Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der erste Band der Taschenbuchreihe "PAN-THAU-RA" offenbart sich dem Leser als ein recht ungewöhnlicher Perry-Rhodan-Roman. War man bislang eine recht durchgängige Handlung gewohnt, so muss man sich hier mit drei Handlungsfäden, deren Zusammenhänge sich erst später ergeben, die komplette Geschichte der Trilogie erarbeiten. Dies mag auf den ersten Blick anstrengend wirken, jedoch lohnt es sich auf jeden Fall auf längere Sicht, auf den ersten Blick "langweiligere" Passagen durchzustehen.
Zum ersten verfolgen wir An-Keyts Leben. Sie ist eine einfache Soldatin auf dem wohl größten Feldzug, den die Loower in ihrer Geschichte machten: die Eroberung des Sporenschiffes PAN-THAU-RA. Nachdem Perry Rhodan vor rund tausendfünfhundert Jahren zum ersten Mal mit dem gigantischen Raumer eines Mächtigen konfrontiert und das Zwiebelschalenmodell von William Voltz für die Leserschaft offenbart wurde, gerät das Schiff abermals in den Fokus der Unsterblichen. Jedoch wird dem Leser weder erklärt, warum die Loower zu Millionen die PAN-THAU-RA stürmen, noch, warum sie so unbarmherzig einen "Krieg für das Leben" führen, aber zugleich die auf der PAN-THAU-RA lebende Bevölkerung von Humanoiden, die sie "Flachaugen" nennen, so unbarmherzig niedermetzeln - egal ob Männer, Frauen oder Kinder vor ihnen stehen. Dies bleibt den weiteren Bänden überlassen. Die Militärführung der Loower fördert den intelligenzfreien Feldzug mit der Ausgabe von aggressionssteigernden Drogen, die einzelnen Soldaten versuchen sich zudem mit Sex bei Laune zu halten. Das eintönige Leben zwischen Schlafen und Morden lässt An-Keyt, eine loowerische Soldatin, mehr und mehr abstumpfen, bis sie eines Tages mit einem grauenhaftem Gemetzel ihrer Kameraden konfrontiert wird. Eine anschließende Begegnung mit einem Flachauge, der sie gegen ihre Erwartung lebend ziehen lässt, bringt ihr Weltbild ins Wanken.
Der zweite Handlungsstrang bezieht sich auf das Auftauchen einer großen Loowerflotte im Raum der Praesepe-Koalition, der auch der bekannte Planet Oxtorne angehört. Als die Oxtornische Heimatflotte aufbricht, sich im Kampf gegen die Flotte zu stellen, versucht Perry Rhodan eine kriegerische Konfrontation zu verhindern. Jedoch kämpft er einen fast aussichtslosen Kampf gegen die oxtornische Sturheit, regionale Interessen und die immer schnellere Dynamik, die sich durch die beginnende Schlacht der Loowerschiffe gegeneinander entwickelt. Schlussendlich wird er gezwungen, an der Seite der Heimatflotte in den Kampf zu ziehen.
Zwischen diesen zwei temporeichen Erzählungen kann man das Verhörprotokoll von Yun mitverfolgen, einem umweltangepassten Eingeborenen der Eis-Welt Snowflake. Recht flapsig erzählt er vom Leben auf Snowflake und den dort geltenden gesellschaftlichen Regeln. Als der Wissenschaftler Shon auf dem Planeten eintrifft und mit den insektenhaften Tring eine ursprüngliche und vielleicht auch intelligente Lebensform entdeckt, bringt er damit Perry Rhodan unter Druck. Denn im Orbit von Snowflake kämpfen mehrere tausend Loowerschiffe gegeneinander und bedrohen akut die Existenz des gesamten Planeten ....
Frank Borsch schafft hier einen in der Organisation der Erzählstränge ungewöhnlichen, aber dadurch umso interessanteren Perry-Rhodan-Roman, in dem geschickt Action mit einem gehörigen Schuss "Sense of Wonder" als auch Hintergründigem - sei es das Leben auf Snowflake oder die Art und Weise, wie Oxtorner ihre Freizeit gestalten (rustikaler als manche glauben ...) - vermischt wird. Die eingestreuten Verhörprotokolle von Yun sind anfangs etwas dröge zu lesen, mit der Zeit entwickelt sich hier aber das Interesse an dem Aufbau der Eis-Welt Snowflake. Perry Rhodan ist in diesem Band nur sehr unterrepräsentiert, was dem Buch recht gut tut - so kann sich der Autor mehr den anderen Figuren widmen und ihnen den gebührenden Platz geben. Die Farbigkeit der Charaktere ist der beste Beweis dafür. Band 1 des Dreiteilers PAN-THAU-RA ist eine gelungene Mischung aus einem historischen Kontext des PR-Universum und der aktuellen Serienhandlung kurz vor den ersten Aktionen TRAITORS in der Milchstraße.