Serie / Zyklus: Perry Rhodan Odyssee-Zyklus - Band 1 |
Aufgrund des großen Verkaufserfolges der ersten Taschenbuchreihe dürfte es keinem erstaunt haben, als VPM einen zweiten Taschenbuchzyklus und damit eine weitere Zusammenarbeit mit dem Heyne-Verlag ankündigte. Der erste Roman liegt seit Mitte Oktober in den Buchläden aus.
Als Coverkünstler verpflichtete man wieder Oliver Scholl, der bereits für die Titelbildgestaltung der ersten sechs Taschenbücher verantwortlich war. Sowohl das Motiv als auch die Covergestaltung an sich hat mir gut gefallen. Der blaue Perry Rhodan-Schriftzug eingeprägt auf einen silbern gehaltenen Hintergrund assoziiert umgehend den Zusammenhang zwischen diesen Taschenbüchern und den anderen Verlagsprodukten.
Als Extras ist dem Romantext eine Risszeichung von Christoph Anczykowski vorangestellt, die den Mars-Liner-01 zeigt. Da es sich um ein vergleichsweise kleines Fahrzeug handelt, sind die Details bei der verkleinerten Darstellung auf einer Taschenbuchseite gut zu erkennen. Den weitaus umfangreicheren Part nimmt der Anhang ein. Hier beleuchtet Rüdiger Vaas in einem sehr ausführlich verfassten Beitrag die Geschichte der Marsforschung mit all ihren Facetten. Dieser Artikel umfasst ganze 40 Seiten, was durchaus als ungewöhnlich zu bezeichnen ist. Leser phantastischer Literatur sind es bereits seit Jahren gewohnt, dass Interviews und Beiträge von und über die Autoren, deren Romane/Kurzgeschichten sie gerade gelesen haben nicht mehr in Hardcover und Taschenbücher deutschsprachiger Verlage vorzufinden sind. Lediglich Kleinverlage leisten sich den Luxus ihren Lesern mehr als nur den reinen Romantext zu präsentieren. Auch VPM beschreitet hier einen neuen Weg. In diesem Umfange wurden sekundäre Texte weder in den Hardcoverausgaben noch in den Taschenbüchern präsentiert. Der Verlag beschreitet hier aber einen Weg, der meine Zustimmung voll und ganz findet, denn solch ein Beitrag rundet den Roman ab und stellt das Werk auf eine „seriösere Stufe“. Das vorliegende Taschenbuch ist somit kein reiner Unterhaltungsroman, sondern weißt noch einen umfangreichen, sekundären Part auf. Solche „Zugaben“ würde ich als Leser phantastischer Romane gerne öfters vorfinden.
Von der Konzeption her bewegt sich der Roman auf einem schmalen Grad. Perry Rhodan, Reginald Bull und eine kleine Schar zukünftiger Kolonisten des an seinem ursprünglichen Platz zurückgekehrten Mars werden von Angehörigen aus dem Volke der Tambu, bei denen es sich um Angehörige des Ordens der Wissenschaftler von Cor ´morian handelt, entführt. Entführt in eine Zukunft, die für die Galaktiker eine Milliarde Jahre entfernt ist. Gerade diese Zahl ist es, die einmal mehr den Gigantismus der Serie aufzeigt. Für mich als Leser ist solch ein Zeitraum nicht vorstellbar und so nehme ich ihn als gegeben hin. Warum aber solch ein weit in der Zukunft liegender Handlungsrahmen gewählt wurde, erklärt Hubert Haensel in seinem Roman noch nicht.
Dagegen ist die Intention der Tambu in groben Zügen bekannt. Bei ihnen handelt es sich um die fähigsten Wissenschaftler ihrer Zeit. Einer Zeit in der das Leben im Universum sich auf dem Rückzug befindet und das Universum an sich bereits gealtert ist. Die in der aktuellen Serienhandlung vorgenommenen Maßnahmen der Kosmokraten zur Reduzierung des Lebens innerhalb zeigen erste, nicht mehr zu leugnende Auswirkungen. Die Bevölkerungsdichte im Universum hat abgenommen. Die Wissenschaftler von Cor ´morian versuchen in Zusammenarbeit mit den anderen Völkern der Milchstraße dem entgegenzuwirken, indem sie an einem Schwarm bauen, der kurz vor seiner Vollendung zu stehen scheint.
Als Gegner der Wissenschaftler treten die Nodronen auf, bei denen es sich um ferne Nachfahren der humanoiden Völker aus Rhodans Zeit zu handeln scheint. Diese zeichnen sich durch eine kompromisslose Härte aus. Perry Rhodan und seine Gefährten geraten kurz nach ihrem Eintreffen in dem Wohn- und Arbeitsturm der Wissenschaftler mitten in einem Angriff der Nodronen auf diesen Turm. Nur wenige von ihnen überleben diesen und müssen sich allein in der Megapolis Mantagir zurechtfinden, was ihnen dank des Jahrhunderte umfassenden Erfahrungsschatzes Perry Rhodans und Reginald Bulls auch gelingt. Zudem haben die Nodronen Probleme sie innerhalb dieser Riesenstadt, die eine unvorstellbare Anzahl von Lebewesen beherbergt, aufzufinden.
Hubert Haensel konzentriert sich in seinem Roman auf die Ausarbeitung des Handlungsschauplatzes Magantir und vor allem auf die der Charaktäre. Perry Rhodan und Reginald Bull sind allgemein bekannt. Begleitet werden sie aber von ganz normalen Menschen, die solch einer Situation weder mental noch physisch gewachsen sind. Einige von denen, die den ersten Angriff der Nodronen überlebten, versterben im Verlaufe des Romans. Während die Handlung natürlich vorgegeben ist und vom Autor nur noch mit Leben gefüllt wurde, wobei gerade dieses „nur noch“ einige im PR-Team durchaus vor Schwierigkeiten gestellt hätte, stellt die Charakterisierung der Figuren aus meiner Sicht die größte Herausforderung dar. Diese ist Hubert Haensel aus meiner Sicht gut nachgekommen. Die beiden Unsterblichen stehen bei weitem nicht ständig im Vordergrund, sondern er räumt den Nebenfiguren reichlich Raum ein, so dass der Leser diese verinnerlichen kann und ihre Charaktere sich entfalten können. Keinesfalls aufgesetzt wirken dabei die Bändeleien zwischen Reginald Bull und der TLD-Agentin Fran Imith, die sich wie ein roter Faden durch diesen Taschenbuchzyklus ziehen dürften, denn im Heftroman 2200 wurde sie bereits als Gefährtin Reginald Bulls ganz kurz genannt.
Weiterhin bietet der Autor seinen Lesern einen rasant inszenierten Roman, der zwar auch seine ruhigeren Momente hat, in dem aber die Galaktiker sind ständig auf der Flucht befinden und sich den Nachstellungen durch die Nodronen entziehen müssen. Die Mischung zwischen beidem stimmt aus meiner Sicht.
Mir persönlich hat die Lektüre dieses Taschenbuchs sehr zugesagt. Für einen SF-Unterhaltungsroman aus dem PR-Universum deshalb ein: SEHR GUT