Titel: Die Horde – Die Schlacht von Morthûl Eine Rezension von Martin Wagner |
Helden und der Kampf für das Gute, mit diesen oder so ähnlichen Themen beschäftigen sich die meisten Fantasyromane, insbesondere die ganz erfolgreichen und bekannten. Jene Helden beziehungsweise Streiter für das Gute kämpfen dabei meist gegen Monster und Gegner der übelsten Art und bleiben dabei Protagonisten, die man am ehesten als Ritter in strahlend weißer Rüstung bezeichnen könnte. Das Böse in diesen Büchern sieht dabei meist nicht nur unansehnlich aus, sondern kommt auch immer schlecht weg.
Arim Marmell hat sich diesem Problem angenommen und den Opfern aller obiger Geschichten eine Hommage geschrieben, all den armen Orks, den tumben Trollen, den verfluchten Hexen und allen anderen, die unter Prince Charming zu leiden haben. Die Horde – Die Schlacht von Morthûl ist das Werk, welches dabei entstand und welches jetzt bei Piper übersetzt und veröffentlicht wurde. Die Helden dieser Geschichte sind dabei die Mitglieder des frisch gegründeten Dämonen-Korps, einer Spezialeinheit, die der Leichenkönig zusammenstellen ließ, um überhaupt eine Chance gegen das riesige Heer der Menschen, Elfen und Zwerge zu haben, die seine sicheren Grenzen zu überrennen drohen.
Das Dämonenkorps besteht dabei aus den besten Vertretern der jeweiligen Wesenheiten, die dem Leichenkönig dienen. Die Mitglieder sind der Ork Cræosh, der Kobold Gork, der Schreckliche Jhurpess, der Gestaltwandler Omb Fezeill, der Gremlin Gimmol und die Trollin T'chakatimlamitilnog. Zu Beginn des Buches wird die Gruppe zusammengeführt und streng ausgebildet. Dabei zeigen sich zum Einen die unterschiedlichen Talente der Mitglieder, zum Anderen werden aber auch die Probleme der Mitglieder deutlich in Bezug auf Unterordnung, Konkurrenzdenken und den normalen Vorurteilen gegenüber den anderen Mitgliedern. Da kommen die ersten Kämpfe im Eis gegen Yetis und Wurmgetier gerade recht, um aus den Einzelkämpfern eine Einheit zu machen, die sich alsbald bei bedeutenderen Abenteuern für die Königin bewähren muss. Diese Abenteuer führen das Dämonenkorps an die unterschiedlichsten Orte und stellt sie vor die unterschiedlichsten Herausforderungen, sowohl geistige als auch natürlich körperliche. Und doch wartet in der Ferne und in der Zukunft das große Heer der Menschen, Elfen und Zwerge und der letzte Kampf um die Macht im Lande Kirol Syrreth.
Ari Marmell ist ein toller Geschichtenerzähler mit einem guten Augen für Details. Gekonnt verbindet er in seiner Geschichte Spannung, Fantasie und Humor so, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören will und jede Menge Sympathie für die „Bösen“ entwickelt. Ein Grund hierfür ist sicher, dass diese als runde Charaktere daherkommen und man diese Seite so noch nicht beschrieben bekommen und kennengelernt hat. Marmell schafft es dabei durch Überraschungsmomente und auch durch tolle Beschreibungen von Kämpfen und auch einfachen Unterhaltungen, den Spannungsbogen bis zur Endschlacht weit oben zu halten. Das Ende ist leider nicht wirklich gelungen, zu schnell ist alles vorbei und liebgewonnene Protagonisten sterben in Nebensätzen. Es wirkt fast so, als hätte Marmell eine Seitenvorgabe gehabt, die er einhalten musste. Schade, denn so wird am Ende ein wirklich gutes Buch zu einem mittelmäßigen, bei dem man einen Folgeband herbeiwünscht.
Fazit: Die Horde – Die Schlacht von Morthûl von Ari Marmell erzählt eine Fantasygeschichte aus der Sicht der Antagonisten, aus der Sicht der Monster. Diese Monster sind aber alles andere als unsympathisch und so verzeiht man ihnen jedes Gemetzel und jede Grausamkeit beinahe sofort und hofft, dass sie die „Guten“ aufhalten und ihrem Leichenkönig gute Diener sein können. Durchgehend Spannend, wird man das Buch so schnell nicht aus der Hand legen, sondern bis zum Ende lesen wollen.