Titel: Die Saat der Yôkai Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Japan, tief in der Vergangenheit und etwa achtes Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Irgendwo auf dem Land in einem kleinen Dorf. Hayate, der Sohn des Zimmermanns, erzählt uns seine Geschichte, ohne sofort direkt auf sie einzugehen. Dabei erfahren wir sehr viel über den jungen Mann mit seinen vierzehn Jahren. Etwa, wie er sich einmal - fast - vielleicht - in ein Mädchen verliebte und anderes mehr. Doch das ist nicht das Wichtigste, und daher erzählt er gleich weiter.
Die Geschichte blendet um an den Kaiserhof, wo die mächtigen Zauberer des Kaisers ein Buch öffentlich in seiner Halle verbrennen. Die Zauberer sind jedoch nicht ehrlich, sondern wollen nur den Anschein erwecken, ein mächtiges Buch mit gefährlichem Wissen vernichtet zu haben. Denn wieder zurück in ihren Räumlichkeiten üben sie einen Zauber aus, der den Verbrennungsvorgang rückgängig macht. Damit sind sie wieder im Besitz des Buches.
Nur wenige Seiten weiter lernen wir einen Kapitän kennen, der sein Schiff unfreiwillig verlässt, weil ein Zauberer gegen alle Vernunft in einen Sturm segelt und mit dem Schiff fast untergeht.
Ihm folgt die Vorstellung der sechzehnjährigen Iso, die als Perlentaucherin arbeitet und damit ihren Lebensunterhalt verdient.
Was haben diese scheinbar willkürlichen Aneinanderreihungen von Kapiteln miteinander zu tun? Wer sind die Zauberer und was ist ihr Ziel und überhaupt, warum kommt noch nichts Phantastisches darin vor?
Dies herauszufinden ist eine Sache des Lesers, denn natürlich kennen die Autoren und der Rezensent das Buch. Die Autoren haben mit viel Liebe und Gefühl für die Handlungsträger ein Buch geschrieben, das für alle Kinder und Kind Gebliebenen überaus lesenswert ist. Mir persönlich hat die Art gefallen, wie der Haupthandlungsträger Hayate das Abenteuer erzählt. Zuerst in der Ich-Erzählung, überall dort, wo er dabei war. Die folgenden Seiten, wo er selbst nicht an der Erzählung beteiligt war, werden in der üblichen Art und Weise erzählt. Wie bei einem Geschichtenerzähler, der eine Geschichte unterbrichtn, um die Zuhörer direkt anzusprechen. Hayate selbst ist eine überaus sympathische Figur und mit den üblichen Jugendlichenproblemen behaftet. Das kommt ganz besonders zum Tragen, als er einem Zauber entgegenwirkt, indem er all seine Kleidung abwirft und splitterfasernackt herumsteht. Er, der Iso und Urara helfen will, aber nicht kann, weil es nicht schicklich wäre, die Mädchen auszuziehen. Hayate ist sympathisch bis zum Schluss. Manch eine andere Person ist dies nicht, aber sie sind immer glaubwürdig. Nichts ist übertrieben. Alles passt zusammen.
Martin Clauß zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus. Im Atlantis Verlag veröffentlichte er den Phantastik-Krimi Der Atem des Rippers und bei der Romantruhe den Geisterkrimi Das Schloss und seine Geister. Ich bin sicher, man wird von ihm noch mehr zu lesen bekommen.