Reihe: Necrophobia II Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Die von Frank Festa herausgegebenen Anthologien unterscheiden sich von Storysammlungen anderer Verlage dadurch, dass Festa Geschichten auswählt, die entweder noch nicht auf Deutsch vorliegen oder schon seit geraumer Zeit nicht mehr veröffentlicht wurden. Dies ist sicherlich auch ein Grund für den Erfolg seiner Anthologien. Ein weiterer Grund betrifft die Qualität der Geschichten. Ganz egal, ob wir es mit modernen oder klassischen Erzählungen zu tun haben, so trifft die Auswahl nur diejenigen Geschichten, die Originalität, Spannung und damit größte Unterhaltung aufweisen.
Diese Aspekte treffen erneut auf den Band "Necrophobia II: Die graue Madonna" zu. Die Mischung aus neuen und klassischen Autoren passt und bietet noch dazu einen angenehmen Gruselspaß. So erzählt Graham Masterton in seiner Titel-Geschichte von einem Mann, der die Ursachen des Mordes an seiner Frau ergründen möchte und dabei auf die Spur einer unheimlichen Nonne stößt. Schön ist die Aufnahme einer Geschichte von Christopher Fowler, der in den 80er Jahren auch in Deutschland verlegt wurde (z.B. "Runen", "Die Gilde der Nacht"), jedoch schnell wieder in Vergessenheit geriet. Hier schreibt er über "Die langweiligste Frau der Welt", vor der man sich im Grunde genommen sehr in Acht nehmen sollte. Ein Beitrag aus der polnischen Phantastik ist "Szamotas Geschichte" von Stefan Grabinski, dessen Erzählung eine wundervolle und wundervoll gruselige Geistergeschichte darstellt. Guy de Maupassants "Die Tote" oder M.R. James' "Pfeife, und ich komme zu dir, mein Freund" liefern zusammen mit Karl Hans Strobl und Algernon Blackwood Beispiele aus der klassischen Schauererzählung.
Insgesamt beinhaltet der Band 18 unheimliche Geschichten, die das komplette Spektrum der Horrorgeschichte abdecken. Dies wäre eigentlich auch der einzig negative Punkt: schade, dass es nur 18 Geschichten sind. So bleibt einem nichts anderes übrig, als sehnsuchtsvoll auf die nächste Anthologie zu warten.