Fragen eigentlich überflüssig seien, die Antworten bekannt sein sollten. Mit den Fragen erfährt der Leser aber auch gleichzeitig mehr über die Welt, deren Karte das Vorsatzblatt ziert. Gleich zu Beginn lernt er die Gernier kennen und die sogenannten Flachländer - wandernde Nomaden, die nur während der Trockenheit die Weiden bei Franners Bogen aufsuchten, da es dort Weideflächen und vor allem Wasser gibt. Wir erfahren, dass die Nomaden neben ihren vergänglichen Bauten auch wahre Monumente bauten, die die Jahrzehnte unbeschadet überstanden. Nevare hört seinem Vater genauso staunend zu wie der Leser, der seinen Zeilen als Ich-Erzähler folgt. Nevare ist der Sohn eines alten Kriegsveteranen, und somit kommt für ihn nur eine militärische Laufbahn in Frage, so wie sie sein Vater auch hinter sich gebracht hat. Der erste Sohn, so steht es geschrieben, soll das Erbe seines adligen Vaters antreten, der zweite Sohn soll Soldat werden und der dritte sich der Kirche zuwenden. Der vierte Sohn hingegen sollte sich den schönen Künsten widmen. Doch dies betrifft vor allem den alteingesessenen Adel.
Nachdem der gernische König Toven seine Küstenprovinzen verlor, eroberte er die Länder an seinen östlichen Grenzen. Franners Bogen war einmal eine Grenzgarnison, doch steht sie nach den erfolgreichen Kriegen gegen die Nomaden nun mitten im Land. In den Kriegen gegen die Nomaden, mit Kanonen gegen Magie, war klar, wer verliert. Mit den Eisenkugeln wurde die Magie der Schamanen wirkungslos. Im Anschluss war es die schnelle Kavallerie, die gegen die einfachen Heere der Nomaden erfolgreich war. Inzwischen sind die meisten Nomadensippen sesshaft geworden, die Kriege zurückgegangen. Doch am Rand des Gebirges und in den tiefen Wäldern lauern immer noch Gegner, magisch begabte Krieger. Diese Krieger sind in der Lage, die Naturgewalten gegen die Angreifer ins Feld zu führen, ohne selbst direkt einzugreifen. Die Frage, die sich mir als Leser stellt, ist jedoch, ob Nevare nicht auch zu diesen Kriegern gehört, wenn man die Szene auf Seite 407 genau liest. Doch bis es soweit ist, geschehen noch ganz andere Dinge. Nevares Vater ist einer jener Soldaten des Königs, die wegen besonderer Verdienste ein Stück Land erhielten. Ein 'Neuadliger', denen die echten Adligen sehr zurückhaltend gegenüberstehen.
Nevare wurde jahrelang zu Hause ausgebildet, um als Soldat leben und überleben zu können. Nevare erlernte vieles, was ihm später nützlich sein wird: die Handelssprache der Nomadensippen, die Art zu kämpfen, wie es die Nomaden tun, und anderes mehr. Während des Lernens mit Deware gerät er an die Schwelle des Todes. Auf der Schamenenbrücke (daher der Titel des phantastischen Buches) wird er in den Kampf der Kidona gegen die magisch begabten Krieger hineingezogen. Diese Begegnung nimmt ihn sehr mit. Bald darauf reist er an die Militärakademie der Kavalla, um seine Ausbildung zum Kavallerieleutnant zu absolvieren. Doch Oberst Stiet, der dort das Regiment in der Hand hat, sorgt für einen rauen Wind, der den Kindern der 'Neuadligen' hart ins Gesicht weht. Nevare ist ein relativ unsicherer junger Mann, immer bemüht, es allen recht zu machen. Er lernt und passt sich an. Das hat zur Folge, dass er sicherlich nicht zur Führungselite gehören wird. Seine Stärken liegen darin, allein zu sein, als Kundschaftersoldat zu dienen oder in ähnlicher Position. Als Leser lernt man einen unsicheren jungen Mann kennen, der im Umgang mit Frauen nicht sehr erfolgreich ist. Und dann doch das bereits angesprochene Erlebnis hat. Folgen wir Nevare in seinem Land, lernen wir sehr viel. Manch eine Beschreibung erinnert an die Vertreibung der Indianer des nordamerikanischen Kontinents durch die aufdringlichen Weißen. In anderen Fällen geht es um Umweltschutz und Klimaerwärmung, was durch die jetzige Buschregierung geleugnet wird, ohne dass es in diesem Roman auch nur annähernd so genannt wird. Robin Hobb schrieb ein spannendes Buch, mit gewissen Längen, die nicht hätten sein müssen. Das Titelbild zeigt jedoch ein Motiv, wie es in der letzten Zeit zuhauf zu sehen ist. Eine eher langweilige Präsentation. Vom Verlag bin ich Besseres gewohnt. Aber das sind nur Äußerlichkeiten. Der Inhalt ist gut gelungen.