Reihe: Gruselkabinett 31 Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Rudyard Kipling (1865-1936) ist den meisten Lesern sicherlich durch seine Romane "Das Dschungelbuch" oder "Kim" bekannt. Dass er jedoch auch eine Vielzahl an unheimlichen Geschichten geschrieben hat, ist eher unbekannt. Seine viktorianischen Geistergeschichten spielen teilweise in Indien, wo Kipling einen Teil seines Lebens verbrachte.
Für ihre Hörspielreihe Gruselkabinett wählten Marc Gruppe und Stephan Bosenius die wohl bekannteste unheimliche Geschichte Kiplings aus: "Die Gespenster-Rikscha". Hierin geht es um Theobald Jack Pansay, der auf einem Schiff nach Indien auf Agnes Keith Wessington trifft. Obwohl Agnes verheiratet ist, gehen beide eine Affäre ein. In Indien angekommen, möchte Pansay die Verbindung wieder lösen. Agnes jedoch gerät immer mehr in Verzweiflung und verfolgt Pansay in ihrer Rikscha auf Schritt und Tritt. Schließlich stirbt Agnes und Pansay glaubt sich endlich von ihr befreit. Zu seinem Entsetzen muss er jedoch erkennen, dass er weiterhin von ihrer Rikscha verfolgt wird ...
Die Spannung wird dadurch erzeugt, dass die Geschichte kurz vor dem Ende beginnt. Pansay berichtet völlig verstört, was ihm widerfahren ist. Dadurch wird das Grauen, das in Kiplings Geschichte mitschwingt, sehr gut in Szene gesetzt. Auch das eigentliche Thema in Kiplings Geschichte, nämlich ein Blick hinter das angeblich so prüde viktorianische England, ist wunderbar herausgearbeitet. Dadurch ergibt sich einerseits ein menschliches Drama, andererseits eine kurzweilige Gespenstergeschichte, in der Pansay zunehmend den Verstand zu verlieren scheint. Die Musik charakterisiert dabei sehr schön den exotischen Schauplatz der Geschichte. Ein weiteres Mal ist mit "Die Gespenster-Rikscha" Marc Gruppe und Stephan Bosenius ein spannendes Hörspiel gelungen. - Absolut empfehlenswert!