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Titel: Die lebenden Träume
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Der zehnjährige Kim schleicht sich nachts in ein leerstehendes Haus, die beiden Kumpel warten draussen. Er soll eine Mutprobe bestehen und als Beweis ein Teil aus dem Haus mitbringen. Kim scheint ein ganz normaler Junge zu sein, mit allen Ängsten und verzweifelten Mut, seine eigene Angst zu überwinden. Dabei helfen ihm seine ausgedachten Figuren wie Silberfünkchen und Goldlöckchen. Aber zuerst einmal helfen sie ihm nicht, in das dunkle Haus zu kommen und nach einem Gegenstand zu suchen, der beweist, dass er drin war. Er findet tatsächlich etwas, aber es ist etwas, was er niemanden freiwillig zeigen will. Dieser Gegenstand ähnelt einer alten Lupe, nur ohne Glas. Als Kim während seines Besuchs die Taschenlampe herunterfällt und verlöscht, wird ihm die drückende und unheimliche Atmosphäre des Spukhauses wieder stärker bewusst. Das Gefühl in dem unheimlichen Haus lässt ihn wünschen, seine Freunde dabei zu haben. Und dabei geschieht es. Der feinfühlige Junge findet schnell heraus, dass diese Lupe etwas ganz Besonderes ist. Und vor allem, eindeutig magischer Natur. Wenn er durch die Lupenöffnung bläst, so findet er zufällig heraus, kann er seine Traumgestalten wirklich werden lassen. Als erstes erscheint Silberfünkchen eine kleine Elfe, der schnell Goldlöckchen folgt. Beide sind nicht sehr begeistert, aus der Traumwelt gerissen zu werden. Wenig später ruft er den Drachen Fineas, der aber statt klein und knuddelig, riesengroß ist. Um den Drachen kleiner zu machen ruft er einen Zauberer. Das Chaos ist komplett. In Wiesbaden tobt der Bär, denn Kim setzt mit seinen Wünschen Ereignisse in Gang, die sein ganzes Leben verändern. Aber nicht nur sein Leben, sondern auch das Leben seiner Traumfiguren. Weil die Traumfiguren jetzt in der Wirklichkeit sind, bringt er die Traumlande durcheinander. Er muss versuchen, seine neuen Freunde zurück in seine Heimat zu bringen. Durch seine unbedachte Handlung bringt er das Böse dazu aktiv zu werden.
Die lebenden Träume ist ein lesenswerter Kinderroman, der wunderbar einfach erzählt ist und die an die Phantasie des Jungen appelliert. Für junge Leser, die gerade lesen lernen, aber auch zum Vorlesen ist die Geschichte gut geeignet. Juliane Seidel gelingt es, einen sympathischen jungen Held zu schaffen, der manchmal ein wenig überfordert ist, dennoch versucht, alles zum Besten zu ändern. Was mich irritiert ist, dass er sehr weiblich wirkt. Seine liebenswert erzählte Fantasy-Geschichte fesselt sogar Erwachsene, denn den jungen Helden mögen sicherlich einige sofort ins Herz schließen. Der Roman ist ist in sich abgeschlossen. Ein grosser Vorteil für alle Leser. Auch wenn weitere Geschichten folgen werden, nicht umsonst wird der Roman als 1. Band angekündigt, muss man nicht unbedingt auf die Folgeteile warten. Man muss nicht, kann aber.