Reihe: Wolfwalker, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt eine junge Frau vor einen seltsamen Turm, an ihrer Seite ein heulender Wolf. Im Hintergrund kann man Wälder erahnen. Ein Cover, das inhaltlich absolut zu dem Buch passt – auch wenn ich es optisch nicht ganz so ansprechend finde.
Dion ist eine Heilerin und eine Wolfsläuferin. Als die Ältesten des Stammes entscheiden, dass Dion an der Seite ihres Zwillingsbruders die “große Wanderung” durchlaufen wird – ein Ritual, dem sich sonst nur die Männer des Stammes unterziehen – sorgt dies erst für Empörung, aber schon bald zeigt sich, dass es die einzig richtige Entscheidung war.
“Die Herrin der Wölfe” ließe sich sicherlich auch dem Science Fiction zuordnen, spielt es doch ebenso wie Anne McCaffreys “Drachenreiter von Pern” in einer Zeit nach einer weit entwickelten Zivilisation. Eine Zivilisation, die ihre Spuren hinterlassen hat, auch wenn sie selbst nur noch durch Sagen und Legenden sowie einzelne Ruinen in Erinnerung geblieben ist.
Die Hauptperson der Geschichte, Dion, ist etwas Besonderes, die Teilnahme an der “großen Wanderung” nur das Ergebnis ihrer Einzigartigkeit. Dennoch ist Dion für den Leser längst nicht unnahbar. Sie fühlt Schmerz und Leid wie jeder andere auch, strebt aber auch dann noch ihr Ziel an, wenn andere schon längst aufgegeben hätten. Ich bin mir allerdings sicher, dass sie ohne “ihre” Wölfin Gray Hishn längst nicht so viel ertragen könnte – manchmal ist es nur dem Zuspruch von Hishn zu verdanken, dass sie nicht aufgibt. Generell scheinen die Wölfe in Tara K. Harpers Welt anders zu sein als unsere Wölfe, ich würde sagen intelligenter, aber auch weniger wölfisch – generationenlange telepathische Verbindung kann meiner Meinung nach durchaus zu einer derartigen Entwicklung führen.
Gegenüber Dion und Hishn rücken die anderen Figuren etwas an den Rand. Als ihr Zwillingsbruder Rhom sich einer Gruppe anschließt, die drei Mädchen aus der Gewalt eines Sklavenjägers befreien will, folgt Dion ihm ohne weiter darüber nachzudenken. Weder Rhoms noch Dions Motivation wird hier weiter erläutert. Und auch die Motivation der anderen Teilnehmer der Gruppe hätte durchaus tiefgreifender beschrieben werden können. Die Grundmotive werden gesetzt, ich hätte mir allerdings etwas mehr Verflechtung der Motive mit der Geschichte gewünscht. Den Lesespaß grenzt dieses Manko aber höchstens geringfügig ein.
Nachdem die Suche nach den Mädchen erst einmal begonnen ist, wird die Spannung nur noch durch die Flachsereien der Gruppe aufgelockert. Und die Befreiung der Mädchen ist weder leicht noch das Ende der Geschichte. Die Gruppe muss stetig Verluste hinnehmen und das, was sie im weiteren Verlauf der Geschichte auf- und entdecken, ist erst der Beginn von etwas weitaus größeren. Etwas, das sowohl die Errungenschaften und den Untergang der früheren Zivilisationen betrifft als auch die Zukunft von Dions und Hishns Volk. Mit dem Ende des Buches haben Dion und ihre Gefährten somit nur ein Etappenziel erreicht. Das schwer erworbene Wissen ist vermutlich der Auftakt für die nachfolgenden Bände – und lässt dort vielleicht auch den ein oder anderen ihrer Gefährten in den Fokus der Geschichte rücken.
Insgesamt ist “Die Herrin der Wölfe” damit zwar ein Buch mit kleinen Schwächen – diese werden aber von den zwei Hauptpersonen und der Welt, in der sie agieren, bei Weitem ausgeglichen. Ich kann das Buch damit nur weiterempfehlen und bin bereits auf der Suche nach den nächsten Bänden der Reihe.