Titel: Die Pforten der Dämmerung Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Land der Aveshq wurde von den Vanaaren besetzt. Zuerst kamen diese als Händler über das Meer und wurden von den Aveshq geduldet. Später besetzten die Vanaaren, die sich für so viel höher stehender halten, als Eroberer das Königreich mit Erbmonarchie und Theokratie.
Im Land Aveshq gibt es einen Hohepriester, den nie jemand sieht und der angeblich unsterblich ist. Offiziell ist der Hohepriester aber immer wieder jemand anderes.
In Aveshq brodelt es. Man will gegen die Ursupatoren vorgehen. Da sind auf der einen Seite einfache Bürger, die die Unabhängigkeit anstreben, und zum anderen die fanatischen Sohnesleute. Beide Gruppen arbeiten unabhängig voneinander und die Sohnesleute sind die gefährlicheren.
Renille vo Chaumelle wird als Agent in das Heiligtum des Aoun-Vaters eingeschleust. Er soll sich um die Hintergründe der Rebellion und die Hintermänner kümmern. Ziel der Vanaarer ist es, diesen kommenden Aufstand im Keim zu ersticken. Renille vo Chaumelle ist aber durch seine Agententätigkeit eher der Katalysator und Auslöser des Aufstandes. Er dringt in das Heiligtum ein und findet dort den Hohepriester. Dieser, als direkter Nachkomme von Aoun, entpuppt sich als äußerst gefährlich. Er beherrscht mit seiner Stimme und seiner Willenskraft jeden, der sich ihm zu nähern wagt. Mit der von ihm gegründeten fanatischen Sekte will er ein Ereignis heraufbeschwören, das jenseits allen Verständnisses der Vanaarer liegt. Er will seinen Vater rufen, ein Überwesen aus einer anderen, höher entwickelten Dimension, und eine Schreckensherrschaft wie zu Anbeginn der Zeit erschaffen. Nur zwei stehen ihm entgegen, Renille vo Chaumelle und die Prinzessin Jathondi.
Paula Volsky ist eine hervorragende Autorin, die bereits mit ihrem Buch "Trugbilder", ebenfalls bei Heyne erschienen, für Aufsehen sorgte. Die Charakterisierung ihrer Handlungsträger erscheint zuerst rein willkürlich, doch entpuppt sich hinter diesen Eigenschaften meist ein real existierender Mensch. Zumindest wird dieser Eindruck erzeugt. Auch Renille vo Chaumelle ist eine Person, die so unter uns Normalsterblichen wandeln könnte. Kein Superheld, kein Mann, der mit überragendem Wissen oder Können glänzt. Er ist ein Mensch, der von Geburt zwischen den Kulturen steht und sehr viel Verständis für die Aveshq aufbringt. So lernt er die Tochtererbin Jathondi kennen und lieben. Das Zusammentreffen beider erscheint zufällig, wird aber zum Schluss schicksalsentscheidend.
Die Autorin befleißigt sich einer phantastischen Erzählkunst, die uns in ein Land entführt, das es nicht gibt, aber jederzeit geben könnte. Sie bricht damit durchaus die konventionellen Vorstellungen von Fantasy, die sich um Schwert und Magie derhen und/oder mit den phantastischsten Szenarien protzen.