Serie / Zyklus: Fall Revolution, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit Ken MacLeod versucht der Heyne-Verlag einen hierzulande bislang völlig unbekannten schottischen SF-Autoren aufzubauen. Die Mars-Stadt ist der zweite Roman, der in deutscher Übersetzung erscheint. Das Sternenprogramm war der erste und mit Die Cassini-Division wird im anstehenden Winterverlagshalbjahr ein weiterer Roman erscheinen. Diese drei Romane spielen alle im gleichen Universum, womit sich der Autor in die Riege bekannter SF-Schriftsteller einreiht, die vor einem großen Handlungshintergrund viele ihrer Romane und Kurzgeschichten schreiben. Nicht immer ist dies von Erfolg gekrönt wie z. B. bei Stephen Baxter oder Lois McMaster Bujold.
Der Titel des Romans, der nicht dem Originaltitel entspricht, lässt den Leser zumindest zu Beginn glauben, dass die Handlung sich auf dem Mars abspielt, was allerdings nicht der Fall ist. Vielmehr handelt es sich bei dem Planeten nicht um die Nachbarwelt der Erde, sondern um einen weit im Universum entfernt liegenden Planeten, der dieser nur ähnelt und deshalb der Neue Mars genannt wurde.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Männer, die sich noch von ihrer gemeinsamen Zeit auf der Erde her kennen. Jonathan Wilde und David Reid entwickeln sich im Verlaufe des Romans zu Gegenspielern. Der eine - Wilde - wurde noch auf der alten Erde getötet und zu Beginn des Romans als Klon wiederbelebt. Der andere - Reid - hat mittels des medizinischen Fortschritts sein Leben verlängern können. Beide stehen an entgegengesetzten Enden der politischen Landschaft, wobei Wilde all seine Unterstützung verloren hat und eigentlich von vornherein auf verlorenem Posten steht.
Reid geht es vordergründig darum, die auf alten Datenträgern gespeicherten "Seelen" von Menschen dort zu lassen, wo sie sich momentan befinden. Denn ihre Erweckung wäre nur mit Unterstützung von Schnelldenkern machbar. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Bewusstseine von Menschen, die sich allerdings durch ihre Schnelllebigkeit soweit entwickelt haben, dass sie durchaus zu einer Gefahr für die auf dem Neuen Mars wohnenden Menschen, Klone usw. werden können.
Auch nach der Lektüre des gesamten Romans konnte ich nicht ganz erkennen, was der Autor dem Leser eigentlich für eine Geschichte erzählen wollte. Ein abrupter Handlungsbeginn ist ja nichts Ungewöhnliches und wirkt durchaus fesselnd auf den Leser, aber danach kommt einfach nichts mehr. Die Handlung plätschert so dahin, und auch am Ende des Romans ist der Leser nicht wirklich schlauer geworden, trotzt der Auflösungen in den letzten Kapiteln, die ihn wieder zum Beginn des Romans führen.
Weiterhin ist die wissenschaftliche Untermauerung des Handlungshintergrundes als mager zu bezeichnen. Wenn schon ständig die Entwicklungen auf den verschiedenen Forschungsfeldern angesprochen werden und mit ihren Ergebnissen "gearbeitet" wird, muss der Autor eigentlich in der Lage sein, dem Leser die wissenschaftlichen Hintergründe näher zu bringen. Dazu ist Ken MacLeod leider nicht in der Lage.
So habe ich ernsthaft überlegt, den Roman nach ca. der Hälfte einfach zur Seite zu legen, da er mich immer weniger interessierte. Letztlich habe ich dies nicht getan, sondern darauf gehofft, dass eine Fortentwicklung stattfinden würde. Eine solche konnte ich nicht feststellen, und so bleibt für mich die Erkenntnis, dass ich die weiteren Romane dieses Autoren nicht lesen werde.
Für Die Mars-Stadt kann ich keine Kaufempfehlung aussprechen. Schade, dass der Heyne-Verlag ausgerechnet solch einen Autoren hierzulande aufzubauen gedenkt.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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