Titel: Die Prophezeiung Eine Besprechung / Rezension von Andreas C. Lazar |
Böse Sektierer jagen einem Kind mit spirituellen Fähigkeiten nach.
Die arme Kim Basinger hat bemitleidenswerterweise in ihrer Karriere trotz ihrer klaren Schönheit bis auf gelegentliche positive Ausreißer nicht allzuviel erreicht und spielt auch heute noch in trashigen Filmen mit, die gerade mal für meine geliebte und gefürchtete Montagssneak gut sind.
Immerhin ist Bless the Child einer der besseren Sneakfilme der letzten Zeit. Die sorgfältige Ausstattung, die ordentliche Kamera, der passable Suspense-Soundtrack und die mitunter recht spannende Story mit einigen (auch mal Pseudo-)Schockeffekten und plötzlich auftauchenden Dämonen und Wasserspeiern werden zufrieden zur Kenntnis genommen, während die manchmal amateurhaft als solche erkennbaren Spezialeffekte zu Abzügen führen. Neben der souveränen Leistung von Rufus Sewell als bedrohlich-glasäugig blickendem Bösewicht und der immerhin erträglichen Darstellung der sehr jungen Holliston Coleman sind noch die Gastauftritte von Ian Holm und Christina Ricci positiv zu vermerken. Vor allem Ricci ist wie meistens nett anzusehen und macht ihre Szenen zu einem durchgehenden Vergnügen - zumindest solange sie nicht von fliegenden Dämonen auf züchtig blutlose Weise zerstückelt wird. Dagegen fallen die nervig-klischeehaften Darbietungen des mutigen FBI-Agenten Jimmy Smits und der drogensüchtigen Angela Bettis eher ab - untertroffen werden sie nur noch von Basingers von vorne bis hinten ärgerlicher, unglaubwürdig-steif-eindimensionaler Besorgte-Mutter-Darstellung.
Als mutige Tante rettet sie ihre telekinetisch begabte Nichte aus den Fängen einer halbwegs detailliert-sarkastisch dargestellten Sekte und quält sich zwischendurch mit Computern, die (wie in kaum einem anderen Film) realistisch ruckeln, auf Ergebnisse warten lassen und sogar die Benutzung einer Maus zulassen. Dazu kommt noch eine gehörige Portion christliche Gott-Teufel-Kerzen-und-Kreuze-Symbolik, die zwar atmosphärisch dargestellt wird (der Marienschrein!), aber häufig nur peinlich überzogen und missionarisch wirkt (die betenden Nonnen!). Vor allem der ultraschmalzige Schluss macht noch dazu klar, warum man als Regisseur nie die ehernen Hollywoodregeln brechen sollte: wenn man ein Kind als Hauptdarsteller hat, kann man es am Ende natürlich nicht töten lassen und verbaut sich so jeden Weg, der nicht zum stereotyp-ärgerlichen Happy-End führt. Aber trotz dieser Nachlässigkeiten ist Bless the Child insgesamt doch ein anspruchslos-unblutig-durchschnittlicher, solide ausgeführter Thriller mit ein paar kleinen Überraschungen, der jedoch angesichts seines religiösen Eifers auch direkt aus dem Vatikan stammen könnte.
2 von 5 Sternen