Titel: Die Macht des Todessterns (Star Wars) Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Was macht das "Erweiterte Universum" in Star Wars so beliebt und so interessant? Wohl nicht nur die Weiterführung der bisherigen Geschichte in die Zukunft und auch in die Vergangenheit, sondern auch die Tradition, auch die winzigsten Nebenfiguren der Filme mit viel Leben zu füllen. Nicht nur einem Statisten in der hintersten Ecke einer Bar, welcher nur ein, vielleicht zwei Sekunden auftaucht, ward ein langes Leben in Romanen oder Comics geschenkt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Jedi Quinlan Vos zu Zeiten der Klonkriege (siehe die entsprechenden Comics).
In "Die Macht des Todessterns" widmen sich die beiden Autoren, welche sich bisher im Star-Wars-Universum nur mit den Bänden um die "Medstar" einen Namen machten, den vielen Menschen, die hinter dem Projekt "Todesstern" stehen. Zeitlich beginnt das Buch einige Jahre vor der Schlacht von Yavin und führt uns im Laufe der Bauzeit der bis dahin größten Raumstation in die verschiedensten Charaktere ein, die nach und nach den Todesstern bevölkern. Man lernt eine Gefangene kenne, die als Architektin Wohnbereiche entwerfen soll, einen Sergeant der Sturmtruppen, welcher in seiner Freizeit nicht nur Kampfsportunterricht gibt, sondern auch seine Machtsensibilität entdeckt. Amüsanterweise kommt auch ein Schmuggler vor, der es sich in den Grauzonen des Lebens auf der Raumstation gemütlich gemacht hat und sich in eine Twilek verliebt, die - ebenso neu auf der Station - eine Kantine eröffnet. Oder ein Bordschütze, der künftig verantwortlich sein soll für den größten Laser, der bis dahin entwickelt wurde. All diese Menschen sind mehr oder minder Teil der Gesellschaft an Bord und lassen sich mehr oder minder freiwillig für das Imperium einspannen. All die erwähnten Persönlichkeiten - und einige mehr - suchten ihren Platz, auf dem sie zurechtkommen würden und all diese verschließen ihre Augen für das an sich Offensichtlichste: das Zerstörungspotential der Station.
Ganze drei Viertel des Romans widmen sich Reaves und Perry dem Aufbau der Charaktere, was angesichts der großen Anzahl der Personen und auch des recht groß gewählten Schriftbildes des Buches fast schon zu knapp bemessen ist. Das letzte Drittel ist wie ein Eintauchen in gut bekannte und geliebte Nostalgie. Die Ereignisse in Star Wars: Eine neue Hoffnung werden aus Sicht der Bewohner der Station neu erzählt und allzuviele Textpassagen erkennt man aus dem Film wieder, nur hier umschlossen von den Handlungen der Hauptfiguren des Romans. Die Zerstörung von Alderaan bildet einen Wendepunkt in den Gemütern der Hauptpersonen, man wendet sich vom Imperium ab und plant die Flucht. Die erwartete Schlacht bei Yavin scheint eine gute Gelegenheit ...
Leider sind Reaves und Perry neben einer nicht ansprchsvollen Erzählsprache auch in der Schilderung der Gesinnung recht einseitig. Lediglich Tarkin und auch noch Darth Vader begeistern sich für die hinterlassenen Trümmerfelder und die Bösartigkeit ihrer Doktrin der Furcht. Natürlich widmen sich die Autoren nur einer Hand voll Besatzungsmitglieder angesichts der knappen Million, die die Station bewohnen. Jedoch wäre es vielleicht ausgewogener und auch interessanter gewesen, auch einen überzeugten Vertreter des Imperiums aus dem gemeinen Volk zu beschreiben, als am Schluss nur noch einem Haufen abtrünniger Deserteure mit einigen Winkelzügen zur Flucht zu verhelfen. Zumindest überleben sie nicht alle (haha, Spoiler!).
Was jedoch sehr gelungen erscheint und wohl nur für Fans des Star-Wars-Universums einen Sinn ergibt, sind eine Vielzahl von Spitzen, Hinweisen, Gags und Zukunftsvermutungen aus den Mündern der Protagonisten, in denen man andere Romane, Filme oder Comics wiedererkennen kann. Die vielen eingestreuten und teils auf den ersten Blick kaum zu erkennenden Hinweise machen den Roman für den Fan um eine gute Stufe unterhaltsamer.