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Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs macht sich eine Einheit getreuer SS-Soldaten auf, um für den Führer den ultimativen Bunker vorzubereiten. Adolf Hitler hat es bekanntlich nicht mehr geschafft, aber seine Getreuen harrten aus und hielten 60 Jahre im Bunker die Stellung. Als dann der letzte Büchsenöffner seinen Geist aufgibt, entschließt man sich zu einer Expedition ins unbekannte Land. Die Expedition der vier verbliebenen greisen SS-Recken löst dabei mehrere politische Krisen aus, und während ein Spezialteam des deutschen Staates hinter den Unruhestiftern hereilt, heften sich auch Journalisten an die Fährte der Flüchtigen, wohl ahnend, dass dies die Story des Jahres ist.
Das Buch klingt nach einer witzigen Idee und über einige Strecken ist es dem Autoren gelungen, dem Thema einiges abzugewinnen. Jedoch ist das Thema bei weiten nicht so originell, wie man vermuten möchte, und es gab bereits bessere Umsetzungen (ich verweise einfach mal auf den Film „Eve und der letzte Gentleman“, in dem eine Familie während der Kuba-Krise in einen eigenen Atombunker floh und dann 30 Jahre unter der Erde verbrachte. Der Sohn, ganz im Stile der 50er Jahre erzogen, hatte dann einige Anpassungsprobleme). Der Autor hat sich selbst limitiert, als er seine antiken Helden 60 Jahre unter der Erde ausharren ließ, denn die Gefühlswelt der Greise - alle sind ja so um die 80 Jahre alt - ist dem Leser schwer zu vermitteln und Hans Waal ist dies dann auch nicht so gut gelungen. Der Grund hierfür liegt natürlich auf der Hand: Das Buch ist auch eine Satire auf die Verhältnisse in Ost- und Westdeutschland. Dabei driftet das Buch hier und da in eine gewisse DDR-Melancholie ab, zu der ein westdeutscher Leser nicht so viel Zugang hat. Highlights waren das Zusammentreffen der SS-Leute mit den lokalen Skinheads, aber auch die Szenen unmittelbar nach dem Aufbruch aus dem Bunker. Es zeigt sich, dass die Geschichte mit diesen Parametern für ein Buch dieses Umfangs nicht tragfähig genug ist, und so dümpelt die Geschichte ab der Hälfte ein wenig dahin. Zwar wurde versucht, mit einer zweiten Handlungsebene die Geschichte anzureichern, doch die Abenteuer der Journalisten nerven eigentlich nur und verwässern den Roman. Insgesamt muss also leider gesagt sein, dass der Roman ambitioniert erzählt wurde und eher eine Satire als ein humorvoller Roman ist. Allerdings wollte Autor Hans Waal zu viel und hat sich selbst limitiert, so dass der Roman als fast missglückt bezeichnet werden muss und der Funke nicht richtig überspringen will. Die Geschichte kommt nie so richtig in Fahrt und der Leser findet nur schwer Zugang zu den Gefühlswelten der Protagonisten, die bei dem Thema natürlich durchaus interessant gewesen wären.
Leider nur 6 von 10 Punkten.