Titel: Die Nacht von Shyness |
Kurzbeschreibung:
Es gibt Dinge, die kannst du nur im Dunkeln sagen. »Wusstest du, dass die Sonne hier nicht aufgeht?« Sie lacht laut und herzhaft. Dann verebbt ihr Lachen. »Das ist dein Ernst, oder?« Ich nicke. »In ganz Shyness. Völlige Dunkelheit.« Sie stützt den Kopf auf. Ich sehe ihr an, dass sie überlegt, ob sie mir glauben soll. Ob ich spinne oder nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch dasitzen kann, ohne sie zu berühren. Am Stadtrand von Shyness, wo ewige Dunkelheit herrscht, trifft Wolfboy ein merkwürdiges Mädchen. Sein Name ist Wildgirl und es erklärt Wolfboy zum Fremdenführer für eine Nacht. Auf ihrer Tour durch Shyness kommen sie nicht nur den zuckerabhängigen Kidds in die Quere, sondern auch verrückten Affen, ewigen Träumern, Döner-verkaufenden Wahrsagerinnen, teuflischen Psychiatern und einer großen Liebe – denn eine Nacht ist lang genug, um zwei Leben zu verändern.
Meine Meinung:
Leanne Hall ist es gelungen mit ihrem Buch einen Fantasy-Roman zu schreiben, der etwas neuartiges und ungewohntes mit sich bringt. Das bedeutet aber auch, dass der Leser sich zuerst an all dies Neue gewöhnen muss. Die Charaktere werden ebenso wenig eingeführt, wie dem Leser die Welt erklärt wird. Nein, mitten hinein geht es. Hinein in die Nacht von Shyness.
Mit Shyness erschafft die Autorin eine Welt, die irgendwo zwischen Urban-Fantasy und Dystopie liegt. Das erschwert die Orientierung für den Leser noch etwas, aber jeder, der gewillt ist, sich darauf einzulassen, wird in eine einzigartige Nach entführt.
In gut 300 Seiten wird eine einzige Nacht geschildert, die die beiden Protagonisten Wildgirl und Wolfboy zusammen erleben. Sie treffen sich bald zu Beginn der Geschichte, fühlen sich voneinander angezogen und er verspricht, ihr Shyness zu sagen. Dass er etwas außergewöhnlich ist, wird dem Leser schneller deutlich als Nia, die sich nur Wildgirl nennt.
Durch den häufigen Perspektivwechsel muss man aufmerksam seien. Die Handlung erzählt mal sie und mal Wolfboy jeweils aus der Ich-Perspektive, was etwas Verwirrung stiften kann, wenn man sich nicht immer wieder in Erinnerung ruft, wer gerade tatsächlich spricht.
Die beiden ziehen zuerst etwas orientierung- und ziellos durch Shyness und über Andeutungen, Kommentare und einzelne erhellende Bruchstücke kann sich der Leser nach und nach die Vergangenheit und die gegenwärtige Lage der beiden Protagonisten zusammenreimen. Es ist spannend nach und nach mehr zu erfahren und die einzelnen Puzzlestücke an den richtigen Platz zu setzen.
Tatsächlich erleben sie dann noch zusammen ein Abenteuer. Dieses Abenteuer ist wagemutig und Situationen, in denen es um Leben oder Tod geht, schweißen schnell zusammen. Trotzdem wird die Geschichte an keinem Punkt kitschig. Das lassen die Charaktere mit ihren verschlossenen Gefühlen, die sie hinter einen großen Klappe verbergen gar nicht zu.
Das Buch kann durchaus als Einzelband betrachtet werden, denn es bietet eine abgeschlossene Geschichte mit einem befriedigenden Ende. Schön ist, dass man sich trotzdem auf ein Wiedersehen mit Wildgirl und Wolfboy freuen kann. Man hat sie ins Herz geschlossen und möchte nun schon gerne wissen, wie es ihnen nach dieser einen Nacht, die alles verändert hat, ergeht.
Zu erwähnen ist hier noch die Aufmachung der deutschen Ausgabe. Sowohl das Cover als auch der Schriftzug hinten über dem Klappentext sind in einer Farbe aufgebracht, die nachts im Dunkeln leuchtet, was sehr gut zur Geschichte passt, denn die Dunkelheit spielt in Shyness eine tragende Rolle.
Fazit:
Die Nacht von Shyness ist etwas Besonderes auf dem Markt der Fantasy-Jugendbücher. Hier findet der Leser weder eine gewohnte Geschichte, noch gewohnte Charaktere. Besonders letztere sind vielschichtig und komplex. Der Leser sollte aber ein wenig Geduld und Lust auf Neues mitbringen, um die ungewohnten ersten Seiten zu lesen und dann einzutauchen in die Nacht von Shyness.