Serie/Zyklus: Hyperion-Zyklus 1/4 & 2/4 Titel: Die Hyperion Gesänge Originaltitel: Hyperion (1989) & The Fall of Hyperion (1990) Autor: Dan Simmons Übersetzung: ~ Verlag/Buchdaten: Heyne Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das Werk teilt sich in zwei Originalromane: Hyperion und Der Sturz von Hyperion
Hyperion
Ein mutierter Menschenstamm, genannt die Austers überzieht die Galaxis mit einem Vernichtungskrieg. Dabei geht es den im Weltall lebenden Feinden der Menschheit weniger um Eroberung als eher um Vernichtung. Doch wie soll man sie gegen einen Gegner Verteidigen, wenn das Erreichen einer bedrohten Welt Jahre dauert und der Gegner bei Ankunft bereits wieder verschwunden ist? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden werden 7 Pilger zu der Artefaktwelt Hyperion geschickt. Dort sollen sie die geheimnisvolle Zeitgruft aufsuchen und Antwort auf die Frage erhalten, wie die Menschen gerettet werden können.
Bald stelt sich heraus, dass die Pilger etwas verbindet. Alle hatten in ihrer Vergangenheit schon einmal direkt oder indirekt mit Hyperion zu tun. Man beschließt sich gegenseitig die jeweilige Geschichte zu erzählen:
Da ist der Priester, der die schreckliche Geschichte seines Mentors und dessen Begegnung mit Shrike, dem gottähnlichen Wächter der Zeitgruft und Hyperions.
Da ist der Soldat und seine Erzählung von Krieg und den wiederholten Begegnungen mit einer geheimnisvollen Frau auf den Schlachtfeldern, von der er nicht weiss ob sie Phantasie oder Wirklichkeit ist.
Da ist der Gelehrte Sol Weinstein, dessen Tochter die Zeitgruft betreten hatte und die seit dem immer jünger wird.
Da ist die Detektivin, die von einer KI besucht wird, die behauptet, ermordet worden zu sein.
Da ist der Dichter, der einen Hyperion Kantus verfasst, der die Menschheit in irgend einer Form zu bedrohen scheint.
Da ist der Consul, der die Geschichte seiner Geliebten erzählt, die er nur sieben Mal sehen konnte, da seine lichtschnellen Reisen für ihn immer eine Zeitschuld bedeuteten, d. h. er alterte langsamer als der Rest der Galaxis.
Auf dem ersten Blick denkt man, Hyperion ist eine Sammlung von sechs Erzählungen mit einer Rahmenhandlung. Diese trifft nicht zu, denn erstens hat keine der Geschichten ein richtiges Ende, zum Zweiten zeigt sich mehr und mehr, dass die Einzelgeschichten miteinander verbunden sind und dass in den Erzählungen die Lösung des Romanes zu finden ist und Drittens sind es nur sechs Erzählungen. Es ist erstaunlich, wie hervorragend es Dan Simmons gelingt, diese Konzept umzusetzen. Nicht nur, dass er das ganze Universum, in dem sich der Ereignisse von Hyperion abspielen mit diesen Erzählungen nach und nach umfassenend beschrieben wird - der Autor bedient sich der einzelnen Erzählungen unterschiedlicher Stilmittel und differenziert gemäß der Gesinnung der einzelnen Protagonisten.
So ist die Erzählung des Detektivs im Stil eines klassischen Kriminalromans gehalten, während die Passage um den Dichter eine sehr blumige Sprache aufweist und die des Soldaten in einem sehr nüchternen Stil verfasst ist.
Ein wenig unglücklich ist das Ende des Romans: Es gibt defakto gar kein Ende. Der Roman hört einfach so auf. Das ist doch sehr unbefriedigend. Zumindest einen sinnvollen Teilabschluss hätte Dan Simmons anstreben können. Umso überraschender ist es, dass der Roman dennoch den Hugo gewonnen hat. Wohl nur des wegen, weil The Fall of Hyperion zum Zeitpunkt der Abstimmung bereits erschienen war. Und in der Tat ist Hyperion ein SF Roman, wie es nur wenig gibt: Sehr gut geschrieben, interessante Story, perfekt konzipiert. Ein Roman an dem es bis auf das abrupte Ende wenig auszusetzten gibt. 9 von 10 Punkten.
Der Sturz von Hyperion
Der Roman greift nahtlos die Ereignisse von Hyperion auf weist aber einen ganz anderen Aufbau auf:
Protagonist ist diesmal ein Cybrid mit der rekonstruierten Persönlichkeit des Dichters John Keats der sich Severn nennt. Der Ereignisse um ihn sind der Haupterzählstrang und auch die Ereignisse um die Pilger auf Hyperion werden nur indirekt als "geträumte Ereignisse" erzählt. Das ist eine Pille, die man einmal schlucken muss, doch es war klar, dass die Fortsetzung nicht das Konzept des ersten Bands wiederholen kann und wenn man sich darauf einläßt, erlebt man einen Roman, der zu fesseln versteht und ein überraschendes Ende aufweisst. Natürlich macht es wenig Sinn Einzelheiten zu erzählen, aber so viel sei gesagt: Fast alle Fragen aus dem ersten Band werden umfassend beantwortet und die Lösung der ganzen Rätsel ist ebenso gut wie phantastisch.
Der zweite Roman ist gelungen, auch wenn er nicht ganz an die Klasse von Hyperion heranreicht. War Hyperion noch ein gut lesbarer Episonenroman, so ist Der Sturz von Hyperion ein anspruchvolles Werk. Dan Simmons setzt viel voraus und der Leser sollte sich in den großen Werken der Weltliteratur auskennen, denn Simmons hat dieses Werk mit Anspielungen gespickt. Dummerweise bezieht er sich teileweise auf Werke der amerikanischen Literatur und das verwehrt einem als Europäer teilweise den Zugang zu den Aussagen. Dennoch ist Der Sturz von Hyperion ein gelungener Roman, der jedem Leser von Hyperion ans Herz gelegt sei.
8 von 10 Punkten.
Hyperion - Rezensionsübersicht
Der Sturz von Hyperion - Rezensionsübersicht
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