Titel: Die Mars-Chroniken Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die Mars-Chroniken ist ein Werk, das sich nicht so leicht beschreiben lässt. Dieses Buch ist kein Roman und auch keine richtige Kurzgeschichten-Sammlung. Vielmehr wird anhand von Fragmenten die Erforschung und die Besiedlung des Mars durch die Menschen beschrieben. Manche Erzählungen sind nur eine Seite lang, andere erstrecken sich über 50 Seiten und mehr.
Beispiel für die erste Kategorie ist gleich die Einführung mit Titel "Raketensommer", die dem Leser sofort eine dichte Atmosphäre vermittelt. Die Geschichte "Der Marsianer" hingegen ist ein längeres Werk und wurde auch in der Fernsehproduktion Die Mars Chroniken verfilmt.
Zunächst beschreibt Bradbury die ersten vier Expeditionen, die allesamt recht glücklos verliefen. Die Marsianer hatten etwas gegen das Eindringen der Menschen in ihre Welt. Doch dann raffen die Windpocken die Ureinwohner dahin und die verbliebenen Bewohner des roten Planeten - zum Aussterben verurteilt - können den anbrandenden Menschenmassen nichts entgegensetzen.
Im weiteren Verlauf beschreibt Bradbury den Exodus der Menschen zum Mars, die Siedlungsgewohnheiten und den Niedergang der Marssiedlungen, als die Menschen zu Beginn des Atomskriegs auf die Erde zurückkehren (das ist allerdings ein wenig unverständlich) und den leeren Mars wieder sich selbst überlassen.
Was wahrhaft überrascht ist die Vielfalt der Geschichten. Bradbury beschreibt sarkastisch urkomische Begebenheiten, tragische Schicksale, aussichtslose Kämpfe, größte Einsamkeit, Freiheitsliebe und noch viel mehr.
Zwar ist das Werk eindeutig der Phantastik zuzuordnen, aber Bradbury nutzt diese Plattform, um der Gesellschaft der 40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts den Spiegel vorzuhalten. Er prangert mehrfach Ignorantentum ("Die vierte Expedition", "Eine schlechte Saison") an, wendet sich gegen Rassismus ("Da oben, mitten in der Luft") und wendet sich mit der Geschichte "Das Haus Ascher" den Zensoren zu.
Trotz der großen Unterschiede der Erzählungen in Hinblick auf Inhalt, Ausführung und Thematik gelingt es Bradbury, aus den Fragmenten eine Einheit zu formen.
Die Geschichten sind in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts verfasst worden und zeitweise merkt man den Erzählungen das Alter von teilweise über 60 Jahren an. Bradbury konnte sich keine Computer vorstellen, und so schrieben seine Poeten immer noch auf einer mechanischen Schreibmaschine. Schmunzeln lässt einen auch die Erwähnung, dass die Marssiedler Holz für den Bau ihrer Häuser sich von der Erde liefern ließen oder die Frauen an den Fluss zum Waschen gingen.
Auch Überbevölkerung war für Bradbury kein Thema. Die Erde des Jahres 2005 wurde von 2 Mrd. Menschen bewohnt. Andererseits hat er auch einige sehr zeitlose Erzählungen verfasst wie "Der Marsianer" oder "Die zweite Expedition". Eines jedoch haben die Erzählungen alle gemein: Sie sind in sehr gutem Stil verfasst und es ist ein Genuss, Bradburys poetischer Sprache zu folgen. Wertung für das Buch: 9 von 10 Punkten.
Die Höruchbuchumsetzung ist sehr gelungen. Der Inhalt wird in ungekürzter Form vorgetragen und Sprecher Hans Eckardt macht seine Sache sehr gut. Zwar ist seine Aussprache wegen der stark akzentuierten "S"-Laute gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich schnell daran und kann sich dann vollends in seine wunderbare Vortragsweise vertiefen.
Er versteht es jederzeit, während seines Vortrags Atmosphäre zu verbreiten, die Personen mit einem eigenen Charakter zu sprechen und einen Spannungsbogen 1:1 in seinen Vortrag umzusetzen. Und dennoch füllt er seinen Vortrag mit Leben, ohne übermäßig zu übertreiben.
Hans Eckardts Leistung kommt einer Idealumsetzung schon sehr nahe.
Hervorzuheben ist auch die Ausstattung des Audiobuchs. Anstatt einer instabilen Plastikbox lagern die Scheiben in eine Pappklappbox und jede CD hat ihre eigene Hülle mit einem Titelverzeichnis. Man bekommt schon Lust auf das Hörbuch, wenn man die Box öffnet.
Es bestätigt sich, was sich schon in der Vergangenheit gezeigt hat: Hörbücher aus dem Verlag für Hörbuchproduktionen sind Glanzstücke. Da wird nicht einfach ein Sprecher hingesetzt zum Runterlesen eines Textes. Man merkt, dass es Wunsch und Wille ist, Qualität zu produzieren, und auch wenn die Hörbücher nicht ganz billig sind, so sind sie doch jeden Cent wert. 10 von 10 Punkten.
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