Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz. |
Der Roman beginnt mit einer Hinrichtung. Ken Follett beschreibt, wie die schaulustige Menge zusammenströmt und dem Ereignis voller Erwartung entgegenfiebert. Doch etwas scheint nicht zu stimmen: Der Delinquent, scheinbar ein Spielmann, macht nicht den Eindruck, den Tod verdient zu haben. Doch das grausame Schicksal nimmt seinen Lauf. Dann tritt eine Frau hervor und verflucht die drei Männer - einen Priester, einen Ritter und einen Prior -, die durch ihre Aussagen den Mann an den Galgen gebracht haben.
Vor dem Hintergrund des englischen Erbfolgekrieges zwischen Kaiserin Mathilde und König Stephan erzählt Ken Follett die Geschichte des Baus einer Kathedrale in der Ortschaft Kingsbridge. Der Leser erlebt, wie der junge Mönch Philip durch einen Kuhhandel zum Prior der großen Priorei von Kingsbridge aufsteigt. Doch sein Aufstieg hat einen Preis. Im Gegenzug für seine Unterstützung sorgt Philip dafür, dass Waleran Bigod zum Bischof ernannt wird. Sehr schnell werden aus dem sehr gläubigen Philip und dem sehr auf weltliche Belange bedachten Bischof erbitterte Feinde. Und noch eine weitere Feindschaft soll sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen: Blinder Hass verbindet die Grafentochter Alienna und den Rittersohn William Hamley. Alienna verweigert William die Heirat, und dieser sieht seine Chance gekommen, als Aliennas Vater sich in der Frage der Thronfolge auf die falsche Seite schlägt. Die Hamleys nehmen ihren Vater fest und bekommen als Dank das Graftum zugestanden. Die Säulen der Erde ist aber auch die Geschichte des Baumeisters Tom Builder, der, als die Kirche von Kingsbridge niederbrennt, seinen Traum verwirklichen kann und Baumeister einer Kathedrale wird.
Der Roman erzählt nun den Lebensweg all dieser Protagonisten durch diese stürmischen Jahre der englischen Geschichte in den Jahren 1123 bis 1173.
Ken Follett beschreibt eine monumentale Geschichte von Hass, Liebe, Freundschaft und Intrigen. Immer wieder verknüpfen sich die Leben der Protagonisten und erzählen gemeinsam von den gewaltigen Anstrengungen, eine gewaltige Kathedrale zu errichten. Doch was das Buch wirklich zu einem Bestseller (die Taschenbuchausgabe erlebt jährlich gleich mehrere Neuauflagen und das Buch hält sich seit Jahren in den Bestsellerlisten der ganzen Welt) werden ließ, sind die gute Charakterisierung der Protagonisten sowie die detaillierten und umfassenden Bescheibungen der mittelalterlichen Welt mit all ihren unschönen Seiten. Ganz ohne Zweifel: Follett ist ein großartiger Roman gelungen.
Könnte man das doch nur vom dem Hörbuch behaupten!
Das 12 CDs umfassende Hörbuch kann dem Buch nicht gerecht werden. Der Verlag entschloss sich, das Werk um ca. 40 % zu kürzen, was angesichts des Umfangs des Buchs durchaus Sinn macht. Ansonsten hätte man wohl 22 CDs machen müssen (was aber auch nicht so ungewöhnlich gewesen wäre). Aber die Kürzung war schlichtweg misslungen. Man konzentrierte sich ganz auf den Hauptstrang und strich alle Nebenhandlung heraus. Auf den ersten Blick erscheint dies sinnvoll, aber tatsächlich verliert das Buch jeglichen Erzählrhythmus. Was nun übrig blieb, war eine fortlaufende Litanei der Intrigen von William Hamley und Bischof Waleran Bigod.
Ab der Hälfte sehnt man das Ende herbei und durch das letzte Viertel treibt einen nur eisener Wille. Es ist eine Frechheit, was aus dem hervorragenden Buch von Ken Follett gemacht wurde. Mir ist es gänzlich unverständlich, wie man so schwer wiegende Fehler bei der Umsetzung eines der größten Bestseller der letzten Jahrzehnte in die Hörbuchfassung machen konnte.
Mit Joachim Kerzel konnte Lübbe Audio einen sehr bekannten Sprecher gewinnen. Der Synchronsprecher von Dustin Hofmann oder Jack Nicholson besticht durch eine sonore Stimme, die angenehm zu hören ist. Ich selbst hätte mir jedoch gewünscht, dass Herr Kerzel mehr Leben in seinen Vortrag gebracht hätte. Mehr Lautstärken-Änderungen, teilweise längere Pausen und Geschwindigkeitswechsel hätten den Vortrag verbessert. Aber der Sprecher behält seinen Erzählrhythmus stur bis zum Ende bei. Das führt auch dazu, dass Schwächen im Text (evtl. auch nur die Hörbuchbearbeitung oder durch die Übersetzung entstanden) nur zu klar offenbar werden.
Die Enden der einzelnen Kapitel ähneln so stark, dass man gegen Ende des Hörbuchs fast mitsprechen kann, obwohl man den Text noch gar nicht kennt. Fazit: Von einem gelungenen Hörbuch kann man bei weitem nicht sprechen. Eher vom Gegenteil. Ich kann vom Kauf dieses Produktes nur abraten.
2 von 10 Punkten.