Serie / Zyklus: Perry Rhodan Taschenbuch #398 Besprechung / Rezension von Sascha Hallaschka |
Das Perry Rhodan-Universum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1220 NGZ. Dies sind die Abenteuer des LFT-Kommissars Geo Sheremdoc und seiner Mannschaft, die unterwegs sind, um die Heimatwelt der Nirwana-Teleporter zu entdecken, einer unbekannten Lebensform, die vielleicht eine neue Zivilisation begründen will. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringen Sheremdoc und sein Team zu einem Planeten vor, der so unbedeutend ist, daß ihn nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Mehr möchte ich zum "Inhalt" dieses finalen Fiaskos Grieses eigentlich gar nicht sagen, denn es wäre das Papier nicht wert, das damit verbraucht würde. Denn so gut die Idee ist, die der Klappentext verspricht, so schwach ist die Ausführung, und so völligst unerträglich sind die in diesem Buch dargestellten "Menschen".
Das beginnt auf den Seiten 7 und 8 mit einer Figur namens Yesterday Donk (wenn das nicht schon alles sagt), die zwar für die Handlung partout keinerlei Relevanz besitzt, aber der kranken Phantasie Grieses zufolge nichts besseres zu tun hat, als Briefmarken zu sammeln. Natürlich will ich nicht ausschließen, daß das auch in der in PR dargestellten Zukunft noch vereinzelt vorkommt. Im Zusammenhang mit diversen anderen Bezügen zum 20. Jahrhundert, die in der Serie immer wieder auftauchen und die mich schon seit langem nerven, wirkt die Sammelleidenschaft Donks auf mich jedoch nur noch jämmerlich unglaubwürdig. Welchen inhaltlichen "Wert" sie in diesem Taschenbuch erfüllen soll, ist mir obendrein vollends schleierhaft, da Herr Donk schon nach wenigen Seiten für immer aus der Handlung verschwindet.
Das geht weiter mit einem gewissen Jaa Oeleman (Muß ich solche Namen eigentlich noch kommentieren?), der ein Psi-Wissenschaftler und typisch für das 20. Jahrhundert gekleidet ist: Er trägt normalerweise Jackett und Schlips und verzichtet auf letzteren im vorliegenden Buch nur, weil der heiße Sommer ins Haus steht. Um dem völlig überzogenen und längst ausgelutschten Klischee eines "zerstreuten Professors" gerecht zu werden, pflanzt Griese dem guten Oeleman noch eine Nickelbrille auf und eine Aktentasche an, die er ständig bei sich hat.
Diese einäugigen "Charaktere" finden ihren blinden König (sic!) in einer Figur, die so grotesk, lebensunfähig und überzogen dargestellt ist, daß mir schlecht wird, wenn ich nur daran denke. Es handelt sich dabei um den NATHAN-Spezialisten Aaron Sebastian, der auch mal in der regulären Heftserie auftauchte und mich damals schon zur Verzweiflung trieb. Sebastian ist in NATHAN geboren worden und hat diesen niemals verlassen. Er hat zu der Mondsyntronik im Laufe der Jahre eine enge Beziehung entwickelt und kennt sie wie seine eigene Westentasche. Dieses völlig unnatürliche und entmenschlichte Leben hat zwangsläufig dazu geführt, daß Sebastian zu sozialen Kontakten überhaupt nicht in der Lage und in jedem Gespräch mit anderen Menschen übernervös ist und ständig stottert.
Wenn es sich damit hätte, wäre es ja schon mehr als schlimm genug, aber Griese hat wirklich und wahrhaftig noch so eine bescheuerte Figur aus dem Ärmel geholt. Zwar ist diese nicht so schlimm wie Sebastian, aber sie rundet Grieses fiasköse Vorstellung, die er mit diesem "Roman" vorlegt, eindrucksvoll nach unten ab. Ich spreche von dem Semi-Androiden (was immer das auch sein soll) Ikarus, in dessen Innerem sich so viel siganesiche Hi-Tech ballt, daß er zum einen ganz im Alleingang für das Happy End dieses fatalen Flop-Werkes sorgt. Zum anderen frage ich mich, warum eine solche Gestalt, wenn sie denn so toll ist, wie Griese sie hier bodenlos naiv schildert, innerhalb der Serie nicht ständig zum Einsatz kommt. Schließlich hätte jeder PR-Roman nach höchstens 20 Seiten zu einem guten Ende gefunden. (Allerdings wäre Griese nach seinem zweiten Heftroman, in dem Ikarus auftaucht, achtkantig entlassen worden.)
Ich schäme mich schon beinahe, es zu schreiben. Aber selbstverständlich ist auch der Semi-Androide wie im 20. Jahrhundert angezogen. Eigentlich möchte ich ja Euch und mir traurige Details ersparen, aber zwei sind doch so schlecht, daß ich um ihre Erwähnung nicht herumkomme. Damit nicht jeder Hinz und Kunz auf der Straße Ikarus als Semi-Androiden erkennt, hat man ihn zum Zwecke der Tarnung einem Menschen so genau wie möglich nachgebildet, was an sich durchaus nachvollziehbar ist. Daß er dann zum einen in Klamotten des 20. Jahrhunderts herumläuft, was Griese auf Seite 46 höchstpersönlich als "auffällig" bezeichnet, und daß er zum anderen ständig auf einem Kaugummi herumkaut, was ich in der PR-Serie meines Wissens noch nie gelesen habe und demzufolge eine doch eher seltene und damit wiederum auffällige Angewohnheit sein dürfte, das ist nicht nur nicht nachvollziehbar, das ist schlicht und ergreifend ein Haufen gequirlten Scheibenkleisters. Daß da obendrein noch aus der Ersten Terranerin Koka Szari Misonan eine gewisse "Mis a n o n" wird, macht bei einer solchen literarischen Beule auch nichts mehr aus.
Als Fazit kann ich nur sagen, daß es sich dabei nicht nur um das mit Abstand schlechteste PR-Taschenbuch handelt, das ich jemals gelesen habe, sondern auch um das vermutlich unlesbarste an "Literatur", das Griese jemals verzapft hat. Das ist für mich um so enttäuschender, da Peter Griese in den Bänden 1750 - 1799 hinter Hoffmann, Feldhoff und Vlcek auf Platz 4 meiner Autorenwertung lag, ich also recht gutes Material von ihm gewohnt war und ähnliches auch im Fall dieses Romans erwartete. Kein Mensch auf Erden bedauert es mehr als ich, daß wir Leser als Peter Grieses literarische "Abschiedsvorstellung" solch einen Schrott vorgesetzt bekommen haben. Denn selbstverständlich bedauere ich die Existenz dieses unseligen Werkes. Aber noch hundertmal mehr bedauere ich den viel zu frühen Tod seines Verfassers!
Fazit: 1 Punkt (von 10 möglichen)
(19.05.1996)
P. S.: Wen es tröstet: Der PR-Band 1813, einer der letzten Heftromane Grieses, hat mir gut bis stellenweise sehr gut gefallen (7 von 10).
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