Reihe: Gruselkabinett , 26. Ausgabe Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Der Autor Théophile Gautier (1811-1872) zählte zum Bekanntenkreis Victor Hugos und war eine der schillerndsten Figuren der französischen Bohème. Neben seinen Artikeln über Tratsch und Klatsch in der Gesellschaft schrieb er Gedichte und Romane, sowie phantastische Erzählungen, von denen Marc Gruppe "Die liebende Tote" nun zum Hörspiel umgeschrieben hat.
Die Handlung spielt im Frankreich des Jahres 1847. Der Mönch Romuald wird eines Nachts zum Sterbelager einer jungen Frau gerufen. Als er ankommt, ist die Frau bereits tot, doch Romuald beschließt, die Totenwache zu halten. In der Leblosen erkennt er nach und nach die Kurtisane Clarimonde, die ihm seit seiner Priesterweihe nicht mehr aus dem Sinn geht ...
"Die liebende Tote" steht den vorangegangenen Produktionen des bei Freunden der Phantastik beliebten Labels in nichts nach. Die überaus dramatische Handlung kommt wundervoll zur Geltung. Das Unheimliche schleicht sich quasi zur Hintertür herein. Die seelischen und lustvollen Leiden von Romuald sind unwahrscheinlich direkt und intensiv umgesetzt und heben dabei die damalige Absicht zur Provokation seitens Gautiers wunderbar hervor. Die Mischung aus Nekrophilie und Vampirismus geht dabei voll auf. Das Hörspiel über versuchte Priester und verdorbene Kurtisanen ist einfach grandios.
Zurzeit ist das Label Titania Medien mit Sicherheit eine der besten Produktionsstätten von Hörspielen. "Die liebende Tote" ist wiederum ein sehr guter Beweis dafür.
Die liebende Tote - die Hörspiel-Rezension von Erik Schreiber